Eine aktuelle Analyse zeigt nun, dass die wissenschaftliche Kenntnislage zu schwach ist, um zu belegen, dass Yoga den Schweregrad eines Burnouts, depressive Symptome oder den erlebten Stress mindern und die Lebensqualität von Betroffenen verbessern kann. Selbst wenn sich bei einzelnen Aspekten günstige Einflüsse von Yoga andeuten, reicht dies nicht für ein positives Fazit, so teilt das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)mit.
Ein interdisziplinäres Wissenschaftlerteam der Evangelischen Kliniken Essen-Mitte suchte im Auftrag des IQWiG systematisch nach Studien, die Yoga bei Menschen mit Burnout vergleichen mit „keine Behandlung“ oder anderen Behandlungsansätzen. In ihren Bericht flossen Ergebnisse von fünf Studien, die allerdings alle deutliche Schwächen haben und kaum miteinander vergleichbar sind: Beispielsweise wurden Studienteilnehmer nach unterschiedlichen Kriterien ausgewählt und verschiedene Formen von Yoga eingesetzt. Daher lässt sich insgesamt nicht beurteilen, ob oder wie gut Yoga bei Burnout hilft. In zwei der fünf Studien wurde Yoga verglichen mit „keine Behandlung“. In einer Studie wurde Yoga zusätzlich zu einer üblichen Behandlung eingesetzt und mit der üblichen Behandlung allein verglichen. Die restlichen zwei Studien verglichen Yoga mit anderen Behandlungsansätzen (kognitive Verhaltenstherapie und Gruppen-Fitnesskurse).
Einheitliche Definition und Standards fehlen
Die Ergebnisse deuten lediglich an, dass Yoga im Vergleich zu keiner Behandlung bzw. einer üblichen Behandlung ohne begleitendes Yoga den erlebten Stress reduzieren kann. Weitere Effekte des Yoga, zum Beispiel auf depressive Symptome oder auf die Lebensqualität, zeigen sich in den Studien nicht. Daten zu Nebenwirkungen von Yoga fehlen oder konnten nicht ausgewertet werden. Die Forschungsfrage zur Burnout-Bewältigung mit Yoga lässt sich also anhand der vorliegenden Studienergebnisse nicht beantworten.
Die Analyse offenbart gleichzeitig, so das IQWiG, grundsätzlichen Forschungsbedarf: Es werden Studien benötigt, in denen Yoga mit therapeutischem Ansatz über einen ausreichend langen Zeitraum untersucht wird. Zwei Grundvoraussetzungen sind dafür jedoch zu beachten: Zum einen ist eine einheitliche Definition sowie Standards zur Feststellung eines Burnouts erforderlich. Und damit Yoga als Behandlungsansatz gelten könne, muss zum anderen die Kursqualität durch eindeutige Kriterien für Inhalte und Kompetenzen der Lehrenden definiert sein.
Der 150-seitige, endgültige HTA-Bericht „Burnout: Kann Yoga bei der Bewältigung helfen?“ kann online downgeloadet werden unter https://www.iqwig.de/download/ht21-02_yoga-bei-burnout_hta-bericht_v1-0.pdf
Pressemitteilung „Burnout: Kann Yoga bei der Bewältigung helfen?“ Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), Köln, 10.7.2023 (https://www.iqwig.de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilungen-detailseite_96512.html).