Tattoos erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Dabei wird die Körperkunst auch gern farbig gestaltet. Die Risiken dabei werden aber oft nicht bedacht oder sind in ihrem Umfang häufig nicht bekannt. Systemisch kann hier kurzzeitig Prednisolon und topisch die Kombination aus Miconazol und Flupredniden eingesetzt werden.
Alle Tätowierfarben können Allergien auslösen, doch die Verwendung der Farbe „Rot“ ist diesbezüglich besonders riskant, wie der folgende Fall zeigt.
Fallbeispiel
Eine 38-jährige Bürokauffrau hatte sich im etwa eine Woche zurückliegenden Auslandsurlaub einen „Marienkäfer“ in den Farben „Schwarz“ und „Rot“ auf den Fußrücken tätowieren lassen. Etwa 2 Tage später spürte sie in diesem Bereich einen stärkeren Juckreiz und zunehmendes Brennen. Am 3. Tag kam es zur Blasenbildung mit strenger Begrenzung auf das „Tattoo“. Zeitgleich mit der zunehmenden Hautreaktion hätte sie auch eine leichtere Übelkeit und Kopfschmerzen bemerkt. Außerdem hätte sich bei aus der Jugend bekannter Neurodermitis im Bereich des Kopfes ein juckendes Ekzem entwickelt.
Das Tattoo im „Käfermotiv“ hatte eine Ausdehnung von etwa 10 × 7 cm. Auf den in rot gestalteten Körper-Flügel-Bereich des Insekts begrenzt, fiel ein ödematös-entzündliches Infiltrat mit einzelnen Blasen und Erosionen auf. Die umgebene Haut war nur diskret reaktiv entzündlich gerötet. Die schwarz gefärbten Kopf-, Fühler- und Beinanteile des Käfers zeigten keine entzündlichen Veränderungen. Stirn und Mittelgesicht der Patientin waren ekzematös verändert. Das übrige Integument erschien unauffällig.
Die Blickdiagnose im anamnestischen Kontext war klar: Kontaktekzem als Reaktion auf die rote Tätowiertinte. Eine primäre, durch ein kontaminiertes „Rot“ inokulierte Infektion hätte sich weiter ausgebreitet und dann auch eine eher krustig-purulente Morphe gehabt.
Die Unterscheidung eines rein irritativ-toxischen Kontaktekzems von einem allergischen Kontaktekzem bedürfte ggf. einer allergologischen Testung. Der strenge Bezug auf die rot tätowierte Region bei Fehlen einer hämatogenen Streureaktion konnte auf die toxische Variante hinweisen. Andererseits waren die anamnestisch berichtete verzögerte Entzündungsreaktion und der verwendete rote Farbstoff Hinweise für ein allergisches Kontaktekzem. Bei Letzterem bestünde eine Sensibilisierung gegen das Allergen. Auch die Allgemeinsymptomatik und das im Kopfbereich exazerbierte atopische Ekzem sprachen für eine eher allergische Reaktion.
Therapie und Verlauf
Zur raschen Reduktion der Entzündung und zur Vermeidung einer Superinfektion wurde zunächst ein kurzer systemischer Steroidstoß mit Prednisolon 80 mg p. o. durchgeführt und die Wirkstoffgabe über 7 Tage ausgeschlichen.
Lokal kam ein Kombipräparat aus Miconazol und Flupredniden zum Einsatz. Das Antimykotikum Miconazol wirkt mit großer therapeutischer Breite gegen dermatologisch relevante grampositive Bakterien und hat entgegen lokalen Antibiotika kein relevantes Allergisierungsrisiko. Das Klasse-II-Steroid Flupredniden wirkt lokal antiekzematös. Unter der Behandlung kam es zum Abklingen der Entzündung und im Verlauf zu einem weitestgehenden Erhalt des Tattoos, allerdings mit deutlicher Abblassung der Rotfärbung.