Immer mehr Kinder und Jugendliche haben eine Hypertonie, ohne dass sie oder ihre Eltern es wissen, stellt die Stiftung Kindergesundheit in einer Pressemitteilung fest. „Hoher Blutdruck ist bei Erwachsenen einer der wichtigsten Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und gilt weltweit als eine der führenden Ursachen für Todesfälle durch Herzinfarkt, Schlaganfälle oder Nierenversagen”, sagt der Vorsitzende der Stiftung Prof Dr. med. Berthold Koletzko (München).
„Bei Kindern kommt Hypertonie zwar deutlich seltener vor als bei Erwachsenen, doch auch bei ihnen ist sie nicht weniger gefährlich. Ein Bluthochdruck im Kindesalter gilt nämlich als mitbestimmend für die Höhe des Blutdrucks und deren Folgen im weiteren Verlauf des Lebens“, so Koletzko.
Vor allem in der Pubertät werden immer öfter bedenkliche Blutdruckwerte gemessen, wobei Jungen 3-4-mal häufiger betroffen sind als Mädchen. Wie bei Erwachsenen liegt das besondere Risiko darin, dass die Hypertonie auch bei Kindern und Jugendlichen nicht mit eindeutigen Krankheitszeichen in Erscheinung tritt und Symptome oft völlig fehlen. Deshalb ist Hypertonie bei Kindern lange Zeit ein von der Wissenschaft stark vernachlässigtes Problem gewesen. Die Folgen: „Ein zu hoher Blutdruck wird immer noch häufig zu spät erkannt und behandelt”, erläutert Koletzko. „Die Hypertonie ist leider ausgesprochen heimtückisch: Sie tut nämlich nicht weh. Einen erhöhten Blutdruck spürt man nicht. Das Kind fühlt sich also nicht krank und macht auch auf seine Eltern keinen kranken Eindruck. Nur manchmal geben Kopfschmerzen, Sehstörungen, Schwindelgefühle, Nasenbluten, schnelle Ermüdbarkeit, starker Durst, Lern- und Konzentrationsstörungen dem Kinder- und Jugendarzt einen Hinweis auf den bestehenden Hochdruck.“ Trotz aller Bemühungen der Ärzte und der Medien um Aufklärung sei es bis heute nicht gelungen, die Zahlen der von hohem Blutdruck Betroffenen wesentlich zu senken.
Hypertonie bei Kindern und Jugendlichen: Häufiger Blutdruck messen
Laut Angaben der Deutschen Hochdruckliga haben etwa 3% der Kinder und Jugendlichen in Deutschland eine Hypertonie. Das sind etwa 400.000 betroffene Heranwachsende. Bei Kindern und Jugendlichen mit Übergewicht liegt die Rate sogar noch höher: Unter ihnen haben bis zu 25% eine Hypertonie. Wie bei Erwachsenen ist eine Hypertonie ein „stiller Killer“, der z. B. das Risiko steigert, bereits im jungen Erwachsenenalter an Herz oder Nieren zu erkranken oder einen Schlaganfall zu erleiden. Als besonders gefährlich gilt bei Kindern und Jugendlichen die hypertensive Krise. Sie kann sich auch bei Kindern durch Sehstörungen, Kopfschmerzen, Nasenbluten oder Zittern bemerkbar machen und zu Verwirrtheit und Krampfanfällen bis zur Bewusstlosigkeit führen.
Um die gefährlichen Folgen hohen Blutdrucks zu verhindern, wären regelmäßige Messungen des Blutdrucks schon bei Kindern vom dritten Lebensjahr an etwa alle zwei Jahre empfehlenswert und nützlich, betont die Stiftung Kindergesundheit. Bei den Vorsorgeuntersuchungen ist allerdings erst bei der Jugendgesundheitsuntersuchung J1 eine Blutdruckmessung vorgesehen. Die Europäische Gesellschaft für Bluthochdruck empfiehlt jedoch eine deutlich frühere Erstmessung: bei Kindern ohne Risikofaktoren im Alter von drei Jahren, mit einer Wiederholung nach zwei Jahren. Danach sollte am besten bei jedem Arztbesuch auch der Blutdruck gemessen werden.
Besonders gefährdet sind, so Koletzko, Kinder mit Übergewicht, mit Hypercholesterinämie, mit einer bekannten oder vermuteten Erkrankung des Herzens oder der Nieren, Kinder aus Familien, in denen Hypertonie gehäuft vorkommt, bzw. Kindern, deren Eltern vor dem 60. Lebensjahr einen Myokardinfarkt oder vor dem 70. Lebensjahr einen Apoplex erlitten haben. In diesen Fällen sollte der Blutdruck noch häufiger kontrolliert werden.
Pressemitteilung„Bluthochdruck – eine Gefahr auch schon für Kinder“. Stiftung Kindergesundheit,München, 8.5.2023 (https://www.kindergesundheit.de/aktuelles/).