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Allgemeinmedizin

Skiunfälle

Kreuzbandriss in der Hausarztpraxis

Dr. med. Jens Herresthal

Wenn in den Skigebieten Hochbetrieb herrscht, sind Pistenunfälle an der Tagesordnung; insbesondere wenn Skifahrer ihr Können falsch einschätzen. Das Knie und die Schulter erleiden dabei die häufigsten Verletzungen, bei Frauen ist meistens das Kniegelenk betroffen.

Bei der letzten Abfahrt am Nachmittag spielen Erschöpfung, Müdigkeit und die fehlende Konzentration eine große Rolle bei den Skiverletzungen. Häufig sind am Kniegelenk das Kreuzband oder der Meniskus betroffen. Am Schultergelenk ist eine Luxation das am meisten vorkommende Ereignis. Als häufigste Ursache des Kreuzbandrisses beim Skifahren gilt der Rückwärtssturz. Schon bei dem Versuch, aus der Rückenlage wieder ins Gleichgewicht zu gelangen, kann das abrupte Aufrichten eine Verletzung hervorrufen. Verantwortlich ist hierbei der Heckspoiler des Ski-Schuhs, der eine Vorwärtsbewegung des Unterschenkels (Schubladenbewegung) bewirkt. Das Kniegelenk ist generell das schwächste Glied in der funktionellen Kette der Beinachse. Reißen außer dem Kreuzband noch andere Bänder, können Fehlbelastung und Gelenkverschleiß (Arthrose) als Langzeitschäden die Folge sein.

Muss direkt operiert werden?

Ein Kreuzbandriss muss keinesfalls sofort vor Ort operiert werden, die besten Ergebnisse sind zu erwarten, wenn das Kniegelenk reizfrei ist. Ein guter Erstansprechpartner ist der Hausarzt zu Hause. Kleine klinische Tests wie der „Lachman-Test“ und die „vordere Schublade“ erlauben schnell eine erste Einschätzung einer möglichen bestehenden Instabilität. In weiterer Absprache mit einem orthopädischen Kniespezialisten, kann dieser nach intensiver Krankengymnastik und Muskeltraining die Kniegelenksstabilität prüfen. Dies geschieht durch weitere klinisch funktionelle Untersuchungen. Zusätzlich kann eine Kernspintomografie (MRT) die Diagnose erhärten und weitere Begleitverletzungen aufdecken.

Nicht jedes geschädigte Kreuzband muss operiert werden. Bei dieser Entscheidung spielt das Alter des Patienten und die Ansprüche an die eigene körperliche Leistungsfähigkeit eine Rolle. Bei sportlich aktiven Patienten mit bestehender Rotationsinstabilität ist jedoch meistens ein operatives Vorgehen angebracht, insbesondere um Folgeschäden wie Meniskusverletzungen, Knorpelschäden und den drohenden Gelenkverschleiß zu vermeiden. Bei der Operation wird das gerissene Kreuzband durch körpereigene Sehnen ersetzt. Inzwischen besteht auch die Möglichkeit, dass nur bestimmte Anteile des vorderen Kreuzbandes ersetzt ggf. refixiert werden. Dieser Eingriff ist jedoch sehr aufwendig und sollte von einem kniespezialisierten Operateur durchgeführt werden. Auch sollte die Nachbehandlung in einer Hand bleiben, um im Team mit Sportphysiotherapeuten ein bestmögliches Operationsergebnis zu erreichen.

Prävention

Mit präventiven Übungen kann langfristig die Zahl der Knieverletzungen reduziert werden. Die beste vorbeugende Maßnahme für ein sportliches Ski-Vergnügen ist, rechtzeitig mit einer Ski-Gymnastik zu beginnen und in der Vorbereitungsphase auch Übungen zur Rumpfstabilisierung sowie ein Becken-Beinachsen-Training durchzuführen. Hinweise können auch Präventionsprogramme, z. B. Stop-X (vordere Kreuzbandprävention, Link siehe unten), sein. Beim Skifahren entstehen Bewegungen, bei denen das Bein in die X-Stellung geht und der Körperschwerpunkt hinter dem Knie liegt. Eine trainierte Muskulatur kann dem besser entgegenwirken.

FAZIT:

Ein Kreuzbandriss stellt grundsätzlich eine schwere Verletzung des Kniegelenks dar. Wichtig ist vor allem, das Verletzungsausmaß genau festzustellen und die weiteren Behandlungsschritte richtig einzuleiten. Hier kann sich eine gute Kooperation zwischen Allgemeinmediziner und Orthopäde für den Patienten auszahlen. Sollte dann eine Operation erforderlich sein, ist es von Vorteil, diese von einem kniespezialisierten Orthopäden am Wohnort durchführen zu lassen. Somit ist eine Versorgung aus einer Hand mit nachfolgender sporttherapeutischer Rehabilitation vor Ort zu ­gewährleisten. Um dem Verletzungsrisiko vor­zubeugen, sind körperliche Fitness, eine gute Vorbereitung und die richtige Ausrüstung eine wichtige Voraussetzung.

Der Autor

Dr. med. Jens Herresthal
Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, spezielle ortho­pädische Chirurgie, Sportmedizin Holzhausenstraße 81, 60322 Frankfurt

herresthal@ortho-frankfurt.de
www.herresthal.info

www.kniefit.info

Bildnachweis: paveugra (iStockphoto); privat

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