Patientinnen mit symptomatischen Myomen werden zu häufig zur operativen Therapie in die Klinik überwiesen. Dabei gibt es für viele Frauen passende medikamentöse Behandlungsangebote. Niedergelassene Frauenärztinnen und Frauenärzte sollten diese Option kennen und ihre Patientinnen entsprechend aufklären.
Der Uterus myomatosus ist der am häufigsten auftretende gutartige Tumor der Frau [1]. In Deutschland fand man in einer systematischen Untersuchung in gynäkologischen Praxen mittels transvaginaler Sonografie bei rund 2300 Frauen über 30 Jahren eine durchschnittliche Häufigkeit von 41,6 % mit einem Gipfel in der Altersgruppe zwischen 46 und 50 Jahren von 62,8 % [2].
Für die Behandlung symptomatischer Myome stehen viele Behandlungsoptionen zur Verfügung. Galt früher die Hysterektomie als Standardtherapie, haben in den letzten Jahren organerhaltende minimalinvasive und radiologisch-interventionelle sowie medikamentöse Ansätze an Relevanz gewonnen.
Die Diagnose des Uterus myomatosus sollte möglichst akkurat und frühzeitig gestellt werden, um zwischen Therapieindikation differenzieren zu können. Die Entscheidung für oder gegen eine infrage kommende Behandlungsoption sollte dabei stets im Zuge einer partizipativen Entscheidungsfindung gemeinsam mit der Patientin erfolgen; eine umfassende Aufklärung über die im individuellen Fall zur Verfügung stehenden Strategien ist daher obligat. Für die Beschreibung der Myom-Lokalisation sollte für einen genauen und reproduzierbaren Befund vornehmlich die FIGO-Klassifikation eingesetzt werden [3].
Über medikamentöse Optionen informieren
Die Behandlung bei symptomatischen Uterusmyomen wird über deren hormonabhängiges Wachstum ermöglicht und umfasst Gonadotropin-Releasing-Hormon(GnRH)-Analoga, Ulipristalacetat (UPA) und die Kombinationstherapie aus dem GnRH-Antagonisten Relugolix und einer Add-back-Therapie.
GnRH-Agonisten sind etablierte Medikamenten für die Behandlung sexualsteroidabhängiger Erkrankungen. Allerdings ist die Behandlungsdauer zeitlich beschränkt (6 Monate) und geht mit vasomotorischen Beschwerden (z. B. Hitzewallungen) und Knochendichteverlust einher, wenn keine Add-back-Therapie erfolgt [4,5], Die Anwendung beschränkt sich aktuell auf Fälle von schwerer Anämie oder sehr großen Myomen als präoperative Therapie [4]. Ulipristalacetat ist indiziert zur Intervalltherapie mittlerer bis starker Symptome durch Myome bei erwachsenen Frauen, die noch nicht die Menopause erreicht haben und für die eine Embolisation von Gebärmuttermyomen und/oder der chirurgische Eingriff nicht geeignet oder fehlgeschlagen ist. Aufgrund von möglicher Lebertoxizität gibt es mittlerweile Einschränkungen, sodass nur noch wenige Patientinnen für diese Therapie infrage kommen [6].
Der GnRH-Rezeptor-Antagonist Relugolix supprimiert u. a. die Ausschüttung von FSH und LH bei gleichzeitiger Prävention klimakterischer Beschwerden durch eine Add-back-Therapie (E2 1 mg/NETA 0,5 mg) in einer Tablette zur 1 x tgl. oralen Anwendung. Studien zur Relugolix-Kombinationstherapie zeigten eine Verbesserung der Blutungsbeschwerden bei > 70 % der Patientinnen nach 24 Wochen, eine Verbesserung des Hb-Werts sowie eine Verringerung Myom-assoziierter Schmerzen [7,8], jedoch keinen signifikanten Effekt auf die Myomgröße [8]. Verglichen mit GnRH-Agonisten wird eine deutliche Reduktion von Estrogen-Mangelerscheinungen beobachtet und es gibt keine signifikante Reduktion der Knochendichte [6]. Einige wenige Kontraindikationen existieren durch die Add-back-Therapie [7,9].
Durch Fortschritte in operativer, radiologisch-interventioneller und medikamentöser Therapie kann Patientinnen eine auf ihre Bedürfnisse abgestimmte Therapieform angeboten werden. Die medikamentösen Verfahren werden von den Patientinnen oft als vorteilhaft angesehen, weil sie ohne Eingriff auskommen. Sie sollten umfassend über die individuellen Möglichkeiten aufgeklärt werden.
Pflichttext
Ryeqo 40 mg/1 mg/0,5 mg Filmtabletten. Wirkstoffe: Relugolix, Estradiol, Norethisteronacetat. Zusammensetzung: Jede Filmtablette enthält 40 mg Relugolix, 1 mg Estradiol (als Hemihydrat) und 0,5 mg Norethisteronacetat. Sonst. Bestandteile: Lactose-Monohydrat, Mannitol, Poly(O- carboxymethyl)stärke-Natriumsalz, Hydroxypropylcellulose, Magnesiumstearat, Hypromellose Typ 2910, Titandioxid, Triacetin, Eisen(III)-hydroxid-oxid x H2O. Anwendungsgebiet: Zur Behandlung mäßiger bis starker Symptome von Uterusmyomen bei erwachsenen Frauen im gebärfähigen Alter. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gg. d. Wirkstoffe o. sonst. Bestandteile; bestehende o. frühere venöse thromboembolische Erkrankung; bestehende o. frühere arterielle thromboembolische kardiovaskuläre Erkrankung; bekannte thrombophile Erkrankungen; bekannte Osteoporose; Kopfschmerzen mit fokalen neurologischen Symptomen o. Migräne mit Aura; bekannte o. vermutete sexualhormonabhängige Malignome; bestehende o. vorausgegangene (benigne oder maligne) Lebertumoren; bestehende o. vorausgegangene schwere Lebererkrankung, sofern sich die Leberfunktionswerte nicht normalisiert haben; Schwangerschaft, vermutete Schwangerschaft u. Stillzeit; Blutungen unbekannter Ursache im Genitalbereich; begleitende Anwendung hormoneller Kontrazeptiva. Nebenwirkungen: Häufig: Hitzewallungen; Uterusblutung (umfasst Menorrhagie und Metrorrhagie); Reizbarkeit; Dyspepsie; Alopezie, Hyperhidrosis, nächtl. Schweißausbrüche; Angioödem, Urtikaria; Mamma-Zyste, Libido vermindert. Gelegentlich: Uterine Ausstoßung eines Myoms. Warnhinweise: Enthält Lactose. Verschreibungspflichtig. Zulassungsinhaber: Gedeon Richter Plc., Gyömrői út 19-21., 1103 Budapest, Ungarn.
Stand der Information: März 2023.
1 Stewart EA et al., BJOG 2017; 125: 1501–12
2 Ahrendt HJ et al., Arch Gynecol Obstet 2016; 293: 1243–53
3 Munro MG et al., Int J Gynaecol Obstet 2011; 113: 3–13
4 Fachinformation Trenantone®-Gyn 11,25 mg Retardmikrokapseln und Suspensionsmittel, aktueller Stand
5 Wallwiener M, Gynäkologe 2019; 52: 280–7
6 https://www.ema.europa.eu/en/medicines/human/EPAR/esmya
7 https://www.ema.europa.eu/en/medicines/human/EPAR/ryeqo
8 Al-Hendy A et al., N Engl J Med 2021; 384: 630–42
9 Hadji P et al., Frauenarzt 2021; 62: 776–80
Impressum
Bericht I Redaktion I Konzept: Dr. rer. nat. Reinhard Merz
MiM Verlagsgesellschaft mbH (Neu-Isenburg)
Mit freundlicher Unterstützung der Gedeon Richter Pharma GmbH (Köln)