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Dermatologie

Pityriasis versicolor

„Wenn die Urlaubsbräune fleckig wird …“

Dr. med. Viktor A. Czaika

4.3.2022

Die „Kleieflechte“, wie die Pityriasis versicolor auch mitunter genannt wird, ist eine nicht ansteckende, kaum entzündliche oberflächliche Dermatomykose. Trotzdem ist sie zumeist kosmetisch störend und daher für die Betroffenen von Relevanz – wie der nachfolgende Fallbericht verdeutlicht.

Ursächlich für die Pityriasis versicolor ist Malassezia furfur, ein aktivierter „parasitärer“ Phänotyp des ­lipophilen Hefepilzes Pityrosporum ovale, der sich von den insbesondere in den seborrhoischen Arealen reichlich vorhandenen Fettsubstanzen der Haut ernährt. Als normaler Hautkommensale aller Menschen unauffällig in den Talgdrüsen siedelnd, breitet er sich als Malassezia furfur in Form von größeren Pilzrasen aus – besonders begünstigt durch heißfeuchtes, schweißtreibendes Klima, stark rückfettende Externa oder wenig atmungsaktive Kleidung. Durch geringe Inflammation, aber auch durch diskrete Eigenpigmentbildung kommt es zur Entstehung von Flecken, die im Vergleich zur unveränderten Haut dunkler erscheinen. Bei stärkerer Insolation allerdings wirkt der Pilzrasen wie ein physikalischer Sonnenschutz, sodass dann die betroffene Haut im Vergleich zur Umgebung heller wirkt. Außerdem ­bilden Malassezia spp. Stoffe, die die Melaninproduktion hemmen (Pityriasis versicolor alba). Diese manchmal bei ein und demselben Patienten zu ­beobachtende negative Farbvarianz war auch ­namengebend (lat. vertere = drehen, color = Farbe). Die behaarte Kopfhaut ist ein besonders ergiebiges Erregerreservoir. Malassezia furfur ist auch der Erreger des seborrhoischen Ekzems der Kopfhaut und des Mittelgesichts, kann Triggerfaktor des atopischen Ekzems sein, allergisch sensibilisieren und katheterassoziierte Infektionen verursachen. Bei der seltener auftretenden stärkeren Ekzematisierung spricht man von der Pityriasis versicolor rubra.

Bildnachweis: Privat

Fallbeispiel

Eine 25-jährige Kunststudentin verlebte einen schönen, sonnigen Sommer auf Mallorca. Zunehmend aber trübten fleckige Hautveränderungen das unbeschwerte Lebensgefühl. Diese juckten oder schmerzten nicht und auch sonst zeigten sich keine über die kosmetische Belastung hinausgehenden Symptome. Dennoch machte sie sich Sorgen, insbesondere hinsichtlich der einen oder anderen flüchtigen Ferienbekanntschaft und dem Potenzial übertragbarer ­Erkrankungen.

Hautbefund

Am Rumpf finden sich unter Betonung der seborrhoischen Areale polyzyklische fleckig-konfluierende, helle, minimal schuppende Plaques. Es entsteht der Eindruck von Depigmentierungen im Vergleich zum sonnengebräunten übrigen Integument – besonders am dorsalen Rumpf und Schultergürtel (Abb. 1).

Diagnostik

Beim Überstreichen der Läsionen mit dem Holzspatel stellt sich die Schuppung in der aufgelockerten Hornschicht deutlicher dar („Hobelspan-Phänomen“). ­Ein „Klebestreifen-Abriss-Präparat“ wird mit Methy­len­blau angefärbt; lichtmikroskopisch sind so reichlich Sporenhaufen und Hyphen nachweisbar. Das charakteristische Bild erinnert an „Spaghetti und Fleischbällchen“ (Abb. 2). Eine Untersuchung auf Gelbfluoreszenz im Wood-Licht war vertretbar.

Therapie und Verlauf

Die klinische Blickdiagnose wird schließlich durch die positive Mikroskopie bestätigt. Der Patientin wird die Harmlosigkeit der Dermatose dargelegt.

Es wird eine Behandlung mit Flupredniden plus ­Miconazol über eine Woche eingeleitet, die dann auf eine antimykotische Monotherapie mit Miconazol umgestellt wird. Außerdem wird ein Ciclopiroxolamin-haltiges Shampoo verordnet. Des Weiteren wird die Patientin darauf hingewiesen, dass eine Pigment­angleichung erst nach einer erneuten Insolation zu erwarten ist.

Fazit:
Obgleich die Kleiepilzflechte harmlos ist, sind die zumeist betroffenen jüngeren Erwachsenen oft sehr beunruhigt. Überdurchschnittlich häufig wird dann die Möglichkeit einer sexuell übertragenen Erkrankung befürchtet. Insbesondere in heißeren Klimaten ist die Dermatose häufig, und nicht immer ist eine Lokaltherapie ausreichend. Dann sollte eine antimykotische Systemtherapie mit Itraconazol 200 mg pro Tag über sieben Tage erfolgen. Bei Rezidiven ist eine nachfolgende Erhaltungstherapie in der Dosierung 200 mg pro Monat dauerhaft empfohlen.

Der Experte

Dr. med. Viktor Alexander Czaika
Facharzt für Dermatologie,
Venerologie und Innere Medizin
Bruno-Bügel-Weg 16
12439 Berlin

viktor.czaika@gmx.de

Literatur beim Experten

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