Starke chronische Schmerzen schränken die Lebensqualität der Betroffenen meist deutlich ein. Konservative Behandlungen schlagen oft nicht ausreichend an oder können Nebenwirkungen aufweisen. Hier können invasive Therapien wie die intrathekale Analgesie oder die epidurale Rückenmarkstimulation eine Alternative darstellen.
PD Dr. med. Dirk Rasche (Lübeck) machte deutlich, dass bei einem multimodalen Therapiekonzept zur Versorgung chronischer Schmerzpatientinnen und -patienten interventionelle Therapieverfahren wie die intrathekale Analgesie (ITA) und die epidurale Rückenmarkstimulation (SCS) nicht als letzte Therapieoption angewendet werden sollten. Obwohl die Verfahren erheblich dazu beitragen, Schmerzen zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern, werde ihr Einsatz viel zu selten in Betracht gezogen, sagte er.
Niedrig beginnen, langsam steigern
Im Gegensatz zu konservativen Behandlungsstrategien mit stark wirksamen Opioiden, nicht steroidalen Antiphlogistika, Antidepressiva und Antikonvulsiva, die bei chronischen Schmerzen oft nicht ausreichend anschlagen oder starke Nebenwirkungen und Abhängigkeiten verursachen, weist der mittels einer intrathekalen Pumpe verabreichte nicht opioidale N-Typ-Calciumantagonist Ziconotid keine der opioid-typischen Nebenwirkungen wie Atemdepression, endokrinologische Störungen oder Toleranzentwicklung auf. Wichtig bei der Anwendung sei Dr. med. Georgios Matis (Köln) zufolge das Prinzip „start low, go slow“. Das bedeute, dass mit einer niedrigen Dosis begonnen werden sollte, gefolgt von einer langsamen Auftitrierung. Starke Nebenwirkungen könnten so vermieden und das Nutzen-Risiko-Profil verbessert werden.
Schmerzen wirksam reduzieren
In Deutschland bestehen hinsichtlich der Anwendung in spezialisierten Zentren aktuelle Empfehlungen für die SCS, aber nicht für die ITA, was laut Matis eine Erklärung für den noch zurückhaltenden Einsatz der ITA sein könnte. Jedoch zeigen Langzeitdaten einer Fallserie, in der niedrigdosiertes Ziconotid als Erstlinientherapie mit einem von Matis mitentwickelten Stufenschema nach 1, 6, 24 und 30 Monaten eingesetzt wurde, eine bis zu im Mittel 33%ige Schmerzreduktion. Erstmals stellte der Experte auch die Daten für Monat 42 vor, bei denen keine abweichende Tendenz beobachtet wurde.
Langjährige Praxiserfahrungen
Die Bedeutung von ITA und Ziconotid für die Praxis erläuterte Dr. med. Wolfgang Welke (Lüdenscheid) anhand zahlreicher Fallbeispiele. Insbesondere wenn konservative Behandlungsstrategien versagt hätten, seien invasive Therapieoptionen im Zuge eines multimodalen Schmerzkonzepts relevant, so Welke. Dabei komme es bei starken chronischen Tumor-, aber auch bei Nicht-Tumor-Schmerzen auf eine sinnvolle Patientenselektion und den rechtzeitigen Einsatz an, um eine Schmerzpersistenz frühzeitig zu unterbinden.
Symposium „Effektive Schmerztherapie bei Tumor-Schmerz- und Nicht-Tumor-Schmerzpatienten: Intrathekale Analgesie (ITA), Schmerzpumpen und SCS“ (Veranstalter: Esteve Pharmaceuticals GmbH)