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Psychiatrie

Netzhautveränderung korrelieren mit Schizophrenie-Schweregrad

19.7.2024

Die Netzhaut von Schizophrenie-Patientinnen und -Patienten unterscheidet sich von der Netzhaut gesunder Menschen, wie eine multizentrische deutsche Arbeitsgruppe in einer neuen Publikation berichtet. Diese Veränderungen könnten Psychiaterinnen und Psychiatern dabei helfen, einen besonders schweren Krankheitsverlauf frühzeitig vorherzusagen.

Die Netzhaut ist aus evolutionärer Sicht eine Ausstülpung des Gehirns und hat dieselbe Genetik. Bei Erkrankungen wie der Schizophrenie, die von genetischen Veränderungen geprägt ist, ist die Netzhaut für Forscher und Forscherinnen eine leicht zugängliche Alternative, um das Zentralnervensystem zu untersuchen. Erstautor Emanuel Boudriot vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie untersuchte mit seinen Kolleginnen und Kollegen die Netzhaut von etwa 230 Schizophrenie-Patientinnen und -Patienten und gesunden Personen. Sie erfassten die Schichten der Netzhaut mithilfe der licht-basierten Optical Coherence Tomography (OCT) und maßen die elektrischen Signale der einzelnen Nervenzellen.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass bei Schizophrenie-Patienten einige Netzhautschichten deutlich dünner und die elektrophysiologischen Signale deutlich verändert waren“, erklärt Studienleiter Dr. Dr. Florian Raabe. Außerdem konnten das Team zum ersten Mal nachweisen, dass die Netzhautveränderungen bei schwerer Erkrankten mit einer höheren Belastung an genetischen Risikofaktoren besonders ausgeprägt waren. Diese Korrelation ist ein Hinweis darauf, dass die Netzhautveränderungen durch die Erkrankung selbst hervorgerufen werden und nicht nur von anderen Faktoren wie Rauchen, Übergewicht oder einer Diabetes-Erkrankung (wie sie bei von Schizophrenie Betroffenen generell häufiger als in der restlichen Bevölkerung auftreten).

Die nun in Biological Psychiatry veröffentlichte Querschnittsstudie liefert Momentaufnahmen. Um zu bestätigen, dass Patientinnen und Patienten mit ausgeprägten Netzhautveränderungen generell schwerere Krankheitsverläufe haben, sind Longitudinalstudien notwendig. Dabei werden Betroffene vom Diagnosezeitpunkt an über einen längeren Zeitraum hinweg begleitet. Dann könnten Messungen der Netzhaut zukünftig bei der Behandlung helfen, indem schon zum Zeitpunkt der Diagnosestellung vorausgesagt wird, welche Patientinnen und Patienten besonders gefährdet sind und eine engmaschige Behandlung benötigen.

Pressemitteilung „Netzhaut weist auf Schweregrad der Schizophrenie hin“. Max-Planck-Institut für Psychiatrie, München, 4.6.2024 (https://www.psych.mpg.de/2904953).
* Boudriot E et al.: Signature of altered retinal microstructures and electrophysiology in schizophrenia spectrum disorders is associated with disease severity and polygenic risk. Biol Psychiatry. 2024 Apr 26:S0006-3223(24)01262-9 (DOI 10.1016/j.biopsych.2024.04.014).

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