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Adipositas

Intensiver Sport zum Muskelerhalt unter Inkretinmimetika

27.6.2024

In der praktischen Anwendung wachsen die Einsichten zu den Nebenwirkungen der, nicht mehr nur bei Diabetes, sondern auch bei Adipositas eingesetzten Inkretinmimetika wie Semaglutid. Nämlich der erhebliche Verlust an Muskelmasse beim Abnehmen unter Inkretinmimetika und lebenspraktischen Möglichkeiten des Muskelerhalts, vor allem durch Krafttraining.

Die Glucagon-ähnliche Peptid-1-Rezeptor-Agonisten (GLP-1-RA), die auf nährstoffstimulierenden Hormonen (Inkretinen) aus dem Darm basieren, führen in randomisierten Studien zu einem erheblichen Gewichtsverlust. Diese Effekte können in Kombination mit glukoseabhängigen insulinotropen Polypeptid-(GIP)-Rezeptor-Agonisten verstärkt werden. Liraglutid und Semaglutid (GLP-1R-A), Tirzepatid (GLP-1- und GIP-Rezeptor-Dual-Agonist) und Retatrutid (GLP-1-, GIP- und Glucagon-Rezeptor-Dreifachagonist) sind Peptide mit Inkretinagonistenaktivität, die bei Erwachsenen mit Übergewicht und Adipositas eine Gewichtsverlust von etwa 15-24 % induzieren können, und daneben positive Auswirkungen auf Blutdruck, Cholesterin, Blutzucker oder Insulin haben. Mit den neuesten Drei- oder in der Pipeline befindlichen Vierfach-Darmhormon-Ko-Agonisten, wie von Matthias Tschöp und Richard DiMarchi (Helmholtz Munich) entwickelt, werden in den nächsten Jahren Effekte auf den Gewichtsverlust wie bei der bariatrischen Chirurgie erwartet.

Allerdings verursachen diese Wirkstoffe auch einen schnellen und erheblichen Verlust an Muskelmasse (ca. 10% oder ca. 6 kg, manche Experten rechnen auch mit einem deutlich höheren Anteil von bis zu 40%), vergleichbar mit einer Alterung um ein Jahrzehnt oder mehr. Der Erhalt der Muskelmasse und -funktion mit zunehmendem Alter ist allerdings von entscheidender Bedeutung, um Sarkopenie und Gebrechlichkeit zu vermeiden, die eng mit der Morbidität und Mortalität der Betroffenen verbunden sind.

Erhalt der Muskelmasse

Studien deuten darauf hin, heißt es in einem aktuellen australischen Review, dass überwachtes Krafttraining von einer Dauer von mehr als 10 Wochen bei Männern und Frauen zu einem starken Anstieg der Muskelmasse (ca. 3 kg) und der Kraft (ca. 25 %) führen kann. Eine aktuelle Untersuchung aus Dänemark zeigt zudem, dass bei Personen nach einer initialen, 8-wöchigen kalorienarmen Diät-Studienphase, die 1-jährige Kombination von aerobem Ausdauertraining mit Liraglutid die Gewichtszunahme nach Ende der Diät aufhalten konnte, im Vergleich zu beiden allein. Der Erhalt der Muskelmasse während einer Inkretinmimetika-Therapie scheint also die Wiederzunahme von Körpergewicht (und Fett) nach Beendigung der Pharmakotherapie zur Gewichtsreduktion abzuschwächen (also den „Jo-Jo-Effekt“ aufhalten). Die australischen Autorengruppe wie auch Sportwissenschaftler und -wissenschaftlerinnen beim Diabetes Kongress in Berlin raten deshalb zu individuell maßgeschneiderten Sportprogrammen zur Ergänzung einer Inkretinmimetikatherapie, um Veränderungen der Körperzusammensetzung durch den Erhalt der Muskelmasse zu optimieren und gleichzeitig einen Fettabbau zu erreichen.

Symposium „Bewegung bei Folge- und Begleiterkrankungen“, 10.5.2024. Im Rahmen des Diabetes Kongress 2024, Motto „Diabetes. Umwelt. Leben. Perspektiven aus allen Blickwinkeln“, Berlin 8.-11. Mai 2024. Veranstalter: Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG), Berlin.

* Locatelli JC et al.: Incretin-Based Weight Loss Pharmacotherapy: Can Resistance Exercise Optimize Changes in Body Composition? Diabetes Care. 2024 Apr 30:dci230100 (DOI 10.2337/dci23-0100).

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