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Dermatologie

Psoriasis

Volkskrankheit mit verblüffender Therapievielfalt

Prof. Dr. med. Hans Michael Ockenfels

Zwischen 2 und 3 % der Weltbevölkerung leiden an Psoriasis. Aus diesem Grund wurde u. a. diese Hauterkrankung von der WHO in die Liste der chronischen Volkskrankheiten aufgenommen. Aus der Forschung um die Pathogenese dieser Erkrankung hat sich in den vergangenen 20 Jahren eine Fülle an verschiedensten Therapieoptionen entwickelt.

Bei der allgemeinen Psoriasis kann zunächst zwischen dem Schweregrad (leicht – mittel – schwer), der Ausprägungsform (< 10,> 10 oder > 50 % der Körperoberfläche) und der Aktivität unterschieden werden (chronisch-stationäre Form, z. B. nur über den großen Streckseiten oder aber eruptiv, innerhalb weniger Wochen aufgetreten und zunehmend progredient verlaufend). Diese Unterteilung hat wesentliche Einwirkungen auf die zu wählende Therapieoption. Kleine Plaques können mit Glucocorticosteroid-haltigen Externa oder aber auch mit Vitamin-D-Analoga wie Calcipotriol über einen kurzen Zeitraum behandelt werden. In der Regel werden die Symptome nur gelindert, ein Präparat zur Heilung existiert de facto bis heute nicht. Eine Ausnahme bilden hierzu Cignolin-haltige Cremes, die jedoch meistens nur in stationären Therapien Anklang finden, da sie Haut und Kleider verfärben.</ 10,>

Lichtbehandlung

Körper und Geist beleben die verschiedenen Behandlungsformen der Lichttherapie. Diese genießt bei der Psoriasis-Therapie einen hohen Stellenwert. Patienten mit einer mittelschweren Psoriasis, d. h. einem Körperbefall von 10–50 %, sprechen sehr gut auf eine Balneophototherapie an. Diese kann mit dem Natursensibilisator Psoralen, welcher der Herkulesstaude (Bärenklau) entstammt, oder aber auch mit 22%iger Sole und anschließender UV-B-Bestrahlungstherapie 311 nm durchgeführt werden. Im privatärztlichen Bereich empfiehlt sich zusätzlich oder bei kleinfleckiger Form die gezielte UV-B-Bestrahlung mittels 308 nm Excimer-Therapie. Mit zehn bis zwölf Therapien können Plaques komplett temporär abheilen. Besteht ein deutlicher Eruptionsdruck oder kommt es nach einer erfolgreichen Balneophototherapie oder Excimer-UV-B 308 nm-Therapie zu einem Rezidiv, stehen zunächst althergebrachte Präparate zur Verfügung. Das Immunsuppressivum Ciclosporin A führt zu einer unspezifischen Immunsuppression des inflammatorischen T-Zell-Schenkels in der psoria-tischen Entzündungskaskade. Fumarsäure, seit Kurzem auch als Monopräparat zugelassen, verringert ebenfalls die T-Zell-Aktivität. Dieses Medikament kann jedoch im Gegensatz zu Ciclosporin A bei guter Verträglichkeit bei chronisch-stationären Verläufen über Jahre appliziert werden. Fumarate sind seit 1996 zur Behandlung der Psoriasis zugelassen.

Biologika-Behandlung

Aus der Grundlagenforschung heraus und dem Wissen, dass nicht alleine T-Zellen für die Inflammation als auch die Hyperkeratose bei Psoriasis verantwortlich sind, sondern nur einzelne Botenstoffe ihrer Zytokin-Kaskaden, haben sich in den vergangenen Jahren drei große Biologika-Gruppen entwickelt: TNF-α-Inhibitoren, Interleukin-17- und Interleukin-23-Antagonisten. Dabei werden je nach Medikament entweder die frei zirkulierenden Zytokine gehemmt oder es werden Rezeptoren für das entsprechende Zytokin blockiert. Alle neuen Präparate der vergangenen zwei bis drei Jahre sind als sogenannte First-Line-Präparate zugelassen, d. h., bei der mittelschweren bis schweren Psoriasis können direkt Präparate rezeptiert werden. Einzige Voraussetzung ist ein negativer Quantiferon-Test bei den Patienten. Das bedeutet, dass eine persistierende stille Tuberkulose vorher ausgeschlossen werden muss. Ebenfalls sollen, zumindest Interleukin-17, aber auch alle Tu­mor­nekrosefaktor-α-Präparate nicht bei aktiven Entzündungen oder Malignomen rezeptiert werden. Nachteil dieser Präparate gegenüber z. B. einer Balneophototherapie ist, dass sie dauerhaft anzuwenden sind und die Psoriasis nach Absetzen in den meisten Fällen schnell rezidiviert. Der Wirkstoff Apremilast führt ohne die bekannten Nebenwirkungen der oben besprochenen Präparate bei über 50 % nach zwölf Wochen zu einer deutlichen Verbesserung der psoriatischen Symptomatik, wobei in einzelnen Studien ein gutes Ansprechen, insbesondere auf die chronische Psoriasis capitis, aber auch auf Nagelveränderungen der Psoriasis, dokumentiert sind. Insofern gilt: Wie bei jeder Erkrankung, für jeden Patienten die für sein Krankheitsbild individuell beste Behandlung aus den psoriatischen Therapieoptionen auszuwählen.

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