Im Rahmen der Studie „Burden 2020 – Die Krankheitslast in Deutschland und seinen Regionen“ haben Forscher vom Robert Koch-Institut (RKI) gemeinsam mit weiteren Einrichtungen für Deutschland analysiert, welche Krankheiten maßgeblich zur Krankheitslast beitragen.
An erster Stelle sind dies, so die Studienergebnisse, koronare Herzkrankheiten, gefolgt von Schmerzen im unteren Rücken sowie Lungenkrebs. „Krankheitslast-Studien liefern umfassende Daten zur Bevölkerungsgesundheit, und Burden 2020 ist inzwischen ein zentraler Baustein der Public-Health-Surveillance des Robert Koch-Instituts und damit für Deutschland“, sagt RKI-Präsident Prof. Dr. Lothar H. Wieler in einer Pressemitteilung des Instituts und betont: „Solche Daten sind unverzichtbare Grundlage für Steuerung und Priorisierung von Maßnahmen der Gesundheitsversorgung und Prävention“.
Krankheitslast wird in Form des Indikators DALY (Disability-adjusted life years) gemessen. DALY beziffern die Abweichung der Gesundheit der Bevölkerung von einem optimalen Gesundheitszustand und setzen sich aus der Krankheitslast durch Mortalität (Years of life lost, YLL) und Morbidität (Years lived with disability, YLD) zusammen. YLL messen die Lebenszeit, die durch vorzeitiges Versterben im Vergleich zur statistischen Lebenserwartung verloren geht. YLD misst die Lebenszeit, die in eingeschränkter Gesundheit (Krankheit/Behinderung) verbracht wird. Krankheitslast hat gegenüber der isolierten Betrachtung von Sterbefällen und Krankheitshäufigkeiten den Vorteil, dass die Bedeutung von Krankheit (YLD) und Tod (YLL) für die Bevölkerungsgesundheit vergleichbar wird, auch international und regional. Als Datenquellen für Burden 2020 dienen vor allem die Todesursachenstatistik, Befragungsdaten und GKV-Abrechnungsdaten.
Genderspezifische Unterschiede
Die Analysen zeigen, dass pro Jahr rund 12 Millionen DALY anfallen. Das entspricht 14.584 DALY je 100.000 Einwohner (EW). Im Vergleich aller betrachteten Krankheitsursachen trägt die koronare Herzkrankheit insgesamt am meisten zur Krankheitslast bei (2.321 DALY je 100.000 EW), gefolgt von Schmerzen im unteren Rücken (1.735 DALY/100.000 EW), Lungenkrebs (1.197 DALY/100.000 EW), Kopfschmerzerkrankungen (1.032 DALY/100.000 EW) sowie die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (1.004 DALY/100.000 EW). Doch auch psychische Erkrankungen wie Angststörungen und Depressionen sind unter den zehn häufigsten Krankheitslastursachen vertreten. Bei Frauen verursachten Schmerzerkrankungen und Demenzen mehr Krankheitslast als bei Männern. Männer hatten wiederum eine höhere Krankheitslast durch Lungenkrebs oder alkoholbezogene Störungen. Im jüngeren Erwachsenenalter führten neben Schmerzerkrankungen besonders auch alkoholbezogene Störungen bei beiden Geschlechtern bereits zu einer relativ hohen Krankheitslast. Neben den Altersverläufen, stehen die Ergebnisse regional (Länder, 96 Raumordnungsregionen) und getrennt nach Männern und Frauen zur Verfügung.
Pressemitteilung Robert Koch-Institut (RKI), November 2022
Porst M et al.; Dtsch Arztebl Int. 2022 Nov 18;(Forthcoming):arztebl.m2022.0314 (DOI 10.3238/arztebl.m2022.0314,.