Depression ist eine der häufigsten psychischen Erkrankungen weltweit, dennoch ist der Einfluss des Geschlechts auf Depression nicht hinreichend geklärt. Die klinische Diagnose wird durch die Vielfalt der Symptome und Patientenmerkmale beeinflusst.
Schon lange weiß man: Frauen haben ein 2- bis 3-fach höheres Risiko, im Verlauf ihres Lebens an einer Depression zu erkranken. Dieser Geschlechtsunterschied beginnt im Alter der Pubertät deutlich zu werden, prägt sich zwischen dem 30. und 45. Lebensjahr weiter aus und persistiert bis ins hohe Alter. Weniger bekannt sind dagegen die unterschiedlichen Ausprägungen der Depression.
Eine Studie der Fachklinik Wahrendorff untersuchte, wie weit sich Frauen und Männer hinsichtlich depressiver Symptome tatsächlich unterscheiden. Welche Rolle spielen dabei Faktoren wie geschlechterrollenspezifische Eigenschaften und bestimmte Persönlichkeitsaspekte wie Erregbarkeit, Aggressivität, Emotionalität und Beanspruchung? Die Erhebung der depressiven Symptombelastung erfolgte mit standardisierten Fragebögen (BDI, GMDS, GEPAQ, FPI-R) bei Frauen und Männern mit einer gesicherten Diagnose, welche in einem teilstationären oder stationären psychiatrischen Setting behandelt wurden. Für die multizentrische, quantitative Querschnittserhebung wurden die Daten von mehr als 900 Patientinnen und Patienten ausgewertet.
Dabei wiesen Frauen eine höhere Symptombelastung (BDI, GMDS) als Männer auf. Die beiden Geschlechter unterscheiden sich auch hinsichtlich der Einflussfaktoren. Während bei depressiven Frauen eher Emotionalität und Beanspruchung von Relevanz sind, spielen bei Männern auch Aggressivität sowie maskuline Persönlichkeitseigenschaften eine zentrale Rolle bei der Art und Schwere der depressiven Symptome.
Der Autor
Dr. rer nat. Reinhard Merz
Dr. Vanessa Rößner-Ruff et al. (Sehnde), Poster P 13-04