Sichtbare Läsionen an exponierten Stellen wie dem Gesicht stellen für Menschen mit atopischer Dermatitis eine besonders hohe Belastung dar. Der monoklonale Antikörper Tralokinumab erzielt bei einem großen Teil der Behandelten ein stabiles Therapieansprechen, selbst an schwierig zu behandelnden Lokalisationen.
Die atopische Dermatitis (AD) ist eine chronisch-entzündliche Hautkrankheit, die zahlreiche Regionen des Körpers betreffen kann. Bis zu 90 % der AD-Patientinnen und -Patienten einer aktuellen Studie (ECZTEND) litten unter einer teilweise schweren Beteiligung des Kopf-, Hals- und Nackenbereichs [1]. Die Sichtbarkeit ihrer Erkrankung sowie die damit einhergehende Stigmatisierung bedeuten eine hohe psychische Belastung für die Betroffenen [1].
Die deutsche S3-Leitlinie sieht vor, dass die Behandlung nicht nur an den Krankheitsverlauf, sondern auch an die beteiligten Lokalisationen sowie den individuellen Leidensdruck der Erkrankten angepasst wird. Laut dem in der Leitlinie enthaltenen Stufenplan kommt eine systemische Therapie infrage, wenn keine ausreichende Krankheitskontrolle mit topischen Kortikosteroiden (TCS) möglich ist. Darüber hinaus kann eine Systemtherapie sinnvoll sein, um bei der Langzeitanwendung großer Mengen an stark wirksamen TCS die Gesamtmenge an TCS zu reduzieren [2,3].
Wenn TCS an ihre Grenzen stoßen
TCS kommen normalerweise ab einer mittelschweren Form der AD zum Einsatz. In der Leitlinie wird allerdings die Verwendung von TCS in empfindlichen Regionen wie dem Kopf- und Halsbereich nicht empfohlen. Gründe hierfür sind unter anderem die dünnere Haut an diesen Körperstellen sowie die möglichen Nebenwirkungen. Die Autoren und Autorinnen der Leitlinie raten insbesondere von der Langzeitanwendung von TCS an entsprechenden Stellen ab [2,3].
Vor allem AD-Patienten und -Patientinnen mit Manifestationen an schwierig zu behandelnden Stellen, aber auch allgemein solche, die eine langfristige Lösung brauchen, könnten von einer Behandlung mit Tralokinumab (Adtralza®) profitieren. Bei Tralokinumab handelt es sich um einen monoklonalen Antikörper, der gegen Interleukin-13 gerichtet ist. Er ist indiziert zur Behandlung von Erwachsenen und Jugendlichen mit mittelschwerer bis schwerer AD ab 12 Jahren, die für eine systemische Therapie infrage kommen [4].
Mit Tralokinumab den Kopf frei bekommen
Die gute Wirksamkeit von Tralokinumab, auch bei schweren AD-Formen, zeigte sich unter anderem in einer Post-hoc-Analyse der zulassungsrelevanten Studien ECZTRA 1 und 2 sowie der Verlängerungsstudie ECZTEND. Ausgewertet wurden die Daten von 1 192 Personen mit mittelschwerer bis schwerer AD, die Tralokinumab erhalten hatten und über weitere 152 Wochen nachbeobachtet wurden [1]. Der Großteil von ihnen wies zu Studienbeginn einen hohen AD-Schweregrad auf. Bei 87,8 % lag eine Beteiligung der Kopf-, Hals- und Nackenregion vor, definiert als Head and Neck Eczema Area and Severity Index (H&N EASI) von > 1 (max. 7,2 Punkte). Zudem wurde die AD bei knapp 50 % der Teilnehmenden zu Beginn mit einem Investigator‘s Global Assessment (IGA) von 4 als schwer eingestuft [1].
Bereits nach 16 Wochen konnte der Anteil der Behandelten mit einem H&N EASI ≤ 1 von 12 % zu Baseline auf 48 % gesteigert werden. Nach etwa 4 Jahren lag der Anteil der Teilnehmenden mit einem H&N EASI ≤ 1 bereits bei 87 % (Abb. 1) [1]. Die Verbesserungen im Kopf- und Halsbereich waren dabei mit der EASI-Verbesserung insgesamt vergleichbar.
Wirksamkeit über bis zu vier Jahre nachgewiesen
In einer Zwischenauswertung der aktuell noch laufenden, offenen Langzeitstudie ECZTEND wurden die Daten von 347 Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Studien ECZTRA 1 oder ECZTRA 2, die über 52 Wochen Tralokinumab und optional TCS erhalten hatten, berücksichtigt. Mit einer Behandlungszeit von bis zu 152 weiteren Wochen im Rahmen der ECZTEND-Studie betrug die Therapiedauer mit Tralokinumab zum Zeitpunkt der Auswertung insgesamt bereits bis zu 4 Jahren [5]. Dabei zeigte sich, dass mit Tralokinumab eine lang anhaltende Kontrolle der AD auch nach einer jahrelangen Daueranwendung möglich ist: Knapp 85 % der Behandelten zeigten nach 4 Jahren ein stabiles Therapieansprechen im Sinne eines EASI-75 (Abb. 2). Damit einhergehend wurden auch deutliche Verbesserungen des Juckreizes und der Lebensqualität festgestellt [5].
Gutes Sicherheitsprofil in der Daueranwendung
Eine integrierte Sicherheitsanalyse über 4,5 Jahre Anwendungsdauer bestätigt das vorteilhafte Langzeit-Sicherheitsprofil von Tralokinumab. Die Ergebnisse waren über den gesamten Zeitraum konsistent mit dem bekannten Sicherheitsprofil von Tralokinumab [6]. Auch ist Tralokinumab einfach anwendbar. So sind vor dem Gebrauch keine Laboruntersuchungen nötig, lediglich der Ausschluss einer Schwangerschaft ist ratsam. Vorteilhaft ist zudem die Möglichkeit, das Injektionsintervall flexibel anzupassen. Nach einer Anfangsdosis von 600 mg erfolgt die Verabreichung in einer Erhaltungsdosis von 300 mg alle 2 Wochen. Wird nach 16 Wochen eine erscheinungsfreie oder fast erscheinungsfreie Haut erreicht, kann im Ermessen des Verschreibers eine Verlängerung des Injektionsintervalls auf 4 Wochen erwogen werden [4]. Dieses Vorgehen wird auch in der deutschen S3-Leitlinie empfohlen [3].
Mit Tralokinumab lässt sich eine anhaltende Verbesserung der atopischen Dermatitis mit stabilem Therapieansprechen erzielen. Als einziges Biologikum bei AD bietet Tralokinumab Flexibilität beim Injektionsintervall.
Adtralza® ist zugelassen für alle Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Atopischer Dermatitis ab 12 Jahren, die für eine systemische Therapie in Frage kommen.3
a. 1. Post-hoc-Analyse bei Erwachsenen mit mittelschwerer bis schwerer Atopischer Dermatitis über 4 Jahre: 94,7 % mediane Verbesserung im EASI vs. Ausgangswerte ECZTRA 1/2. IGA 0/1: 52,6 % (92/175). EASI-75: 84,5 % (147/174).1 2. Subgruppenanalyse bei 127 Jugendlichen von 12–17 Jahren mit mittelschwerer bis schwerer Atopischer Dermatitis bis zu 2 Jahren (˜ 52 Wochen ECZTRA 6 und ˜ 56 Wochen in ECZTEND): EASI-75/90 erreichten 84,4 % bzw. 69,7 % der Patienten (mNRI: 82,8 % bzw. 66,4 %).2 b. Die Europäische Leitlinie Atopische Dermatitis definiert Kontrolle als zufriedenstellende Verringerung von Anzeichen und Symptomen der Atopischen Dermatitis während einer verträglichen antientzündlichen Langzeitbehandlung.4
1 Blauvelt A et al. Continuous tralokinumab treatment over 4 years in adults with moderate-to-severe atopic dermatitis provides long-term disease control. Poster-Präsentation auf der WCH 2024. Studiendesign: Interim-Post-hoc-Analyse mit 347 Patienten, die kontinuierlich über 52 Wochen in den Hauptstudien ECZTRA 1/2 (n = 671) und bis zu 152 Wochen mit Tralokinumab ± optionalem TCS behandelt wurden. Datenstichtag war der 30.04.2022. Als Wirksamkeitsergebnisse im Vergleich zu den Ausgangswerten in den Hauptstudien wurden erhoben: Verbesserung im EASI (%), IGA 0/1, EASI-75/90 sowie weitere Endpunkte. Auswertung als observed data. 2 Wollenberg A et al. Long-term efficacy of tralokinumab in adolescents with moderate-to-severe atopic dermatitis. Poster-Präsentation auf der SDPA 2023. Studiendesign: 127 von 247 Patienten, die die Woche 52 der Hauptstudie ECZTRA 6 ohne Sicherheitsbedenken abgeschlossen hatten, wurden in die ECZTEND-Studie aufgenommen und ˜ 56 Wochen mit Tralokinumab Q2W ± optionalem TCS behandelt. Wichtige Wirksamkeitsend-punkte waren die Verbesserung in EASI-75 bzw. EASI-90 im Vergleich zum Ausgangswert in ECZTRA 6. Auswertung als observed data. 3 Fachinformation Adtralza®, Stand Oktober˛2023. 4 Wollenberg˛A et al. J˛Eur˛Acad˛Dermatol˛Venereol. 2022;36:1409-1431.
Adtralza® 150 mg Injektionslösung in einer Fertigspritze; Adtralza® 300 mg Injektionslösung in einem Fertigpen. Zusammens.: Arzneilich wirksamer Bestandteil: Jede Fertigspritze enthält 150 mg Tralokinumab in 1 ml Lösung (150 mg/ml). Jeder Fertigpen enthält 300 mg Tralokinumab in 2 ml Lösung (150 mg/ml). Sonstige Bestandteile: Natriumacetat-Trihydrat (E262), Essigsäure (E260), Natriumchlorid, Polysorbat 80 (E433) und Wasser für Injektionszwecke. Anwend.: Mittelschwere bis schwere atopische Dermatitis bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 12 Jahren, die für eine systemische Therapie in Frage kommen. Gegenanz.: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile. Nebenw.: Sehr häufig: Infektionen der oberen Atemwege (hauptsl. Erkältung). Häufig: Konjunktivitis (auch allerg.), Eosinophilie, Reaktionen an der Injektionsstelle. Gelegentlich: Keratitis. Verschreibungspflichtig. Arzneimittel für Kinder unzugänglich aufbewahren. Pharmazeutischer Unternehmer: LEO Pharma A/S, Industriparken 55, DK-2750 Ballerup, Dänemark. Örtl. Vertreter: LEO Pharma GmbH, 63263 Neu-Isenburg Stand: Oktober 2023 / MAT-46769
Impressum
Bericht: Dr. Melanie Söchtig I Redaktion und Konzept: Dr. med. Christine Adderson-Kisser
MiM Verlagsgesellschaft mbH (Neu-Isenburg)
Mit freundlicher Unterstützung der LEO Pharma GmbH (Neu-Isenburg)
Bildnachweis: privat