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Kardiologie

Plötzlicher Herztod: Metaanalyse stellt bisherige Empfehlungen infrage

5.2.2025

Wie lässt sich das Risiko eines plötzlichen Herztods bei Patientinnen und Patienten, die bereits einen Herzinfarkt überstanden haben, zuverlässig beurteilen? Und wann ist der Einsatz eines implantierbaren Defibrillators wirklich sinnvoll? Eine jetzt publizierte Analyse, die auf Daten von über 140 000 Teilnehmenden basiert, hinterfragt bisher gültige Empfehlungen.

Der plötzliche Herztod, bei dem das Herz abrupt und ohne Vorwarnung aufhört zu schlagen, macht etwa 20 % aller Todesfälle in Europa aus. Besonders gefährdet sind Patieninnen und Patienten, die bereits einen Herzinfarkt erlitten haben.

Bisherige Risikoeinschätzung: LVEF

Zur Einschätzung des individuellen Risikos eines plötzlichen Herztods wird bei diesen Betroffenen bisher vor allem die linksventrikuläre Ejektionsfraktion (LVEF) herangezogen. Liegt die LVEF bei 35 % oder niedriger, spricht man von einer stark eingeschränkten Pumpfunktion. In diesen Fällen empfehlen die gängigen Leitlinien die vorbeugende Implantation eines ICDs (implantierbarer Kardioverter-Defibrillator), der gefährliche Herzrhythmusstörungen erkennt und das Herz durch elektrische Impulse wieder in einen normalen Rhythmus bringt.

Doch sind diese Empfehlungen – basierend auf rund 20 Jahre alten Studienergebnissen – noch zeitgemäß? Ist die LVEF tatsächlich eine zuverlässige Methode zur Einschätzung des Risikos für einen plötzlichen Herztod? Und rechtfertigt sie den routinemäßigen Einsatz eines ICDs, trotz der Kosten und möglichen Komplikationen für die Betroffenen?

Risiko mit LVEF nicht zuverlässig einzuschätzen

Ein internationales Team unter der Leitung von Prof. Dr. med. Gerhard Hindricks und PD Dr. med. Nikolaos Dagres vom Deutschen Herzzentrum der Charité (DHZC) hat diese Fragen untersucht. Sie analysierten dazu die Daten von über 140 000 Personen, die nach einem Herzinfarkt in 20 internationalen Kohortenstudien über mehrere Jahre hinweg beobachtet wurden. Die Analyse zeigt, dass das Risiko eines plötzlichen Herztodes durch die Messung der LVEF nicht zuverlässig eingeschätzt werden konnte – weder bei Patientinnen und Patienten mit stark eingeschränkter Pumpfunktion noch bei solchen mit moderat oder normaler Pumpfunktion. Auch in Kombination mit anderen klinischen Daten konnte das Risiko laut der Analyse der Berliner Forscher nicht wesentlich besser bewertet werden.

Verbesserte Therapien und neue Überlegungen

Die Forscher weisen außerdem darauf hin, dass sich die Behandlungsmöglichkeiten für Herzinsuffizienz-Patientinnen und -Patienten durch die Einführung neuer Medikamentenklassen erheblich verbessert haben. Dies hat dazu geführt, dass schwere Herzrhythmusstörungen und plötzliche Herztode auch bei Personen nach einem Infarkt deutlich seltener auftreten.

Daher halten die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen eine Neubewertung des Nutzens einer routinemäßigen prophylaktischen Defibrillatorimplantation bei Personen mit einer LVEF von ≤ 35 % für dringend erforderlich.

Pressemitteilung „Plötzlicher Herztod – neue Erkenntnisse“. Deutsche Herzzentrum der Charité (DHZC), Berlin, 2.12.2024 (https://www.dhzc.charite.de/news/ploetzlicher-herztod-neue-erkenntnisse-279).

Peek N et al.: Sudden cardiac death after myocardial infarction: individual participant data from pooled cohorts. Eur Heart J. 2024 Nov 14;45(43):4616-4626 (DOI 10.1093/eurheartj/ehae326).

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