Lupus erythematodes ist eine schwere chronisch-entzündliche, in Einzelfällen tödliche Autoimmunerkrankung, die vor allem junge Frauen betrifft. Dabei kommt es zur Bildung von Autoantikörpern und durch Immunkomplexe vermittelte Entzündungen und Organschäden.
Obwohl autoreaktive B-Zellen eine Schlüsselrolle in der Pathogenese des systemischen Lupus erythematodes (SLE) spielen, hat die B-Zell-Depletion durch Antikörper nur eine begrenzte therapeutische Wirksamkeit. Möglicherweise wegen der Unzugänglichkeit und Persistenz autoreaktiver B-Zellen in lymphatischen Organen und entzündeten Geweben oder der pathologischen Rolle von CD20-negativen Plasmazellen, die bei Patienten mit SLE als zusätzliche Quelle von Autoantikörpern fungieren können. Chimäre Antigenrezeptor(CAR)-modifizierte T-Zellen, die gentechnisch verändert wurden, um CD19 und andere B-Zell-Oberflächenantigene zu erkennen, haben sich als wirksames Werkzeug für die Behandlung von rezidivierten oder refraktären B-Zell-Lymphomen erwiesen. Dieser technologische Durchbruch liefert zusammen mit den jüngsten überzeugenden Daten zur Rolle von B-Zellen in der Krankheitspathogenese, die aus präklinischen Lupus-Modellen abgeleitet wurden, eine Begründung für den Einsatz von CAR-T-Zell-Therapien bei Patienten mit SLE. Am Deutschen Zentrum für Immuntherapie (DZI) des Uni-Klinikums Erlangen wurde nun erstmals weltweit ein Präparat mit CAR-T-Zellen bei dieser Indikation verabreicht. Knapp ein halbes Jahr nach der Zelltherapie, so berichtet die Arbeitsgruppe im New England Journal of Medicine, sind die Gelenkschmerzen verschwunden, der Organismus der therapierefraktären 20-Jährigen hat sich komplett erholt und es sind wieder sportliche Aktivitäten möglich. „Wir waren sehr überrascht, wie schnell sich ihr Zustand unmittelbar nach der Zellinfusion besserte“, berichtete Prof. Dr. med. Dimitrios Mougiakakos (Erlangen). „Die CAR-T-Zellen haben ihre Aufgabe ausgezeichnet erledigt und haben die krankheitsvermittelnden B-Zellen rasch zerstört. Zusammen mit den Antikörpern gegen die eigene Erbsubstanz verschwanden auch alle Krankheitssymptome des SLE.“ Jetzt ist eine klinische Studie zum CAR-T-Zell-Einsatz bei Patienten mit Autoimmunerkrankungen geplant.
Mougiakakos D et al., N Engl J Med 2021 Aug 5; 385(6): 567‒569, doi 10.1056/NEJMc2107725, PMID 34347960