Eine häufige Erkrankung des peripheren Nervensystems sind Polyneuropathien. Therapeutische Optionen hängen entscheidend von den spezifischen Ursachen ab. Deshalb sollten diese durch die Diagnostik möglichst genau identifiziert werden. Neurotropische Nährstoffe können die therapeutischen Maßnahmen ergänzen.
Die Prävalenz der Polyneuropathie beläuft sich auf 2–3 % in der Allgemeinbevölkerung. In der Gruppe der über 55-Jährigen beträgt sie sogar 8 %. Nach wie vor ist die häufigste Ursache Diabetes mellitus mit 34,8 %, gefolgt von der alkoholtoxischen Polyneuropathie mit 11,1 %. Rund 22 % der Polyneuropathien bleiben in ihrer Genese unklar. Polyneuropathien können auch aufgrund genetischer Ursachen auftreten, infolge von Vitaminmangel oder -überdosierung, Toxinen, verschiedenen immunologischen Vorgängen und Medikamenten (Tab. 1).
Betroffene klagen oft über sensorische Negativ- bzw. Positivzeichen. Erstere sind z. B. Taubheitsgefühle, unsicheres Laufen auf unebenem Untergrund und das Gefühl, wie auf Watte zu gehen. Unter sensorische Positivzeichen fallen Parästhesien wie Kribbeln oder Ameisenlaufen. Außerdem schildern Patienten nicht selten ein Gefühl des Eingeschnürtseins oder benennen Schmerzen wie Brennen „Burning Feet“ und Stechen „wie tausend Nadeln“.
Oft treten neuropathische Beschwerden in Ruhe, vor allem abends oder nachts deutlicher auf. Geben die Patienten eine motorische Schwäche an, sollte klinisch auf Muskelatrophien, Lähmungen, Reflexabschwächung bzw. -ausfall geachtet werden.
Untersuchungen zur Ursachenforschung
Die Abklärung neuropathischer Schmerzen ergibt sich gemäß der S2k-Leitlinie „Diagnose und nicht interventionelle Therapie neuropathischer Schmerzen“ aus der Trias:
Therapie der schmerzhaften Polyneuropathie
Die polyneuropathischen Schmerzen stellen nicht selten eine therapeutische Herausforderung dar. Als Ziele sind in der Regel anzustreben:
Diese Therapieziele sollten mit den Patienten realistisch erörtert werden, denn trotz einer medikamentösen Therapie kann oft keine Schmerzfreiheit erreicht werden. Zudem spricht bei allen medikamentösen Optionen ein Teil der Patienten nur unzureichend auf die Therapie an oder leidet an nicht tolerierbaren Nebenwirkungen.
Unterstützende Mikronährstoffe
Um das Absetzen von potenziell wirksamen Präparaten zu vermeiden, sollten die Patienten darüber aufgeklärt werden, dass die Wirkung erst nach Eindosierung und Erreichen einer wirksamen Dosis und mit zeitlicher Verzögerung einsetzt. Auch kann es sinnvoll sein, mehrere Medikamente zu kombinieren, weil dadurch synergistisch schmerzhemmende Effekte auftreten und die Einzeldosen niedriger bleiben können.
Für eine ganzheitliche Therapie können Patienten unterstützend neurotrope Nährstoffe ausprobieren. Zu den gängigen Produkten zählt beispielsweise die Kombination aus Uridinmonophosphat, Vitamin B12 und Folsäure. Da Uridinmonophosphat die Proteinbiosynthese fördert, kann es zu einer besseren Versorgung der geschädigten Neuronen beitragen. Darüber hinaus begünstigt es den schnellen Wiederaufbau wichtiger Membranbestandteile. Die enthaltene Folsäure ist vor allem für die Zellteilung, Zellneubildung und Vervielfältigung des Erbguts wichtig. Und Vitamin B12 wird für die Zellteilung benötigt.
Literatur bei der Redaktion