Kürzlich hat die „European Society of Cardiology“ (ESC) neue Bluthochdruck-Leitlinien publiziert, denen zufolge bereits leicht erhöhte Blutdruckwerte behandelt werden und bei allen Betroffenen Werte zwischen 120-129/70-79 mmHg angestrebt werden sollen (DOI 10.1093/eurheartj/ehae178). Im klinischen Alltag ist es aber häufig schwer, diesen ambitionierten Zielblutdruck zu erreichen. Hemmend wirken sich eine unzureichende Adhärenz oder Unverträglichkeit bei Dosiserhöhungen von Einzelsubstanzen oder von Zweifachkombinationspillen aus. Eine aktuelle, im Lancet publizierte Studie zeigt nun, so berichtet die Deutsche Hochdruckliga, dass eine Therapie mit einer Dreifachkombinationspille hilfreich sein könnte, da sie sich als effektiv und gut verträglich erwiesen hat.
Die aktuelle Studie demonstrierte eine Überlegenheit der Dreifachkombination „GMRx2“, bestehend aus Telmisartan (20 mg), Amlodipin (2,5 mg) und Indapamid (1,25 mg) (Startdosis entsprechend jeweils der Hälfte der Standarddosis von GMRx2), gegenüber den verschiedenen Kombinationen von jeweils zwei dieser drei Wirkstoffe im Hinblick auf die Blutdrucksenkung. „Von besonderer Bedeutung für den Klinikalltag ist, dass die Studie Patientinnen und Patienten mit relativ moderat erhöhten Blutdruckwerten einschloss, von denen ein Großteil aber erst unter der Dreifachkombination problemlos die neuen Zielwerte der europäischen kardiovaskulären Fachgesellschaft erreichten. Das zeigt uns: Betroffene lassen sich in den ambitionierten Zielwertbereich bringen, und zwar einfach und bequem mit einer Tablette pro Tag“, erklärt Prof. Dr. med. Markus van der Giet, Vorstandsvorsitzende der Deutschen Hochdruckliga.
Die internationale Studie, an der sich Zentren aus Australien, Tschechien, Neuseeland, Polen, Sri Lanka, Großbritannien und den USA beteiligten, wurde zwischen dem 9. Juli 2021 und dem 1. September 2023 durchgeführt. Insgesamt wurden 1385 Erwachsene mit erhöhten Blutdruckwerten (entweder mit einem Praxisblutdruck von 140-179 mmHg, wenn sie bislang keine blutdrucksenkende Therapie erhalten hatten, oder 130-170 mmHg, wenn sie ein Medikament zur Blutdrucksenkung einnahmen) in die Studie eingeschlossen. Von ihnen waren 51 % weiblich, das Durchschnittsalter betrug 59 Jahre und der durchschnittliche Blutdruckwert bei Studieneinschluss lag bei 142/85 mmHg. „Angesichts der Tatsache, dass vor August dieses Jahres überhaupt erst systolische Blutdruckwerte von 140 mmHg oder höher als behandlungswürdig eingestuft werden, handelte es sich also um eine Kohorte mit moderat erhöhten Werten. Dennoch wissen wir aus der Praxis, dass auch der Blutdruck dieser Patientinnen und Patienten mit einer herkömmlichen Therapie bestehend aus einem oder mehreren Einzelmedikamenten nur schwer in den neuen Zielbereich abzusenken ist“, erklärt Prof. Dr. med. Bernhard Krämer, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hochdruckliga. Die aktuelle Studie zeigt, dass die Dreifachkombinationspille eine gute Therapieoption für diese Patientinnen und Patienten darstellt, egal, ob sie bislang therapienaiv gewesen sind oder bereits Blutdrucksenker erhalten haben.
Sicher und gut verträglich
In der randomisierten, doppelverblindeten Studie wurden alle Patientinnen und Patienten zunächst vier Wochen lang mit dem Prüfmedikament GMRx2 in halber Dosierung eingestellt. Nach dieser „Run in“-Phase wurden sie in vier Gruppen aufgeteilt: Die erste Gruppe (mit 551 Personen war doppelt so groß wie die anderen drei) erhielt weiterhin die Medikation wie in den vorausgegangenen vier Wochen, Gruppe 2 erhielt die Zweifachkombination Telmisartan/Indapamid (20 mg/1,25 mg), Gruppe 3 Telmisartan/Amlodipin (20 mg/2,5 mg) und Gruppe 4 Amlodipin/Indapamid (2,5 mg/1,25 mg). Nach sechs Wochen wurden in allen vier Gruppen die Dosierungen verdoppelt. Nach weiteren sechs Wochen erfolgte dann die Auswertung und die Blutdruckwerte wurden zwischen den Gruppen verglichen. Im Ergebnis zeigte sich, dass der Blutdruck in Gruppe 1, die die Dreifachkombination erhalten hatte, signifikant niedriger als in anderen drei Gruppen war (-2,5 vs. In der mit Telmisartan/Indapamid behandelten Gruppe, -5,4 vs. Telmisartan/Amlodipin und -4,4 vs. Amlodipin–Indapamid). Nach zwölfwöchiger Behandlung erreichten bei der Heimblutdruckmessung 56 % unter der Dreifachkombination Blutdruckwerte unter 130/80 mmHg, in den Zweifachkombinationsgruppen waren es nur 44%, 20 % und 18 %. „Das zeigt, wir haben nun eine wirksame Therapie, um deutlich mehr Betroffene innerhalb von drei Monaten in einen Blutdruckbereich zu bringen, der mit einem erheblich geringeren Risiko für kardiovaskuläre Folgekrankheiten verbunden ist und daher von der ESC empfohlen wird“, sagt van der Giet.
Auch im Hinblick auf die Sicherheit und Verträglichkeit, gemessen an dem Anteil der Patientinnen und Patienten, die die Studie abbrachen, schnitt das neue Medikament gut ab: lediglich 2 % der damit Behandelten unterbrachen die Therapie. „Auch wenn es in den anderen Gruppen nur 1 % waren, ist diese Zahl nicht besorgniserregend, sondern als niedrig einzustufen“, betont der Experte der Deutschen Hochdruckliga. Die insgesamt niedrige Abbrecher- und Nebenwirkungsrate erklärt van der Giet mit einem geringeren Nocebo-Effekt der Kombinationspräparate: Wer eine Tablette nimmt, erwartet unbewusst weniger Nebenwirkungen als bei Einnahme von zwei oder drei verschiedenen Pillen.
Auch sei bekannt, dass die Einnahmetreue umso höher ist, je weniger Tabletten pro Tag eingenommen werden müssen. „Die neuen Leitlinien empfehlen daher, neu diagnostizierten Bluthochdruckpatientinnen und -patienten eine niedrigdosierte Zweifachkombinationstherapie zu verschreiben. Wenn damit die Zielwerte nicht erreicht werden, soll auf eine niedrigdosierte Dreifachkombination umgestellt werden. Die aktuelle Studie zeigt, dass damit bei einem Großteil der Betroffenen die Einstellung ohne große Nebenwirkungen oder Risiken gelingt“, lautet das Fazit des Experten.
Pressemitteilung „Dreifachkombinationspille als gute Therapieoption zum Erreichen des Blutdruckzielbereichs“. Deutsche Hochdruckliga DHL - Deutsche Gesellschaft für Hypertonie und Prävention, Heidelberg, 30.10.2024 (https://idw-online.de/de/news842097).
* Rodgers A et al.: Efficacy and safety of a novel low-dose triple single-pill combination of telmisartan, amlodipine and indapamide, compared with dual combinations for treatment of hypertension: a randomised, double-blind, active-controlled, international clinical trial. Lancet. 2024 Oct 19;404(10462):1536-1546 (DOI 10.1016/S0140-6736(24)01744-6).