Die arterielle Hypertonie ist hochrelevant für alle kardiovaskulären Erkrankungen, aber nach wie vor unterschätzt. Ein Drittel der Hypertoniker ist laut Deutscher Hochdruckliga derzeit nicht gut eingestellt. Die Detektion und Behandlung sekundärer Ursachen könnte das Bluthochdruck-Problem für viele Patienten lösen.
Um für jeden, insbesondere therapieresistente, Hypertonie-Patienten (> kardiovaskuläre Erkrankungen) ohne Verzögerung eine adäquate individuelle Therapie einzuleiten, sollte auch an die Abklärung sekundärer Ursachen des Bluthochdrucks gedacht werden. So können bisher oft unterdiagnostizierte endokrine Erkrankungen wie primärer Hyperparathyreoidismus (pHPT), primärer Hyperaldosteronismus (PHA/Conn-Syndrom), seltener ein Cushing-Syndrom oder ein Phäochromozytom/Paraganglioma (PPGL) verantwortlich für den Bluthochdruck sein, erläuterte der Endokrinologe Dr. med. Joachim Feldkamp (Bielefeld). Außerdem können eine Hypothyreose ebenso wie eine Hyperthyreose, Akromegalie und das adrenogenitale Syndrom (AGS) eine Rolle spielen. Hinzukommen renale, iatrogene, reno-vaskuläre Hypertension (RVH) und nicht zuletzt eine schlafbezogene Atmungsstörung (Sleep-Disorderes Breathing [SDB]) als Ursachen infrage (> kardiovaskuläre Erkrankungen).
Je nach klinischen Zeichen und Familiengeschichte sollten Patienten mit dauerhaft auffälligen Blutdruckwerten (> kardiovaskuläre Erkrankungen) trotz mehrerer blutdrucksenkender Standardmedikamente gescreent werden. Feldkamp empfiehlt: TSH- und Calcium-Wert bestimmen; ist das Calcium erhöht, zusätzlich Parathormon (cave: normokalzämischer primärer Hyperparathyreoidismus) anschauen.
Werden die Patienten mit pHPT adäquat behandelt, d. h. operiert, sinkt der Blutdruck stark ab [1]. Bei allen Patienten, die unter 40 Jahre alt sind, sollte genauer auf die Nieren/eine renale Vaskularisation geschaut und der Aldosteron-Renin-Quotient zum Ausschluss eines Conn-Syndroms bestimmt werden.
Schlafapnoe-Syndrom identifizieren
Hilfreich ist in vielen Fällen die Abklärung von Hinweisen auf ein, bei diesen Patienten häufig vorkommendes Schlafapnoe-Syndrom. Folge intrathorakaler Druckschwankungen bei SDB können zum einen deutliche transmorale Druckgradienten am Herzen sein, die zur Entwicklung einer Herzinsuffizienz beitragen. Zum anderen werden durch eine SDB das sympathische Nervensystem, das Endothel der Gefäße und auch die Thrombogenese deutlich beeinflusst, erklärte PD Dr. Dominik Linz (Maastricht, Niederlande).
Für eine bessere Lebensqualität Betroffener sei entscheidend, sie als SDB-Patienten zu identifizieren*, die Schlafapnoe zu therapieren und damit den Blutdruck wieder zu normalisieren. Wenn sich in einem Langzeit-Blutdruckmessverfahren ein Non-Dipping-Verhalten oder nächtlicher Stress durch Arrhythmien und/oder Vorhofflimmern oder Nokturie zeigen, sind das z. B. Hinweise auf Schlafapnoe.
Neben Lifestyle-Modifikation, Schlafhygiene und Support-Schienen sei der Goldstandard zur Behandlung nach wie vor die CPAP-Therapie, mit der eine bessere Blutdruckkontrolle erreicht werden kann. Wichtig sei in diesem Kontext vor allem, bei der Ursachensuche arterieller Hypertonie auch an das nicht immer sofort Offensichtliche zu denken.
* s. a. Positionspapier der DGK „Schlafmedizin in der Kardiologie“, Update 2021
1 Heyliger A et al., Surgery 2009; 146: 1042–1047
Symposium „Arterielle Hypertonie: Was der Kardiologe wissen muss“