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Kopfschmerz

Schwere Migräne: Osmophobie bei 30% aller Patienten

6.9.2022

Ein Drittel der Menschen mit schwerer und langjähriger Migräne hat offenbar eine permanente Geruchsüberempfindlichkeit – auch zwischen den Migräneattacken. Am häufigsten als störend empfinden die Betroffenen süßes Parfüm (36%), Essensgerüche (22%) und Zigarettenrauch (12%).

Je länger und je stärker sie unter ihrer Erkrankung leiden, desto häufiger ist eine solche Osmophobie feststellbar. Etwa 30% der Patienten nennen Gerüche auch als Auslöser für Migräneattacken. Dies berichtete PD Dr. Gudrun Goßrau auf einer Pressekonferenz der Initiative „Attacke! Gemeinsam gegen Kopfschmerzen“, einer Initiative der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMGK). Die neuen Daten stammen aus einer gemeinsamen Studie des UniversitätsSchmerzCentrums (USC) und des Interdisziplinären Riechzentrums des Universitätsklinikums Dresden. „Diese Erkenntnisse können zu neuen Therapieansätzen führen, etwa einem strukturierten Riechtraining zur Desensibilisierung, das bereits in Dresden entwickelt wird“, so die DMGK-Vizepräsidentin.

Bekannt war bisher, dass Gerüche Migräneattacken auslösen können. Neu ist die Einsicht, dass Patienten mit längerer Erkrankungsdauer der Migräne und höherer migränebedingter Alltagseinschränkung häufiger eine Geruchsüberempfindlichkeit zeigen als weniger betroffene. Bei Migräneformen mit Aura tritt die Osmophobie doppelt so häufig auf wie bei Formen ohne Aura. Neben den erwähnten Gerüchen - süßes Parfüm, Essensgerüche, Zigarettenrauch - wurden von den Studienteilnehmern besonders häufig auch Abgase, abgestandene Raumluft, Blumenduft, Lack- und Gasgeruch erwähnt.

Trigeminus-Nerv als Erklärungsansatz

Die aktuell publizierte Querschnittstudie basiert auf einer Befragung von 113 Personen (99 weiblich, 14 männlich) im Alter von 19 bis 78 Jahren mit episodischer oder chronischer Migräne. Die Krankheit wurde mit der International Classification of Headache Disorders III (ICHD 3) von einem spezialisierten Neurologen bewertet. Der Schweregrad der Migräne wurde mit dem Migraine disability assesment score (MIDAS) ermittelt.

Die Studie legt nahe, dass die unangenehmen Düfte nicht nur den Riechnerv (N. olfactorius) aktivieren, sondern auch den Trigeminusnerv, der für die Schmerzwahrnehmung am Kopf verantwortlich ist, heißt es in einer Pressemitteilung der DMGK. Das olfaktorische und das trigeminale System sind auf neuronaler Ebene miteinander verbunden. So ist etwa im Versuch nachweisbar, dass eine Reizung des Trigeminusnervs Aktivitäten der olfaktorischen Hirnareale auslöst. Auch die Riechschleimhaut ist von sensorischen Fasern des Trigeminus durchzogen. Diese enge Vernetzung von Duft- und trigeminalen Schmerzsystem bietet einen Erklärungsansatz, warum Düfte Kopfschmerzen auslösen können. Bei Corona-Infizierten konnte beobachtet werden, dass sie längere und schwerere Migräneschübe aufwiesen. Es wird angenommen, dass die Verstärkung der Migräne über die Infektion der Riechschleimhäute und die Entzündung der Trigeminus-Nervenfasern durch SARS Cov-2 verursacht wird.

Pressemitteilung Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMGK), September 2022
Gossrau G et al.; J Headache Pain. 2022 Jul 15;23(1):81 (DOI 10.1186/s10194-022-01451-7).

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