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Allgemeinmedizin

Prävention

Krebserkrankungen in der internistischen Praxis

Martina Freyer

12.2.2025

Beim jährlichen Internisten-Update schlug Prof. Dr. med. Hans-Georg Kopp (Stuttgart) den Bogen von neuen Studiendaten zu internistischem Allgemeinwissen, von der Prävention über die Bedeutung von Laborwerten – bei monoklonaler Gammopathie – bis hin zum Nebenwirkungsmanagement bei der Krebsimmuntherapie.

Nach den aktuellen vom Robert Koch-Institut veröffentlichten Zahlen des Krebsregisters liegt das Risiko, jemals an Krebs zu erkranken, bei etwa 50 %, wobei häufige Hauttumoren wie Basaliome der Haut nicht einberechnet sind. Den Zahlen von „Krebs in Deutschland 2019/2020“ zufolge liegt das Sterberisiko für Frauen bei 20,2 % und für Männer bei 24,8 %. Damit verstirbt jede fünfte Frau, jeder vierte Mann an einer Tumorerkrankung. Weltweit führt Lungenkrebs die Liste der häufigsten Tumoren an, sowohl bei der Inzidenz (Abb.) als auch bei der Mortalität.

Die Fallzahlen steigen, die demografiebasierte Vorhersage geht für das Jahr 2050 weltweit von 35 Millionen Tumordiagnosen aus. Kopp betonte, dass die bei der Mortalität führenden Entitäten wie Lungenkarzinom, kolorektales Karzinom, Ösophagus-/Magenkarzinom, Mammakarzinom und hepatozelluläres Karzinom mit vermeidbaren Risikofaktoren assoziiert seien: Sie könnten durch Lebensstilmaßnahmen reduziert werden, respektive durch Früherkennung primär- bzw. sekundärpräventiv angegangen werden. Das formulierte Kopp als klaren Auftrag an die Prävention: Primärpräventionsmaßnahmen sind aus onkologischer Sicht wichtiger als jemals zuvor. Dazu gehören die Vermeidung von Alkohol, von Rauchen, die Vermeidung von Über-/Fehlernährung genauso wie das Impfen gegen Infektionserkrankungen wie HPV. Bei deutlicher Verringerung aller Risikofaktoren könnten bis zu 40 % der Krebserkrankungen vermieden werden. Doch in der Aufklärung sei laut Kopp wichtig, auf das verbleibende Risiko für alle hinzuweisen: „Es wird immer Krebs geben, und es kann jeden treffen.“

Krebsüberlebende im Blick behalten

Immer mehr junge Tumorbetroffene können mit den verfügbaren Therapien geheilt werden oder zumindest lange Zeit tumorfrei überleben. Doch schwedische Registerdaten von 1958 bis 2021 zeigen, dass diese Tumorüberlebenden ein 3-fach erhöhtes Risiko für Zweitmalignome haben. Auch das kardiovaskuläre Risiko ist 1,23-fach erhöht, zudem beschreibt das Register ein 1,4-fach erhöhtes Risiko für Unfall oder Trauma.

Monoklonale Gammopathie

Die monoklonale Gammopathie beschäftigt die ­Hämatologie immer wieder. Hohe Plasmaspiegel der Gamma-Fraktion an Albuminen deuten auf eine monoklonale Population von Plasmazellen hin, die ein Immungobulin oder auch nur ein Fragment davon produzieren. Dabei stellt sich die Frage, ob auch eine Plasmazellerkrankung beobachtet wird, oder ob es sich um eine benigne Form der Gammopathie handelt. Weil auch bei diesen Formen ein erhöhtes Risiko für Erkrankungen beobachtet wurde, wird der Nachweis eines monoklonalen Paraproteins bei asymptomatischen Menschen ohne Therapieindikation heute als monoklonale Gammopathie unklarer Signifikanz (MGUS) definiert. „Jedem Myelom geht ein MGUS voraus, aber nicht jeder mit einem MGUS entwickelt ein Myelom“, erklärte Kopp. Jeder Plasmazellneoplasie geht ein MGUS voraus, und eine monoklonale Gammopathie kann auch im Zuge von B-Zell-Lymphomen als Begleitphänomen vorhanden sein. Außerdem kann eine MGUS auf eine AL-Amyloidose hinweisen. Aber nur ein kleiner Anteil der MGUS geht in eine behandlungspflichtige Plasmazellneoplasie über.

Als Fazit für die Praxis empfahl Koop die Risikostratifizierung aus der iStopMM-Studie: Dort wurde ein statistisches Tool verwendet, mit dem anhand von Blutparametern die Wahrscheinlichkeit einer signifikanten Knochenmarkinfiltration vorausgesagt wird (https://istopmm.com/riskmodel/). Bei Nachweis eines monoklonalen Paraproteins, aber Fehlen von Hyperkalzämie, Nierenfunktionsstörung, Anämie und/oder skelettalen Endorganschäden, kann dieses Modell für die Entscheidung genutzt werden, hämatologische fachärztliche Unterstützung einzuholen.

Wirkung mit Nebenwirkungen

Der Einsatz von Immuncheckpoint-Inhibitoren hat die Onkologie revolutioniert und die Prognose vieler Erkrankungen deutlich gebessert. Inzwischen werden immunonkologische Therapeutika bei immer mehr Tumorerkrankungen eingesetzt. „Das heißt auch, dass wir immer mehr Überleber solcher Erkrankungen haben, und immer mehr Toxizität“, beschrieb Kopp. Mit der Erfahrung mit den Therapien nimmt auch die Erfahrung im Umgang mit immunassoziierten Nebenwirkungen zu: In der Praxis sind es zum Großteil gut behandelbare Endokrinopathien, die jedoch nicht übersehen werden dürfen. Besonderes Augenmerk solle auf Patientinnen und Patienten mit vorbestehenden kardiovaskulären ­Erkrankungen gelegt werden, meinte Kopp. Zum Screening sind Anamnese, EKG, Echokardiografie und Labor (Tro­ponin, BNP / NT-proBNP) geeignet. Auffällige ­Befunde sollten Anlass für eine kardiologische Mitbetreuung sein. Diesen Nebenwirkungen steht für einen Teil der Betroffenen jedoch bei manchen Erkrankungen inzwischen eine reelle Chance auf Heilung gegenüber. Für diese Perspektive lohnt es sich, auf mögliche behandelbare Nebenwirkungen zu achten.

Vortrag von Prof. Dr. med. Hans-Georg Koop „Hämatologie/Onkologie“, Internisten Update 2024, München, Wiesbaden und hybrid, November 2024

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