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Kongress-Ticker

Cannabis in der Schmerztherapie

THC-/CBD-Vollextrakte zur individuellen Anwendung sinnvoll

Dr. phil. nat. Claudia Schierloh

23.11.2022

Aus dem unübersichtlichen Markt von Cannabis-Produkten stechen die Vollspektrum-Extrakte mit definierten Mengen an Dronabinol und Cannabidiol hervor. Welche Vorteile sie für die medizinische Praxis bedeuten können, erläuterten Dr. med. Stephan Nautscher-Timmermann (Mühlhausen) und Dr. med. Ingo Schilk (Ettenheim).

„Hat Cannabis einen analgetischen Effekt?“, fragte Schilk. Die Studienlage sei inhomogen und spiegele ein „im Prinzip ja, kommt darauf an“ wider. Wenn auch Metaanalysen einen guten Effekt bei neuropathischen Schmerzen bestätigten, so zeigten randomisierte kontrollierte Studien einen eher geringen analgetischen Effekt von Cannabis-Medikamenten, mit sehr heterogenen Ergebnissen innerhalb der Einzeldaten. Zudem würden meist sehr hohe Number-needed-to-treat-Patienten benötigt.

Erfahrungen seit dem Cannabis-Gesetz

Praxisnahe Beobachtungen liefert die Begleiterhebung, die für jeden Cannabis verordnenden Behandler bis März 2022 Pflicht war. Sie ergab, dass drei Viertel der Cannabis-Verordnungen auf (chronische) Schmerzen basierte. Schilk fokussierte sich auf die Beurteilungen „deutlich“ und „moderat“ verbessert bzgl. des Schmerzes, die für rund 60 % der Patienten unter Nabiximols, für 65 % unter Dronabinol (THC) und für 76 % unter Cannabis-Extrakten von den Ärzten angegeben wurden. Bezogen auf die Lebensqualität sahen die Ergebnisse ähnlich aus. Hier zeige sich ein Vorteil für Cannabis-Extrakte, der auch mit seiner Erfahrung übereinstimme, so Schilk.

Gleichzeitig wies er darauf hin, dass Analgetika gar nicht so sehr die Schmerzstärke beeinflussen, sondern deren Wahrnehmung – und auch die Autoren des Abschlussberichts der Begleiterhebung dies als möglichen Aspekt der Cannabis-Therapie deuten. Dieser sei, so Schilk, vor dem Hintergrund einer potenziellen Abhängigkeitsentwicklung stets im Laufe der Therapie zu berücksichtigen.

Damit stelle sich die Frage nach der Einnahme, oral oder inhalativ. Nach Inhalation per Cannabis-Zigarette flutet der THC-Plasmaspiegel schnell hoch an, was mit den berauschenden Eigenschaften assoziiert ist. Nach oraler Einnahme steigen die THC-Plasmaspiegel hingegen auf ein eher geringes, dafür aber kontinuierliches THC-Niveau an. Bei der THC-Zigarette fällt der THC-Plasmaspiegel schnell wieder unterhalb des postulierten therapeutischen Bereichs ab.

Eine sichere Cannabis-Therapie sollte mit oralen Formulierungen in niedriger Dosierung starten, die im zweiten Schritt zu titrieren sei, resümierte Schilk. Dies sei auch mit den vorteilhaften Vollspektrum-Extrakten, die neben standardisierten Mengen THC und Cannabidiol (CBD) auch die restlichen Wirkstoffe (Terpene, Flavonoide etc.) der Cannabis-Pflanze enthalten, gut möglich.

Erstattungsfähigkeit

„Hierfür muss in einem Antrag u. a. das Vorliegen einer schwerwiegenden Erkrankung und das Nichtansprechen von bzw. auf anerkannte Therapiealternativen dargelegt werden“, so Nautscher-Timmermann. Wichtig sei, eine konkrete Medikation inklusive Dosierschema anzugeben. Cave: Bei Wechsel der Produktkategorie, des Arztes oder der Krankenkasse muss der Antrag ggf. neu gestellt werden.

Symposium „Cannabinoide in der Schmerzbehandlung – Hintergründe und Erfahrungen“ (Veranstalter: Neuraxpharm Arzneimittel GmbH)

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