Das Auf und Ab der Hormone in der Perimenopause ist nicht nur die Ursache von Hitzewallungen, auch andere hormonbedingte Symptome können den betroffenen Frauen schwer zu schaffen machen. Beim Lunchsymposium ging es um vaginale Atrophie, Endometriose und die Möglichkeiten hormoneller Therapien.
Dr. med. Nele Freerksen-Kirschner (Aachen) begann ihren Vortrag mit der Kasuistik einer 57-jährigen Patientin, die für eine reguläre Vorsorgeuntersuchung in die Praxis kommt. Doch bei der gynäkologischen Untersuchung zeigt sich das Vollbild einer vaginalen Atrophie. Auf Rückfrage berichtet sie, dass sie schon seit Jahren Schmerzen beim Geschlechtsverkehr habe. Die Libido ist durch die Schmerzen deutlich abgesenkt.
„Ich habe der Patientin eine entsprechende Behandlung in Form von einer lokalen Estriol-Therapie angeboten, der die Patientin auch zugestimmt hat. Wir haben sie dann 15 Monate nicht mehr gesehen, bis sie für die nächste reguläre Vorsorge kam. Die Atrophie war noch immer deutlich ausgeprägt und ich habe gefragt, ob sie die Hormone verwendet hat. Dann meinte sie, ja, hat sie. Aber irgendwann war halt die Packung alle.“ Freerksen-Kirschner betonte, dass dies kein Einzelfall sei. Viele Patientinnen haben Beschwerden, aber doch nicht so das Verständnis, dass sie die Rezepte auch sinnvollerweise wieder erneuern. Die Folge ist eine vermehrte Infektneigung im Bereich der Harnwege und der Vagina sowie massive sexuelle Dysfunktion. „Ist das häufig?“, fragt sie und gibt die Antwort: „Ja, ist es. Und zwar mit zunehmendem Lebensalter wird es immer häufiger.“ Gemäß Leitlinie soll Frauen dann eine lokale Hormontherapie mit niedrig dosiertem Estriol oder Estradiol angeboten werden. Zunächst eine Aufsättigungsdosis über einige Wochen, danach eine Haltungsdosis von 1- bis 2-mal in der Woche.
Endometriose auf dem Menopause-Kongress? „Ja, das spielt schon eine Rolle“, sagte Prof. Dr. med. Thomas Römer (Köln). „Endometriose betrifft nicht nur Frauen im gebärfähigen Alter. Natürlich gibt es einen Peak ab dem 30. Lebensjahr, aber gerade in der Perimenopause ist das Problem nicht unbedingt vorbei. Und noch schwieriger wird die Situation, wenn die Patientin eine HRT braucht, weil Estrogene für die Endometriose Gift sind.“
Über die möglichen Lokalisationen der Endometriose-Herde und die ENZIAN-Klassifikation kam er zu den Therapiemöglichkeiten. Als Indikation für eine Laparoskopie bei Endometrioseverdacht in der Perimenopause nannte er u. a. das Versagen adäquater hormoneller Therapien oder eine bekannte Restendometriose. Alternativ kommen für eine medikamentöse Therapie Dienogest in der Erstlinie sowie die Relugolix-Kombinationstherapie in der Zweitlinie in Betracht. Anhand von Fallbeispielen erklärte Römer, wann welche Patientinnen von welcher Therapieform besonders profitieren können.
Lunchsymposium „Die wilden Wechseljahre von Endometriose bis Vaginalatrophie“
(Veranstalter: Gedeon Richter Pharma GmbH)