- Anzeige -
Allgemeinmedizin

Peripheres Nervensystem

Diagnostik und Therapie der Polyneuropathie

Nicole Hein

24.1.2023

Eine häufige Erkrankung des peripheren Nervensystems sind Polyneuropathien. Therapeutische Optionen hängen entscheidend von den spezifischen Ursachen ab. Deshalb sollten diese durch die Diagnostik möglichst genau identifiziert werden. Neurotropische Nährstoffe können die therapeutischen Maßnahmen ergänzen.

Die Prävalenz der Polyneuropathie beläuft sich auf 2–3 % in der Allgemeinbevölkerung. In der Gruppe der über 55-Jährigen beträgt sie sogar 8 %. Nach wie vor ist die häufigste Ursache Diabetes mellitus mit 34,8 %, gefolgt von der alkoholtoxischen Polyneuropathie mit 11,1 %. Rund 22 % der Polyneuropathien bleiben in ihrer Genese unklar. Polyneuropathien können auch aufgrund genetischer Ursachen auftreten, infolge von Vitaminmangel oder -überdosierung, Toxinen, verschiedenen immunologischen Vorgängen und Medikamenten (Tab. 1).

Betroffene klagen oft über sensorische Negativ- bzw. Positivzeichen. Erstere sind z. B. Taubheitsgefühle, unsicheres Laufen auf unebenem Untergrund und das Gefühl, wie auf Watte zu gehen. Unter sensorische Positivzeichen fallen Parästhesien wie Kribbeln oder Ameisenlaufen. Außerdem schildern Patienten nicht selten ein Gefühl des Eingeschnürtseins oder benennen Schmerzen wie Brennen „Burning Feet“ und Stechen „wie tausend Nadeln“.

Oft treten neuropathische Beschwerden in Ruhe, vor allem abends oder nachts deutlicher auf. Geben die Patienten eine motorische Schwäche an, sollte klinisch auf Muskelatrophien, Lähmungen, Reflexabschwächung bzw. -ausfall geachtet werden.

Untersuchungen zur Ursachenforschung

Die Abklärung neuropathischer Schmerzen ergibt sich gemäß der S2k-Leitlinie „Diagnose und nicht interventionelle Therapie neuropathischer Schmerzen“ aus der Trias:

  • Anamnese: Neuroanatomisch plausible Schmerzausbreitung und relevante Läsion oder Erkrankung erfragen.
  • Sensibilitätsprüfung: Negative oder positive sensorische Zeichen, die sich auf dem Inner­vationsgebiet der verletzten bzw. erkrankten Nervenstruktur beschränken.
  • Apparative Diagnostik: Bestätigen der Läsion oder der Erkrankung des somatosensorischen Nervensystems (Tab. 2).

Therapie der schmerzhaften Polyneuropathie

Die polyneuropathischen Schmerzen stellen nicht selten eine therapeutische Herausforderung dar. Als Ziele sind in der Regel anzustreben:

  • Schmerzreduktion um ≥ 30 %
  • Verbesserung der Schlafqualität
  • Verbesserung der Lebensqualität
  • Erhalt der sozialen Aktivität und des sozialen Beziehungsgefüges
  • Erhalt der Arbeitsfähigkeit
  • Verbesserung der Funktionalität

Diese Therapieziele sollten mit den Patienten realistisch erörtert werden, denn trotz einer medikamentösen Therapie kann oft keine Schmerzfreiheit erreicht werden. Zudem spricht bei allen medikamentösen Optionen ein Teil der Patienten nur unzu­reichend auf die Therapie an oder leidet an nicht tolerierbaren Nebenwirkungen.

Unterstützende Mikronährstoffe

Um das Absetzen von potenziell wirksamen Präparaten zu vermeiden, sollten die Patienten darüber aufgeklärt werden, dass die Wirkung erst nach Eindosierung und Erreichen einer wirksamen Dosis und mit zeitlicher Verzögerung einsetzt. Auch kann es sinnvoll sein, mehrere Medikamente zu kombinieren, weil dadurch synergistisch schmerzhemmende Effekte auftreten und die Einzeldosen niedriger bleiben können.

Für eine ganzheitliche Therapie können Patienten unterstützend neurotrope Nährstoffe ausprobieren. Zu den gängigen Produkten zählt beispielsweise die Kombination aus Uridinmonophosphat, Vitamin B12 und Folsäure. Da Uridinmonophosphat die Proteinbiosynthese fördert, kann es zu einer besseren Versor­gung der geschädigten Neuronen beitragen. Darüber hinaus begünstigt es den schnellen Wiederaufbau wichtiger Membranbestandteile. Die enthaltene Folsäure ist vor allem für die Zellteilung, Zellneubildung und Vervielfältigung des Erbguts wichtig. Und Vitamin B12 wird für die Zellteilung benötigt.

Literatur bei der Redaktion

Lesen Sie mehr und loggen Sie sich jetzt mit Ihrem DocCheck-Daten ein.
Der weitere Inhalt ist Fachkreisen vorbehalten. Bitte authentifizieren Sie sich mittels DocCheck.
- Anzeige -

Das könnte Sie auch interessieren

123-nicht-eingeloggt