Eine internationale Kohorten-Studie zur diabetischen Retinopathie (DR) zeigt, dass die Komplikation bei Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes rückläufig ist. Die DR ist weltweit die vierthäufigste Augenerkrankung bei Erwachsenen und kann zur Erblindung führen.
Lange Zeit war die diabetische Retinopathie eine der Hauptkomplikationen bei Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes. Nun gibt es allerdings einen Trend zu weniger Retinopathie-Erkrankungszahlen in dieser Patientengruppe, wie die aktuelle internationale Kohorten-Studie anhand von Daten aus qualitätsgesicherten nationalen Screening-Programmen von über 156.000 jungen Diabetespatienten (47,1% weiblich, mittleres Alter 15,7 Jahre, mittlere Diabetesdauer 5,2 Jahre) aus elf Ländern gezeigt hat. Insgesamt betrug die statistisch unbereinigte Prävalenz jeglicher diabetischer Retinopathie 5,8%, wobei sie zwischen den Ländern zwischen 0,0% (Luxemburg) und 16,2% (USA) schwankte. Die Wahrscheinlichkeit einer DR nahm mit längerer Diabetesdauer zu, nahm im Laufe der Zeit ab und stieg im Zusammenhang mit modifizierbaren Risikofaktoren an (erhöhtes HbA1c, Bluthochdruck, Rauchen).
„Wir können vermuten, dass diese Entwicklung im Zusammenhang mit der verbesserten glykämischen Kontrolle in den letzten Jahren stehen könnte. Diese wurde auch mithilfe des gestiegenen Zugangs zu Diabetes-Technologien, wie der kontinuierlichen Blutzuckermessung (CGM) und Insulinpumpen, ermöglicht“, stellte Prof. Dr. Reinhard Holl (Ulm) fest, der mit Registerdaten aus der Diabetes-Patienten-Verlaufsdokumentation (DPV) an der Studie mitgewirkt hat. „Das trug offenbar erheblich dazu bei, mikro- und makrovaskuläre Komplikationen, die zur Retinopathie, aber auch zur Nephropathie und Neuropathie führen, hinauszuzögern oder gar zu verhindern“.
Pressemitteilung Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG), Januar 2023
Bratina N et al.: Pediatr Diabetes. 2022 Dec;23(8):1656-1664 (DOI 10.1111/pedi.13416).