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Mikrobiom

Rolle der Probiotika bei Infektionskrankheiten

24.3.2023

Der Schwerpunkt von Probiotika bei Infektionen liegt in der Prophylaxe. Gut belegt sind die vorteilhaften Effekte zur Rezidivprophylaxe banaler Atemwegsinfektionen im Kindesalter mit Mischungen abgetöteter Keime. Probiotische Produkte unterscheiden sich hinsichtlich der enthaltenen Bakterienstämme und die Wirkungen sind von Stamm zu Stamm verschieden. Von der geringen Evidenzlage dieser gesundheitsfördernden Effekte ist vor allem die gut belegte Empfehlung zur frühen Prophylaxe der atopischen Dermatitis geblieben.

Expertenkommetar

Prof. Dr. med. Harald Renz
Direktor des Instituts für Laboratoriumsmedizin und Pathobiochemie, Molekulare Diagnostik Universitätsklinikum Gießen und Marburg

renzh@med.uni-marburg.de

In Bezug auf die klinischen Effekte von Probiotika in der Therapie von Infektionen gibt es noch sehr viel Luft nach oben. Zu einem probiotischen Präparat mit vier verschiedenen Bakterienstämmen (drei Laktobazillen und Pediococcus ­acidilactici CECT 7483) wurde in Mexiko eine randomisierte, vierfach verblindete, placebokontrollierte Studie zu COVID-19 durchgeführt. Die Probiotikagabe verkürzte die mediane Zeit bis zur Symptomfreiheit um fünf Tage. Zudem wurde ein stärkerer Anstieg von SARS-CoV-2-spezifischen Antikörpern beobachtet und schwere ­Verläufe konnten durch die Probiotikagabe gelindert werden. ­Diese positiven ­Ergebnisse sind bisher jedoch nicht in weiteren Studien reproduziert worden. ­Daher können Probiotika aktuell nicht evidenzbasiert zur Therapie von Infektionen empfohlen werden. Allerdings sind therapiebegleitend Lakto­bazillen und Bifidobakterien zur Darmsanierung bei Antibiotikagabe von Nutzen.

Die Diversität der Mikrobiota spielt eine wichtige Rolle. Daher sind Mischungen verschiedener potenter Bakterienstämme wirksamer als einzelne Keime. Obgleich es auch einige einzelne Stämme mit nachgewiesener gesundheitsfördernder ­Wirkung gibt. Auch die Dosis spielt eine wichtige Rolle. So sind probiotische ­Bakterien in Joghurts oder Milch nicht hoch genug dosiert. Da Probiotika den Darm nicht besiedeln, ist zudem eine kontinuierliche Einnahme erforderlich. Bis die positiven Effekte zum Tragen kommen, braucht es Zeit. Beginnt eine Infektprophylaxe mit Probiotika bei Kindern im Sommer, wird der schützende Effekt vor banalen Atemwegsinfektionen im Herbst und Winter zu bemerken sein.

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