Liegt bei chronischen Wunden kein klinischer Verdacht auf eine Infektion vor, sollten keine oberflächlichen Abstriche auf Bakterien entnommen werden. So die aktuell veröffentlichte neue „Klug entscheiden“-Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e. V. (DGIM).
Denn auch nicht infizierte Wunden sind häufig mit Bakterien kolonisiert, für die keine Therapieindikation besteht. Nichtsdestotrotz wird eine in oberflächlichen Wundabstrichen „diagnostizierte“ harmlose Besiedelung meist antibiotisch behandelt. „Vor dem Hintergrund der zunehmenden Zahl an Resistenzen, der potenziellen Nebenwirkungen dieser Medikamente und auch der Kosten für das Gesundheitswesen sollten Antibiotika aber nur gegeben werden, um eine Infektion des umgebenden Gewebes zu beherrschen“, erklärte Prof. Dr. med. Sebastian M. Schellong, Vorsitzender der Konsensus-Kommission „Klug entscheiden“ aus Dresden – einer Initiative, die Über- und Unterversorgung im Gesundheitswesen thematisiert. Eine Probe sollte nur dann entnommen werden, wenn sich um die Wunde Anzeichen einer Infektion wie Rötungen, eitrige Beläge oder Wärmebildung zeigen oder die betroffene Person über Schmerzen klagt. Um Klarheit über den Erreger zu erlangen, empfiehlt sich in diesen Fällen, eine Probe aus tieferen Gewebeschichten zu entnehmen – was die Wahrscheinlichkeit erhöht, den relevanten Erreger zu identifizieren.
Pressemitteilung der DGIM, Mai 2024