Pregabalin, ein Arzneistoff aus der Gruppe der Gabapentinoide, gehört als Wirkstoff zu den Antikonvulsiva und ist in der EU u. a. zur Behandlung neuropathischer Schmerzen zugelassen. Seit Ende März 2024 ist der Wirkstoff in einer neuen 24-Stunden-Galenik verfügbar.
Laut der in Überarbeitung befindlichen S2k-Leitlinie „Diagnose und nicht interventionelle Therapie neuropathischer Schmerzen“ beinhaltet die Pharmakotherapie in dieser Indikation als erste Wahl Antikonvulsiva mit Wirkung auf neuronale Calciumkanäle (Gabapentin/Pregabalin) sowie tri- und tetrazyklische Antidepressiva und den selektiven Serotonin-/Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer Duloxetin, erläuterte Dr. med. Andreas Böger (Kassel).
Pregabalin bindet an die α2δ-Untereinheit des präsynaptischen Ca2+-Kanals. Dort bewirkt es als Modulator eine Reduktion des Ca2+-Einstroms. Der reduzierte Influx bedingt eine verminderte Ausschüttung exzitatorischer Neurotransmitter wie Glutamat, Noradrenalin sowie Substanz P aus den Vesikeln in den synaptischen Spalt und somit eine geringere Weiterleitung nozizeptiver Informationen.
Innovativ an Pregabalin in der 24-Stunden-Galenik ist die „gastroretentive“ Wirkung, so Böger. Während Retardtabletten infolge ihrer Beschichtung zu einer späteren Resorption führen, besteht die neue Pregabalin-Zubereitung aus einer schwammartigen Struktur, die sich mit Flüssigkeit vollsaugt, dadurch länger im Magen verbleibt und den Wirkstoff langsamer freisetzt – Grundlage der 24-Stunden-Wirkung. Deshalb fällt die Dosis der neuen Zubereitung etwa 10 % höher aus (Einstiegsdosis: 82,5 mg 1 × tgl. statt 75-mg-Tagesdosis bzw. bei Umstellung 330 mg 1 × tgl. statt bisher 150 mg 2 × tgl.).
Die Nacht durchschlafen
Häufig werden bei chronischen Schmerzsyndromen Analgetika verabreicht, die nicht die gesamte Nacht abdecken, betonte Dr. med. Johannes Horlemann (Kevelaer), vor allem retardierte Präparate, die keine 12 Stunden wirken. Hierbei kann ein Circulus vitiosus entstehen: Es kommt zu algogenen, mit Zermürbung und Depression einhergehenden Schlafstörungen, was wiederum die Schmerzchronifizierung triggern kann. Dies sei anamnestisch genau zu eruieren und therapeutisch adäquat zu behandeln, wobei Pregabalin in der neuen Galenik eine effektive Hilfe ist, um Schmerzpatienten und -patientinnen zuverlässig über 24 Stunden zu begleiten.
Multimodale Schmerztherapie
Böger betonte, dass die Wirkung medikamentöser Therapien bei neuropathischen Schmerzen immer durch die vielfältigen Möglichkeiten einer multimodalen Schmerztherapie intensiviert werden sollte, vor allem in der tagesklinischen und stationären Schmerztherapie. Hierzu gehören neben ausführlicher Aufklärung Entspannungsverfahren, Psychotherapie, Funktions- und (meditative) Bewegungstherapie (z. B. Yoga, Qigong), Biofeedback, aktivierende Physiotherapie, Akupunktur, Kunst- oder Musiktherapie und Lebensstiländerungen.
Symposium „Schmerz kennt kein 9 to 5 – Innovative Schmerztherapie ohne Stechuhr“ (Veranstalter: Aristo Pharma GmbH)