Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat bei Ripretinib einen „erheblichen Zusatznutzen“ in der Therapie des fortgeschrittenen gastrointestinalen Stromatumoren (GIST) festgestellt. Grundlage der Bewertung war die Phase-III-Studie INVICTUS.
Ripretinib ist ein Switch-Control-Kinase-Inhibitor und bereits als Viertlinientherapie von erwachsenen Patienten mit GIST zugelassen, die zuvor mit drei oder mehr Kinasehemmern, einschließlich Imatinib, behandelt wurden. GIST sind selten, gehören jedoch zu den häufigsten mesenchymalen Tumoren im Gastrointestinaltrakt. Sie entstehen meist im Magen (50–60 %) und Dünndarm (20–30 %). Der Auslöser ist eine Genmutation, die zu einer ständigen Aktivierung eines Signalweges und daher unkontrolliertem Zellwachstum führen. Jährlich erkranken 1–2 Menschen / 100.000 Einwohner daran. Die Krankheit trifft hauptsächlich ältere Patienten (medianes Alter 70 Jahre).
Bei ca. 80 – 85 % aller GIST liegt eine Mutation im KIT-Gen vor, vor allem der Exons 9 und 11, bei 10 – 15 % eine PDGFRA-Mutation, meist in Exon 12, 14 oder 18. Sie werden in der Regel erst spät entdeckt, weil Symptome oft erst in den späten Stadien auftauchen und oft unspezifisch sind. In der Therapie werden neben chirurgischen Optionen adjuvante und neoadjuvante Behandlungen mit Imatinib verwendet. Bei Imatinib-Versagen kommt Sunitinib, danach Regorafenib zum Einsatz. In der Viertlinientherapie wird Ripretinib eingesetzt.
In der Phase-III-Zulassungsstudie INVICTUS wurde die Behandlung mit Ripretibin und Best Supportive Care (BSC) gegenüber Placebo und BSC verglichen. Dabei zeigte sich ein Überlebensvorteil von etwa einem Jahr bei gleichzeitig verbesserter Lebensqualität und besserem Gesundheitszustand. Der G-BA bewertete den klinischen Zusatznutzen hinsichtlich der Endpunkte Mortalität, Morbidität, gesundheitsbezogene Lebensqualität und Nebenwirkungen. Die mediane Überlebenszeit betrug bei Ripretinib 18,2 Monate versus 6,3 Monate unter Placebo [Hazard Ratio 0,42 (95 % Konfidenzintervall, 0,27–0,67); p<0,001]. Der Überlebensvorteil wird mit 11,9 Monaten beziffert. Der G-BA wertet das als statistisch signifikanten Effekt mit hoher Aussagesicherheit. Das mediane progressionsfreie Überleben (mPFS) betrug 6,3 Monate (vs. 1,3 im Kontrollarm [HR=0,15 (95% KI, 0,09-0,25), p<0,0001]). Die mediane Zeit der Aufrechterhaltung des Gesundheitszustandes lag unter Serum bei 8,1 Monaten (1,6 Monate in der Kontrollgruppe; [HR 0,49 (95 % KI: 0,30–0,81), p=0,005]). Wie schon in der INTRIGUE-Studie wurde eine bessere Verträglichkeit festgestellt.
Pressemitteilung Deciphera Pharmaceuticals, September 2022