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Kardiologie 89. Jahrestagung DGK-Jahrestagung

Mit STAR-Therapie gegen behandlungsresistente ventrikuläre Tachykardien

27.4.2023

Nach Behandlungen bei ventrikulären Tachykardien (VT) kommt es bei 20-50% der Patienten zu lebensbedrohlichen wiederholten VT und Schockabgaben des Kardioverter-Defibrillators ( ICD) mit z. T. stark beeinträchtigenden Krankenhausaufenthalten. Eine erneute Katheterablation ist nicht in jedem Fall möglich, zudem ist das arrhythmogene Areal im linken Ventrikel (VT-Substrat) nicht in jedem Fall zugänglich (z.B. bei tief im Herzmuskel liegenden Lokalisationen oder in der Nähe von Koronararterien). Für Patienten mit refraktären VT ohne andere Interventionsmöglichkeiten, so berichtete der Radioonkologe PD Dr. med. David Krug (Kiel) bei der diesjährigen DGK-Tagung, ist die (kardiale) stereotaktische Strahlentherapie (engl. Stereotactic Arrhythmia Radioablation = STAR) eine neue vielversprechende Therapieoption.

STAR-Behandlungen basieren auf einem komplexen, interdisziplinären Zusammenspiel verschiedener diagnostischer Verfahren und Methoden der Qualitätssicherung wie sie in der klinischen Routine z. B. bei onkologischen Therapien oder funktionellen Erkrankungen in ganzen Körper etabliert sind, so fasste Krug zusammen. Über akute und späte strahlenbiologische Wirkungen der STAR-Behandlung ist bislang nur wenig bekannt. Neuere präklinische und klinische Daten deuten aber darauf hin, dass Dosen von 20-25 Gy eine Hochregulation der Expression von membranständigen Ionenkanal-Proteinen (schneller Natriumkanaleinstrom) und Zellverbindungskomplexen (Connexine) bewirken. Hierdurch kommt es zu einer Beschleunigung der myokardialen Erregungsausbreitung, so dass Zonen langsamer Leitung als notwendiger Bestandteil von Reentry-Kreisläufen, die VT auslösen können, gezielt behoben werden. Höhere Dosen (> 30 Gy) bewirken scheinbar eine Narbenbildung bzw. homogenisieren vorbestehende Infarktnarben, die Grundlage der Herzrhythmusstörungen sind.

Studie zeigt frühe Machbarkeit, Sicherheit und Wirksamkeit

Eine erste prospektive klinische Studie aus den USA (ENCORE-VT, DOI 10.1161/CIRCULATIONAHA.118.038261, 2019) untersuchte an 19 Patienten die frühe Machbarkeit, Sicherheit und Wirksamkeit der neuen Behandlung. Es wurden nur wenige schwerwiegende akute, eindeutig auf die Behandlung zurückzuführende Nebenwirkungen beobachtet. Die Ein-Jahres-Überlebensrate war vergleichbar mit Patientengruppen, die noch Interventionsmöglichkeiten gehabt hätten, und die STAR-Behandlung ging mit einer Verbesserung der Lebensqualität und mit einer mehr als 75%igen Verringerung der VT-Last einher. In Deutschland wurde der erste STAR-Patient 2018 in Kiel behandelt, so berichtete Krug weiter, und die weltweit erste multizentrische Studie zur „RAdiochirurgie für VENtrikuläre TAchykardien“ (RAVENTA, NCT03867747) wird derzeit in Deutschland durchgeführt. Primärer Endpunkt ist die Durchführbarkeit und Sicherheit des Verfahrens mit einer geplanten Inzidenz ≤ 5% von schweren (Grad ≥ 3) behandlungsbedingten Nebenwirkungen innerhalb 30 Tage nach Therapie zu zeigen. Auf der 89. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) wurde eine Zwischenanalyse für 10 der 20 geplanten Patienten präsentiert. Die STAR-Behandlung konnte bei allen 10 Patienten komplikationslos durchgeführt werden. Akute (≤ 30 Tage) und späte (>30 Tage bis ein Jahr nach Therapie) schwere (Grad ≥ 3) therapieassoziierte Nebenwirkungen traten bislang nicht auf. Bei den meisten Patienten kam es zu einer deutlichen Reduktion der VT-Ereignisse und ICD-Interventionen. Bei 7/10 (70%) konnte eine anhaltende VT-Freiheit bis zur letzten Nachsorge erzielt werden.

STAR als vielversprechende Behandlungsoption

Die kardiale stereotaktische Strahlentherapie (engl. STAR) hat sich also in ersten monozentrischen Fallserien als vielversprechende Behandlungsoption für therapierefraktäre ventrikuläre Tachykardien (VT) erwiesen, so Krug. Die deutsche RAVENTA-Studie ist die weltweit erste multizentrische Studie zur STAR-Behandlung von therapierefraktären VT ohne weitere Behandlungsoption. In der aktuellen Zwischenauswertung zeigten sich keine schweren therapieassoziierten Nebenwirkungen. Die Mehrheit der behandelten Patienten profitierte von der neuen Behandlung mit einer deutlichen Reduktion der VT-Last.

Pressemitteilung „Stereotaktische Strahlentherapie bietet neue Behandlungsoption für Patient:innen mit austherapierten ventrikulären Tachykardien – Zwischenergebnisse der deutschen multi-zentrischen RAVENTA-Studie“. 89. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- Kreislaufforschung e. V. (DGK), Düsseldorf, 12.4.2023, anlässlich der 89. DGK-Jahrestagung 12.-15.4.2023, Mannheim (https://dgk.org/pressemitteilungen/2023-jahrestagung/2023-jt-wiss-pm/stereotaktische-strahlentherapie-bietet-neue-behandlungsoption-fuer-patientinnen-mit-austherapierten-ventrikulaeren-tachykardien-zwischenergebnisse-der-deutschen-multi-zentrischen-raventa-studie/).

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