Mikroprolaktinome operieren oder nicht?+++Depressionen durch Schilddrüsenfunktion beeinflusst? +++Prämature Ovarialinsuffizienz und Risiko einer Osteoporose+++Schilddrüsenfunktion und körperliche Aktivität+++Sexualhormone und Schilddrüsenfunktion
Der Behandlungsstandard in der Therapie des Prolaktinoms besteht in der Gabe von Dopaminagonisten(DA). Bei einem kleineren Teil der Patienten führt sie, auch nach Absetzen der Medikation, zur Normoprolaktinämie. In einer Metaanalyse wurde die Remissionsrate nach Beendigung der DA-Therapie mit derjenigen nach transsphenoidaler Operation verglichen. Als sekundäre Ergebnisse galten die Raten der biochemischen Kontrolle und der Nebenwirkungen. Analysiert wurden 55 Studien mit DA-Behandlung (n = 3.564 Patienten) und 25 Studien zur transsphenoidalen Chirurgie (n = 1.836 Patienten).
Die Subgruppenanalyse zeigte eine Remissionsrate der Krankheit von 36 % nach Absetzen der DA und von 83 % nach der Operation. Die biochemische Kontrollrate lag bei 81 % unter DA-Therapie, die Nebenwirkungsrate bei 26 %. Die transsphenoidale Operation hatte eine Mortalität von 0 % – sie führte jedoch in 2 % zu einem permanenten Diabetes insipidus und in 3 % zu einem Liquorleck.
Fazit: Eine OP ist der DA-Therapie hinsichtlich der Remissionsrate überlegen. Für invasive Makroadenome oder für Prolaktinom-Patienten mit „negativem“ MRT-Befund oder fraglicher kleiner Hypophysenläsion gilt dies jedoch nicht.
In einer Kohortenstudie wurde über vier Jahre beobachtet, ob die TSH-Werte mit dem Auftreten von Depressionen assoziiert sind. Die Depressionsdiagnosen wurden anhand des Clinical Interview Schedule – Revised (CIS-R) gestellt. Das Durchschnittsalter der Teilnehmer betrug 51,5 Jahre, der Anteil der Frauen lag bei 51,2 %. Die Analyse zeigte, das niedrige TSH-Werte mit Depressionen assoziiert waren (RR = 1,36) – für die Untergruppe der Frauen war dieser Zusammenhang signifikant (RR = 1,64), nicht jedoch für die der Männer. Das gleiche galt auch für euthyreote Teilnehmer (RR = 1,46), mit ebenfalls signifikantem Ergebnis nur für die Frauen (RR = 1,63).
Insgesamt zeigte sich, dass niedrige TSH-Werte besonders bei Frauen positiv mit Depressionen assoziiert waren – auch bei euthyreoten Teilnehmern. Im Gegensatz dazu waren hohe TSH-Werte, ebenfalls bei Frauen, mit einem geringeren Auftreten von Depressionen verbunden.
In einer kanadischen Studie wurde untersucht, ob eine prämature Ovarialinsuffizienz mit dem Risiko für eine Osteoporose verbunden ist. Die eingeschlossenen Frauen waren im Median 65 Jahre alt. Eine HRT (Hormone replacement therapy) wurde von 9 % der Frauen mit prämaturer Ovarialinsuffizienz oder früher Menopause (40–45 Jahre) genutzt. Die Wahrscheinlichkeiten für eine Osteoporose: 41,4 % bei prämaturer Ovarialinsuffizienz, 28,9 % bei früher Menopause, 22,5 % bei „regulärer“ Menopause (46–55 Jahre) und 20,1 % bei später Menopause (> 55 Jahre).
Die Auswertung ergab, dass die Frauen mit prämaturer Ovarialinsuffizienz (n = 374) ein höheres Risiko für eine selbst angegebene Osteoporose hatten als diejenigen in der Vergleichsgruppe mit regulärer Menopause (> 40 Jahre, n = 1.396 bzw. > 45 Jahre, n = 8.067) (21,9 % vs. 16,7 %).
Eine weitere wichtige Botschaft dieser Studie war, dass Frauen mit einer prämaturen Ovarialinsuffizienz häufig nicht suffizient mit einer HRT versorgt werden.
Ein möglicher Zusammenhang zwischen Schilddrüsenfunktion und körperlicher Aktivität wurde bislang noch nicht wissenschaftlich analysiert. Eine populationsbasierte Kohortenstudie untersuchte im Zeitraum zwischen 2006 und 2013 (mittlere Nachbeobachtungszeit: 5 Jahre) die Querschnitts- und Längsschnitt-Assoziation von TSH und fT4 mit körperlicher AktivitätIn die Querschnittsanalyse wurden 2.470 Teilnehmer eingeschlossen (mittleres Alter 57,3 Jahre, 58 % Frauen), an der Längsschnittanalyse nahmen 1.907 Personen teil (mittleres Alter 56,9 Jahre). Das Ergebnis: Weder in der Querschnitts- noch in der Längsschnittanalyse zeigte sich ein Zusammenhang zwischen TSH oder fT4 und körperlicher Aktivität. Es müssen jedoch weitere Studien durchgeführt werden, um zu beurteilen, ob eine Schilddrüsenhormonersatztherapie mit körperlicher Aktivität verbunden sein könnte, um die Behandlung zu optimieren.
Ob Hypo- und Hyperthyreose, TSH- und fT4-Werte ursächlich mit den Sexualhormonen und der Sexualfunktion in Zusammenhang stehen, wurde jetzt in einer Studie untersucht. Die Daten stammten aus genomweiten Assoziationsstudien zu TSH und fT4 sowie Hypo- und Hyperthyreose vom ThyroidOmics Consortium (n ≤ 54.288). Zu diesen zählten einige Sexualhormone (Testosteron, Östradiol, Sexualhormon-bindendes Globulin [SHBG], freier Androgenindex [FAI]) und verschiedene Parameter der Sexualfunktion (Dauer der Menstruation, Alter bei Menarche und Menopause, reproduktive Lebensdauer bei Frauen sowie erektile Dysfunktion bei Männern).
Die Auswertung erfolgte mittels Mendelscher Randomisierungsanalyse (MR) mit Zusammenfassung durch eine genetische Risikobewertungsanalyse (GRS). Es zeigte sich, dass eine Zunahme des TSH um eine Standardabweichung mit einem um 1,332 nmol/l niedrigeren SHBG und einem um 0,103 nmol/l niedrigeren Testosteron assoziiert war. Eine genetische Prädisposition für eine Hypothyreose war mit verminderten, für eine Hyperthyreose hingegen mit erhöhten Werten für SHBG und Testosteron verbunden. Die GRS für fT4 war nur bei den Frauen mit erhöhten Testosteron- und Östradiolwerten verbunden. Lediglich bei den Männern waren die GRS für TSH und Hypothyreose mit einem erhöhten und die GRS für Hyperthyreose mit einem verringerten FAI assoziiert. Ein direkter Zusammenhang mit der Sexualfunktion konnte nicht gefunden werden.