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Allgemeinmedizin

SARS-CoV2

mRNA-Impfstoff vs. Totimpfstoff

Dr. rer. nat. Christine Reinecke

Ganzvirus-Impfstoffe lassen sich gut lagern und haben sich bei Grippe oder Polio bewährt. Nachteilig sind die Adjuvanzien, ein nachlassender Schutz sowie eine geringere Wirksamkeit. Auf die klinischen Ergebnisse des ersten Totimpfstoffs gegen COVID-19 darf man gespannt sein.

Vier Impfstoffe mit Messenger-Ribonukleinsäure (mRNA) werden in Deutschland eingesetzt. Dazu wird mRNA, die Anleitung zur Herstellung der immunologisch wirksamen Spike-Proteine, in den Muskel injiziert, entweder in Lipid-Nanopartikel verpackt oder in Trägerviren eingebracht, die replikations-inkompetent sind.


Was sind die Unterschiede zu Totimpfstoffen?

Totimpfstoffe enthalten abgetötete Viren oder Virus-Bestandteile. Die inaktiven Erreger sind vermehrungsunfähig und lösen im Wirt keine Erkrankung aus. Für die Herstellung wird das SARS-CoV2-Virus isoliert und chemisch abgetötet, meist durch Formaldehyd, wobei die native Struktur des Spike-Proteins erhalten bleibt. Die mRNA wird dagegen nach der Injektion in der Muskelzelle translatiert, wo auch die Spike-Proteine synthetisiert werden. Diese regen die humorale und zelluläre Immunantwort an, besonders die zytotoxischen CD8+ T-Zellen.


Die Vorteile:

Totimpfstoffe sind schnell und in großen Mengen herzustellen. Sie lassen sich bei 2 bis 8 Grad Celsius im Kühlschrank lagern und sind bei Raumtemperatur bis zu 24 Stunden verwendbar. Ein Impfstoff, der für alle Länder der Welt geeignet ist und durch Technologietransfer auch dort produziert werden könnte. Totimpfstoffe eignen sich auch für eine Auffrischungsimpfung. Und sie haben sich schon bewährt, beispielsweise bei Grippe, FSME, Tollwut oder Polio, besonders bei Kindern. Möglicherweise werden auch Impfskeptiker eher erreicht.


Die Nachteile:

Ganzvirus-Impfstoffe benötigen einen Verstärker, zum Beispiel Kaliumaluminiumsulfat oder einen Toll-like-Rezeptor-Agonisten, durch den jedoch grippeähnliche Nebenwirkungen auftreten können. Die Immuninduktion ist geringer, denn abgetötete Viren werden ausschließlich durch antigenpräsentierende Zellen aufgenommen und dem Immunsystem gezeigt. Deshalb wird außer Antikörpern nur die Bildung von CD4+ T-Helferzellen induziert. Der Impfschutz lässt mit der Zeit nach, wie frühere Beobachtungen zeigten. Der Spiegel der antiviral wirksamen Immunglobuline G nahm 16 Monate nach der Impfung deutlich ab. Dazu kommt eine  schlechtere Wirksamkeit, besonders gegen die neue Variante.


Seit April testet das Unternehmen Valneva den Impfstoff VLA2001 in einer Phase-III-Studie im Vereinigten Königreich. Im direkten Vergleich gegen Vaxzevria wird die Wirksamkeit durch Testung der neutralisierenden Antikörper im Blut ermittelt. Unerwünschte Wirkungen werden an Tag 43 abgefragt. Eingeschlossen wurden 4.000 Personen im Alter von 30 bis 55 Jahren, von denen 3.000 den neuen Impfstoff und die anderen Vaxzevria erhielten, jeweils zwei Dosen im Abstand von 28 Tagen. Ergebnisse werden im Oktober erwartet, der Zulassungsantrag bei der EMA soll noch in diesem Jahr gestellt werden.

1) Izda V et al., COVID-19: A review of therapeutic strategies and vaccine candidates. Clin Immunol 2021 Jan; 222: 108634; doi: 10.1016/j.clim.2020.108634

2) Valneva: Erster Ganzvirus-Impfstoff gegen Covid-19 wird geprüft. Pharmazeutische Zeitung; https://www.pharmazeutische-zeitung.de/erster-ganzvirus-impfstoff-gegen-covid-19-wird-geprueft-127618/ (letzter Aufruf 07.10.2021)

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