Prof. Dr. med. Thomas Römer (Köln) gab zunächst einen Überblick zum VTE-Risiko kombinierter oraler Kontrazeptiva (KOK) und den mittlerweile allgegenwärtigen Rote-Hand-Briefen. Dann verglich er die Daten der dortigen Empfehlung Ethinylestradiol (EE) plus Levonorgestrel mit der neuen Kombinationspille Estetrol (E4)/Drospirenon (Drovelis®).
Die wichtigsten Punkte:
• E4 bindet nicht an SHBG und induziert keine SHBG-Synthese.
• E4 hat insgesamt eine schwache Bindungsaffinität für ER-Rezeptoren, aber eine hohe Spezifität für den Estrogenrezeptor alpha.
Daraus resultiert eine gewebespezifische Funktionalität. Agonistisch an Vagina, Uterus (Endometrium), Knochen und Gehirn, antagonistisch am Ovar. Durch den minimalen Einfluss auf die Homöostase und das Cytochrom-P450-System gibt es kaum ein Risiko für Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. Da es noch keine Langzeitdaten in ausreichender Fallzahl gibt, geht das BfArM im Rote-Hand-Brief noch nicht auf diese Kombination ein. Daten aus den Zulassungsstudien und für Präparate mit dem natürlichen Estrogen Estradiol legen aber nahe, dass das Risiko für venöse thromboembolische Ereignisse (VTE) bei der Kombination E4/Drospirenon nicht höher sein dürfte als bei der Kombination Ethinylestradiol plus Levonorgestrel (> Endokrinologie).
Prof. Römer sieht als Zielgruppe für diese besondere Kombination neben Erstverordnungen auch Switcher. Die können von EE-haltigen Pillen kommen, um das VTE-Risiko zu senken. Oder von einer Gestagen-Monopille, um das Blutungsmuster zu verbessern. Unter E4/Drospirenon treten bei > 90 % der Anwenderinnen Entzugsblutungen im pillenfreien Intervall auf. Zu bedenken ist seiner Meinung nach jedoch, dass Kontraindikationen für EE- und E2-Pillen auch für die E4-Pille gelten. Bei der Verordnung in Risikogruppen rät er daher zur Vorsicht (> Kontrazeption).
Kurzsymposium „Orale Kontrazeption mit Estrogenen: Natürlich von Vorteil“ (Veranstalter: Gedeon Richter Pharma GmbH)