Ab 50 Jahren steigt das Risiko, an Herpes zoster (HZ) zu erkranken, deutlich an. „Sobald eine Grunderkrankung wie Asthma, Depression oder rheumatoide Arthritis vorliegt, gilt diese Formel offenbar nicht mehr. Dann haben auch jüngere Erwachsene ein hohes Erkrankungsrisiko“, erklärt Dr. Julian Witte, ehemaliger Mitarbeiter der Arbeitsgruppe für Gesundheitsökonomie und Gesundheitsmanagement der Universität Bielefeld und Koautor der Studie.
In einer aktuellen retrospektiven Kohortenstudie wurden Inzidenz und Rezidiv des Herpes zoster bei Erwachsenen verschiedener Altersgruppen analysiert. Die Studie, die auf anonymisierten Abrechnungsdaten basierte, untersuchte, wie sich chronische Erkrankungen wie Asthma, chronische Herzinsuffizienz, KHK, COPD, Depression, Diabetes mellitus Typ 1 und 2 sowie rheumatoide Arthritis auf das Erkrankungsrisiko auswirken. Es zeigte sich, dass bestimmte chronische Grunderkrankungen das Risiko für eine HZ-Erkrankung um durchschnittlich 30% erhöhten.
Das höchste Erkrankungsrisiko hatten Personen mit rheumatoider Arthritis. Ein um 10‒30% erhöhtes Risiko hatten Menschen mit Depressionen, Asthma, COPD und KHK. Erhielten Patienten zudem systemische Kortikosteroide zur Behandlung der Grunderkrankung (z.B. Asthma und COPD), hatten sie ebenfalls ein erhöhtes Risiko. Bei Patienten mit Asthma, Depressionen oder rheumatoider Arthritis stieg es sogar unabhängig vom Alter signifikant an.
Diese Erkenntnisse können der Entwicklung und Überarbeitung nationaler Versorgungsleitlinien und Impfempfehlungen für Erwachsene mit Grunderkrankungen dienen. Denn ungefähr 8,2% der Erwachsenen erkranken im Laufe eines Jahres an einer Depression, vor allem in der Pandemiezeit ist das Risiko stark erhöht. Etwa 6% leiden an Asthma, weitere im Durchschnitt 6% unter COPD und 0,8% an rheumatoider Arthritis. Alle diese Menschen haben ein erhöhtes Risiko an HZ zu erkranken und Rezidive zu erleiden.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung für alle gesunden Personen ab 60 Jahren als Standardimpfung, und für Personen ab 50 Jahren mit erhöhtem Erkrankungsrisiko infolge einer Grunderkrankung als Indikationsimpfung.
Der rekombinante adjuvantierte Totimpfstoff Shingrix gegen HZ ist zugelassen für Personen über 18 Jahre mit erhöhtem Risiko für die Erkrankung sowie für alle Personen ab 50 Jahren.