Atopische Dermatitis: Cimetidin als Zusatztherapie +++ Rosazea: Cosmeceuticals ohne Vorteil gegenüber Vehikel +++ Atopische Dermatitis: Abrocitinib vs. Dupilumab +++ Depressionen bei Rosazea +++ Botulinumtoxin bei Rosazea +++
Atopische Dermatitis: Cimetidin als Zusatztherapie
Ziel einer aktuell publizierten Studie war es, die Wirksamkeit von Cimetidin als Zusatztherapie zur Standardbehandlung bei akuter extrinsischer atopischer Dermatitis (AD) zu bewerten.
In der doppelblinden, randomisierten, kontrollierten Studie mit 26 AD-Patienten im Alter von 12 bis 60 Jahren wurde die Wirksamkeit von Cimetidin (25–40 mg/kg täglich) anhand der Veränderungen im SCORAD und objektiven SCORAD in Verum- und Placebogruppe in den Wochen 2, 4, 6 und 8 bewertet. Zudem wurden die Serumspiegel von Immunglobulin E (IgE), Interferon-Gamma (IFN-γ) und Interleukin 12 (IL-12) und IL-4 dokumentiert. In der Verumgruppe verbesserten sich SCORAD und objektiver SCORAD signifikant zu allen Messzeitpunkten (p = 0,004, p = 0,001, p < 0,001 bzw. p < 0,001) im Vergleich zur Placebogruppe, ebenso der IgE-Spiegel in Woche 8 (p = 0,002). Hinsichtlich der IFN- γ-, IL-12- und IL-4-Spiegel konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen gemessen werden. Subjektiv hatte sich auch der Pruritus unter Cimetidin nach 6 und 8 Wochen signifikant verbessert.
Fazit: Cimetidin ist eine sichere und wirksame adjuvante Therapie bei akut-extrinsischer AD.
Dermatol Ther (Heidelb), 2022 Feb 17; DOI 10.1007/s13555-022-00688-z
Rosazea: Cosmeceuticals ohne Vorteil gegenüber Vehikel
Cosmeceuticals, Pflegeprodukte mit aktiven Inhaltsstoffen, spielen bei der Behandlung von Gesichtserythemen und subjektiven Symptomen bei Rosazea-Patienten eine immer größere Rolle. In einer randomisierten, doppelblinden, kontrollierten Split-Face-Studie wurde über vier Wochen die kombinierte Anwendung eines Schaums und einer Creme (Verum) auf der einen Gesichtshälfte im Vergleich zum Vehikel alleine auf der Gegenseite objektiv und subjektiv miteinander verglichen. Die Kohorte umfasste 33 Rosazea-Patientinnen mit persistierendem Gesichtserythem. Zwischen Vehikel und Verum konnten dabei keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich objektiver und subjektiver Endpunkte festgestellt werden, jedoch besserte sich die Trockenheit der Haut bei zwei Dritteln aller Patienten.
Fazit: Bei ähnlicher Wirkung von Verum und Vehikel scheint am ehesten ein optimales Hautpflegesystem an sich für die Verbesserung von Gesichtserythem und subjektivem Empfinden verantwortlich zu sein – und nicht bestimmte Wirkstoffe.
J Cosmet Dermatol 2022 Feb; 21(2): 689–697
Atopische Dermatitis: Abrocitinib vs. Dupilumab
Die Studie JADE COMPARE verglich klinisch bedeutsame Verbesserungen der Patientenresultate (PRO) bei mittelschwerer bis schwerer AD unter Abrocitinib, Dupilumab und Placebo. Die Patienten erhielten 16 Wochen lang Abrocitinib (200 oder 100 mg einmal täglich), Dupilumab (300 mg als subkutane Injektion alle zwei Wochen) oder Placebo, jeweils mit topischer Hintergrundtherapie. Die PRO wurden mittels Dermatology Life Quality Index (DLQI), Patient-Oriented Eczema Measure (POEM) und Night Time Itch Scale (NTIS) gemessen. In Woche 16 betrug der Anteil derer, die einen POEM-Score < 3 erreichten, 21,3 % bzw. 11,7 % unter 200 bzw. 100 mg Abrocitinib, 12,4 % unter Dupilumab, 4,8 % unter Placebo. Der Anteil der Patienten, die eine Verbesserung des NTIS-Schweregrads um ≥ 4 Punkte erreichten, lag bei 64,3 % bzw. 52,4 % unter 200 bzw. 100 mg Abrocitinib, bei 54,0 % unter Dupilumab und bei 34,4 % unter Placebo. Einen Anstieg des DLQI um ≥ 4 Punkte erreichten 85,0 % bzw. 74,4 % unter 200 bzw. 100 mg Abrocitinib, 83,4 % unter Dupilumab sowie 59,7 % unter Placebo.
Fazit: Unter Abrocitinib konnten signifikant bessere Patientenresultate als unter Dupilumab nachgewiesen werden – mit den numerisch größeren Effekten unter der höheren Abrocitinib-Dosierung mit 200 mg.
J Eur Acad Dermatol Venereol 2022 Mar; 36(3): 434–443
Depressionen bei Rosazea
Ziel eines systematischen Reviews war es, den Zusammenhang zwischen Rosazea und Depressionen sowie Angstzuständen zu untersuchen; dazu wurden 9 Studien mit über 100 Millionen Rosazea-Patienten evaluiert. Die gepoolte Analyse von Querschnitts- und Fall-Kontroll-Studien ergab, dass Patienten mit Rosazea signifikant häufiger an Depressionen (Quotenverhältnis [OR] 2,855; 95%-KI 1,258–6,481) und Angstzuständen (OR 2,373; 95%-KI 1,448–3,888) litten als Menschen ohne Rosazea. Auch in der Metaanalyse der Kohortenstudien konnte dieser Effekt gezeigt werden: Patienten mit Rosazea hatten ein signifikant höheres Risiko für die Entwicklung von Depressionen (bereinigtes Inzidenzratenverhältnis [IRR] 2,443; 95%-KI 1,603–3,723) und Angstzuständen (bereinigtes IRR 2,181; 95%-KI 1,660–2,864).
Fazit: Die Ergebnisse liefern weitere Belege dafür, dass die Rosazea signifikant mit Depressionen und Angstzuständen assoziiert ist, und legen nahe, dass Klinikärzte sich der psychologischen Aspekte dementsprechend bewusst sein sollten.
J Affect Disord 2022 Feb 15; 299: 239–245
Botulinumtoxin bei Rosazea
An einer randomisierten, einfach verblindeten, Split-Face-kontrollierten Studie zu Wirksamkeit und Sicherheit von Botulinumtoxin (BTX) in Kombination mit Breitbandlicht (BBL) bei der Behandlung von Rosazea-bedingten Erythemen nahmen 22 Patienten mit erythemato-teleangiektatischer Rosazea teil, die drei Behandlungen im Abstand von einem Monat erhielten. Als Verumgruppe wurde die Gesichtshälfte definiert, die bei der ersten Behandlung BBL plus BTX und danach BBL plus Kochsalzlösung erhielt. Verglichen mit der Kontrollseite (jeweils BBL plus Kochsalzlösung) nahmen in der Verumgruppe die Hydratation zu, der Global Flush Symptom Score (GFSS), der VISIA-Rotwert, der Erythem-Index, der transepidermale Wasserverlust und die Talgsekretion ab. Gleiches zeigte sich für die Verumgruppe nach drei Monaten im Vergleich zu den Ausgangswerten (jeweils p < 0,05). Die Talgsekretion kehrte sechs Monate nach Behandlung auf das Ausgangsniveau zurück.
Fazit: Die intradermale Injektion von BTX in Kombination mit BBL zeigt eine deutliche Verbesserung des Rosazea-bedingten Erythems.
Dermatol Ther 2022 Feb 20; e15395