20 bis 30 Prozent aller Klinikpatienten in Deutschland sind von Mangelernährung und damit von einer verschlechterten Prognose betroffen. Doch sie wird häufig übersehen oder nicht angemessen behandelt. Gründe dafür sind insbesondere fehlendes Ernährungswissen in medizinischen Fachberufen, sowie eine unzureichende Vergütung von ernährungsmedizinischen Maßnahmen im stationären und ambulanten Bereich. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) setzt sich deshalb für die Aufklärung über Mangelernährung und ihre schwerwiegenden Folgen ein.
„Mangelernährung ist ein Problem, das die Lebensqualität und Gesundheit von vielen Menschen beeinträchtigt, wobei sie vor allem die Prognose schwerkranker Menschen erheblich verschlechtert“, sagt Prof. Dr. med. Matthias Pirlich (Berlin), Präsident der DGEM. Mangelernährung erhöht die Komplikationsrate, mindert die Lebensqualität und treibt die Behandlungskosten in die Höhe. Besonders betroffen sind Menschen mit chronischen und schweren Erkrankungen sowie ältere Menschen. „Gerade während der Corona-Pandemie wurde offensichtlich, wie dringend eine adäquate Ernährungsversorgung notwendig ist – die Sterblichkeit während einer Klinikbehandlung war um mehr als das Dreifache erhöht“, so der Pirlich.
„Alle Menschen haben ein Recht auf Zugang zu Nahrungsmitteln und einer evidenzbasierten medizinischen Ernährungstherapie – egal in welchem Setting. Nur so können wir Mangelernährung und die damit einhergehende Morbidität und Mortalität überwinden. Es ist längst Zeit, dieses Prinzip auch in deutschen Kliniken umzusetzen, das unterschätzte Problem der Mangelernährung in den Fokus zu rücken und lebenswichtige Maßnahmen zu etablieren“, sagt Dr. rer. biol. hum Nicole Erickson, wissenschaftliche Koordinatorin des interdisziplinären Zentrums für Ernährungsmedizin sowie Koordinatorin für Gesundheitskompetenz am Krebszentrum des Klinikums der Universität München.
Die „Malnutrition Awareness Week“ ist Teil der ONCA-Initiative (Optimal Nutritional Care for All) und zielt darauf ab, evidenzbasierte Therapieansätze für Mangelernährung im Gesundheitswesen zu etablieren. Die DGEM und ihre Partnerorganisationen laden Fachpublikum, politische Entscheidungsträger, Betroffene und Interessierte dazu ein, sich bei einer Vielzahl von Veranstaltungen zum Thema zu informieren und aktiv an den Diskussionen teilzunehmen. Auf der Website www.mangelernährung-bekämpfen.de können sich Interessierte über die vielfältigen Angebote und Veranstaltungen informieren.
Pressemitteilung „Malnutrition Awareness Week 2023 - Gemeinsam gegen Mangelernährung“. Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM), Berlin, 25.10.2023 (via medizinkommunikation.org / Thieme).