Um wissenschaftliche Erkenntnisse auch anderen Fachrichtungen zugänglich zu machen, kooperiert die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e. V. (DGS) mit der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie e. V. (DGPM).
In diesem Zusammenhang empfahl Prof. Dr. med. Claudia Christ (Wiesbaden) das Balancemodell zur bio-psycho-somatischen-sozialen Anamnese für ein biografisches Verständnis des menschlichen Krankseins, denn viele Faktoren können zu psychosomatischen Beschwerden führen. „Das Balancemodell erfasst die Bereiche Körper und Sinne, Beruf und Finanzen, Kontakte und Familie, Werte und Normen. So erhalten wir eine gute Sichtweise auf Patienten – ihre Einstellung zu sich selbst, zur Leistung, ihre Beziehung zu anderen, ihre Fähigkeiten, Grenzen, Ziele und Visionen –, ohne den Begriff Psyche mit seinen negativen Assoziationen zu verwenden“, erklärte Christ. Neben der organmedizinischen Diagnose ist also eine Gesamtsicht auf den Menschen für eine gute Therapie notwendig. Für eine ganzheitliche Betrachtung seien die Analyse des Sinns von Symptomen und die Abfrage von Lebensstufen und Lebensereignissen wie Kindheit, Jugend, eine Trennung oder der Tod des Partners von Bedeutung. Zudem sei es wichtig, die bio-emotional-soziale Verfassung abzufragen, denn Kränkungen wie „Du bist nicht gut genug“ können innerpsychischen Druck erzeugen, Schmerzen verursachen und letztendlich auch physisch krank machen. Aber auch Krankheiten können Kränkungen hervorrufen. „Wenn der Körper nicht mehr funktioniert, weil wir älter werden, weil wir chronische Schmerzen haben oder ein medizinischer Eingriff posttraumatische Folgen hat, macht das Angst und frustriert“, so Christ.
Auch die Betrachtung von frühkindlichem Stress in der Vergangenheit ist wichtig. Erleben Menschen in jungen Jahren häusliche Gewalt, Sucht, Vernachlässigung, unsichere Bindung oder sexuellen Missbrauch, hat das Auswirkungen auf die Gehirnentwicklung. So können später dann somatoforme Beschwerden auftreten, zu denen Schlafstörungen, Schmerzstörungen, autonome Funktionsstörungen der inneren Organe, Funktionsstörungen des Bewegungsapparats und funktionelle Beschwerden zählen.