Den „PraxisLeitfaden Fibromyalgie“ hat die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS) entwickelt. Damit sollen Vorurteile abgebaut werden, der Weg zur Diagnose erleichtert und verkürzt werden. Bisher dauert es bis zur korrekten Diagnose Fibromyalgie durchschnittlich 16 Jahre.
Die Fibromyalgie (ICD-10 M79.70) gehört mit einer Prävalenz von 1,4 bis 6,6 Prozent der Gesamtbevölkerung zu einer der häufigen Schmerzerkrankungen. Der PraxisLeitfaden fasst in seinem ersten Teil Diagnosekriterien zusammen, anhand derer die Fibromyalgie phänomenologisch eindeutig klassifiziert werden kann (der zweite Teil zur Therapie wird in Kürze publiziert). Dazu gehören Schmerzen in mindestens vier von fünf Körperregionen. Viele Fibromyalgie-Patienten leiden außerdem unter Abgeschlagenheit, verminderter Leistungsfähigkeit und seelischen Belastungen. Hinzu kommen ausgeprägte Schlafstörungen mit häufigem Aufwachen und daraus folgender Tagesmüdigkeit. Die entsprechenden Kriterien lassen sich mit dem vierseitigen DGS-PraxisLeitfaden in kurzer Zeit erfassen, so dass die Diagnose erleichtert wird.
Der PraxisLeitfaden richtet sich an Patienten mit Ganzkörperschmerzen und dem Verdacht auf Fibromyalgie sowie deren behandelnde Ärzte. „Patienten können den Leitfaden nutzen, um sich auf das Gespräch mit dem Arzt vorzubereiten, indem sie vorab den Kriterienkatalog für eine Bestandsaufnahme der eigenen Symptome nutzen“, sagt PD Dr. Michael A. Überall, Autor des PraxisLeitfadens und Vizepräsident der DGS. „So können sie ihren Ärzten helfen, auf die richtige Spur zu kommen, die Diagnose zu stellen und danach adäquate therapeutische Maßnahmen einzuleiten“.
Gleichzeitig soll der PraxisLeitfaden dazu beitragen, Vorurteile abzubauen, wie z. B., dass es keine Fibromyalgie gäbe oder dass es sich um eine Neuropathie oder eine Depression handele. „Eine Depression kann zwar begleitend auftreten, die Fibromyalgie ist aber eine eigenständige, phänomenologisch definierte Erkrankung mit hoher Krankheitslast“, so Überall. Als Ursache wird eine Störung der körpereigenen Schmerz-Kontrollsysteme angenommen, die dazu führt, dass alltägliche Dinge, wie z. B. ein leichter Druck, als Schmerz fehlinterpretiert und verarbeitet werden. Die Schmerzen können in allen Körperregionen auftreten. Da Schmerzen zudem im Grenzbereich zwischen Körper und Seele verarbeitet werden, leiden viele Fibromyalgie-Patienten zusätzlich unter einer depressiven Stimmungslage, Angst- oder Stress-Symptomen. Dies alles führt zu einer stark eingeschränkten Lebensqualität und schwerwiegenden Beeinträchtigungen im Alltag.
Der Praxisleitfaden steht Betroffenen und Ärzten online zur Verfügung.
Pressemitteilung Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin, Januar 2023