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Allgemeinmedizin

Weltschlaganfalltag

Teleneurologie unterstützt nicht nur bei der Erstdiagnose

Dr. med. Bianca Bach

Gerade in Gegenden, wo eine fachärztlich-neurologische Rund-um-die-Uhr-Versorgung fehlt, und die nächste Stroke Unit nicht schnell erreichbar ist, leistet die Telemedizin wertvolle Dienste. Nicht nur bei der Diagnose eines Schlaganfalls in der Klinik, sondern zunehmend auch schon im Rettungswagen und perspektivisch auch in der Nachsorge.

Ein Schlaganfall ist ein Notfall. Je schneller die Diagnose gestellt und eine adäquate Therapie, möglichst in einer Stroke Unit, eingeleitet wird, desto größer die Chance Betroffener, das Ereignis ohne Folgeschäden zu überstehen. Mithilfe der Teleneurologie wurde hier bereits viel erreicht.
So beteiligen sich in Deutschland über 200 Kliniken an telemedizinischen Schlaganfall-Netzwerken. „Fast jeder zehnte Patient wird mittlerweile telemedizinisch behandelt“, sagte Prof. Dr. med. Christoph Gumbinger bei einer Pressekonferenz der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) zum Weltschlaganfalltag am 29. Oktober. Als Sprecher der DSG-Kommission Telemedizinische Schlaganfallversorgung und Leiter der Stroke Unit der Neurologischen Universitätsklinik in Heidelberg wittert er „eine kleine telemedizinische Revolution“. Denn inzwischen sind Teleneurologen weit mehr als bloße Berater für Ärzte in peripheren Häusern, wenn dort ein Patient mit Schlaganfall eingeliefert wird. Vielmehr fungiert er als „Schaltstelle“, nimmt beispielsweise im Falle einer erforderlichen Thrombektomie Kontakt mit der Zielklinik auf und veranlasst die Übermittlung der CT-Bilder. „Während der Patient dann transportiert wird, kann der Neuroradiologe die Thrombektomie vorbereiten.“

Sektorübergreifende Konzepte

Auch sei ein Sprung der Telemedizin in den Rettungsdienst zu beobachten: Ein Tele-Notarzt oder ein konsiliarisch hinzugezogener Tele-Neurologe kann sich bereits im Rettungswagen per Videokonferenz zuschalten, mit dem Patienten sprechen, eine klinische Ersteinschätzung abgeben und den Patienten gezielt in eine Stroke Unit bringen lassen. Die Ärzte dort werden vorab genau über den Patienten informiert und können eine Intervention vorbereiten.
Die sektorübergreifende, durchgehende Betreuung durch Spezialisten spart nicht nur Zeit, sondern auch Ressourcen. Kann ein Schlaganfall ausgeschlossen werden, lässt sich mitunter ein langer, unnötiger Transport zur nächsten Stroke Unit vermeiden. Einige Bundesländer wie Brandenburg führen ein solches System bereits ein.
Auch in der Nachsorge sieht Gumbinger Potenzial, etwa in Form von telemedizinisch angebotener Physio- und Ergotherapie.
Problemlos läuft das alles nicht: „Obwohl es die Telemedizin in den Kliniken seit 10‒15 Jahren gibt, gibt es in extrem vielen Bundesländern eigentlich noch immer keine nachhaltige Finanzierung.“ So bekommen die peripheren Häuser die Kosten für den Wissenstransfer, aber auch für die erforderliche Hardware oft nicht erstattet. Einige Kliniken steigen daher wieder aus. Glückliche Ausnahme sei Bayern, wo auch die Kostenträger in die Entwicklung der Telemedizin-Konzepte eingebunden wurden. Letztlich ist hier die Politik gefordert.

Online-Pressekonferenz der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) zum Weltschlaganfalltag, 26.10.2021

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