Die Vitiligo ist eine Systemerkrankung und mit entzündlichen und Autoimmunkrankheiten verknüpft. Und: Sie bedroht auch die mentale Gesundheit massiv. Deshalb sollten Komorbiditäten möglichst früh erkannt und angemessen behandelt werden.
Die Vitiligo werde nicht über einen monogenen Erbgang vermittelt, vielmehr seien mehrere Genloci involviert. So erkrankten nur in 25 % der Fälle von betroffenen Zwillingspaaren beide Geschwister, erklärte Prof. Dr. med. Khaled Ezzedine (Paris-Est Créteil, Frankreich). Zudem könnten systemische Inflammation, oxidativer Stress und Autoimmunreaktionen die Melanozyten schädigen. Die Vitiligo teile nicht nur Veränderungen an zahlreichen Genloci mit anderen Autoimmunerkrankungen, sondern auch pathophysiologische Prozesse und klinische Muster. Rund ein Viertel der von Vitiligo Betroffenen leide an einer weiteren entzündlichen oder Autoimmunerkrankung.
Verknüpft mit Autoimmunkrankheiten
Die deutlichste Assoziation zur Vitiligo bestehe für Schilddrüsenerkrankungen: (Hashimoto-)Thyreoiditis, Schilddrüsenüber- und -unterfunktion sowie Morbus Basedow, aber auch Schilddrüsenkrebs. Es könne ein Screening auf veränderte Schilddrüsenfunktion erwogen werden, speziell bei Frauen sowie bei großflächiger oder spät beginnender Vitiligo, so Ezzedine.
Die Prävalenz für rheumatoide Arthritis, Psoriasis, systemischen Lupus erythematodes (SLE), Sjögren-Syndrom, systemische Sklerose (SSc) und auch für atopische Dermatitis sei bei Vitiligo deutlich höher als in der Allgemeinbevölkerung, z. B. um das knapp 2-Fache bei SLE oder das 5-Fache bei SSc. Alopecia areata (AA) ähnele der Vitiligo in vielen Aspekten und die Prävalenz der jeweils anderen Erkrankung sei bei Vitiligo- oder AA-Betroffenen hoch.
Darüber hinaus bestehe eine signifikante Assoziation zu Morbus Addison und perniziöser Anämie. Auch Typ-1-Diabetes sei mit Vitiligo verknüpft, mit erhöhten Werten für TNF-α, IL-6 und IL-1b bei beiden Erkrankungen. Außerdem litten 3–5 % der Menschen mit Typ-2-Diabetes an Vitiligo.
Bei periorbitaler Depigmentierung seien okuläre Anomalien wie Veränderungen von Iris und retinalem Pigmentepithel, Katarakt und Glaukom beschrieben worden, jedoch keine Visus-Verluste.
Alarmierendes zur Psyche, Überraschendes zu Krebs
Menschen mit Vitiligo litten Untersuchungen zufolge signifikant häufiger unter Depressionen und Angststörungen bis hin zur suizidalen Ideation, außerdem unter Stigmatisierung, Anpassungs- und Schlafstörungen sowie Partnerschaftsproblemen, betonte Ezzedine. Weibliches Geschlecht, sichtbare, größere oder den Genitalbereich betreffende Läsionen und eine Erkrankung vor dem 30. Lebensjahr verstärkten dies. Man müsse davon ausgehen, dass Menschen mit dunklerer Haut besonders belastet sind, hierzu fehlten jedoch Studiendaten.
Genetischen Studien zufolge schützten Gene, die das Risiko für ein Melanom, Basalzellkarzinom oder Plattenepithelkarzinom erhöhen, vor Vitiligo und umgekehrt. Ähnliche Assoziationen habe eine populationsbasierte Studie für zahlreiche Krebsentitäten gezeigt – ausschließlich die Prävalenz des Schilddrüsenkarzinoms sei bei Vitiligo erhöht gewesen.
Vortrag „Comorbidities in vitiligo: myths and reality“