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Orthopädie

Arthrose und Sport

Knie und Schultern im Fokus

Christian Schuster, Dr. phil. Thore-B. Haag, Dr. med. Christian Schneider

Arthrose stellt die häufigste aller Gelenkerkrankungen dar und ist eine Frage des Verschleißes. Alter und übermäßige Belastungen sind häufige Triggerfaktoren. Woran liegt es, dass (Leistungs-)Sport die Abnutzungserscheinungen begünstigt?

Bei Arthrose handelt es sich um eine chronische Erkrankung, bei der es zu einer Degeneration des Knorpels im entsprechenden Gelenk kommt. Grundsätzlich kann jedes Gelenk von solchen degenerativen Veränderungen betroffen sein, häufig sind es jedoch das Knie- und das Schultergelenk. Die Erkrankung wird zweifach unterteilt: Bei der primären Arthrose ist die Ursache eine minderwertige Beschaffenheit des Knorpelgewebes, wohingegen sekundäre Arthrosen beispielsweise durch Überbelastungen verursacht werden. Diese können durch ein zu hohes Körpergewicht entstehen – vor allem aber auch durch Über- und Fehlbelastungen im Sport. 90 % der Patienten leiden an einer sekundären Arthrose.


Risikofaktoren

Bei der sekundären Arthrose zählen neben Alter und Geschlecht (Frauen sind häufiger betroffen als Männer) auch Übergewicht, Bewegungsmangel und Muskelschwäche zu den Risikofaktoren. Aber auch der Leistungssport weist ein immenses Arthroseri­siko auf. So können insbesondere hohe Trainingsumfänge in jugendlichen Jahren, in denen die körperliche Entwicklung noch nicht gänzlich abgeschlossen ist, die strukturelle Integrität von Knorpeln und anderen substanziellen Bausteinen schädigen. Risikoreich sind vor allem Sportarten mit plötzlichen Richtungswechseln und anderweitigen abrupten Krafteinwirkungen auf die Gelenke, z. B. bei Sportarten wie Tennis, Boxen und Fußball, oder auch Sportarten, welche häufige Sprünge abverlangen. Dabei können potenziell resultierende Achsenfehlstellungen der unteren Extremitäten vor allem bei Sportlern durch die hohen Belastungen zu einer schmerzhaften femorotibialen Hyperpression führen. So sind ein traumatisch bedingter Meniskusriss oder eine Patellaluxation in jungen Jahren häufige Ursachen für eine frühzeitige Gonarthrose bei Athleten. An der Schulter stehen die Risiken durch eine Lux­ation oder auch rezidivierende Subluxationen im Vordergrund. Aber auch entzündliche Gelenkerkrankungen, z. B. im Rahmen einer Arthritis bzw. rheumatoiden Arthritis, stellen ein deutliches Erkrankungsrisiko dar.


Prävention der Arthrose im Sport

Um der Entstehung einer sekundären Arthrose im Rahmen sportlicher Aktivitäten vorzubeugen, ist es ratsam, regelmäßig Stabilitäts- und Mobilitätstraining in die Trainingseinheiten zu integrieren, um die Gelenke beweglich und stabil zu halten. Hierbei eignen sich besonders sensomotorische Übungen, also Übungen auf weichem oder beweglichem Untergrund, um mögliche Verletzungen im und um das Gelenk vorzubeugen. Optimalerweise können derartige Übungen noch durch zusätzliche externe Perturbationen erweitert werden, um die neuromuskuläre Kontrolle und die Repositionierung der Körpersegmente zu verbessern. Nicht nur physisches Training spielt in der Prävention eine wichtige Rolle, auch die richtige Ernährung und eine ausgewogene Trinkmenge kann effektiv zum Schutz vor Arthrose beitragen. Äußere Faktoren sollten ebenfalls konsequent in die Betrachtungen einbezogen werden, z. B. die Dämpfung in den Schuhen, um die Krafteinwirkung im Knie zu reduzieren.


Behandlung

Hier stehen bei Arthrose drei Optionen zur Verfügung:

1. Physikalische Therapie und Krankengymnastik

Hierzu zählen Wärmebehandlungen via Fango, Bädern oder Infrarot (zur Therapie der chronischen Schmerzen). Bei akuten Schwellungen und Schmerzen werden meist kalte Anwendungen genutzt – der Effekt am Gelenk ist aber ebenfalls eine Durchblutungsförderung. Krankengymnastik wird zur Mobilisation der Gelenke mit Erhalt der Gelenkfunktion und Balancierung der Muskelaktivität eingesetzt.

Am Knie kommt dem M. vastus medialis die größte Bedeutung zu. Hier hat sich das einbeinige Training von Kniebeugen (und dann auch auf instabilen Unterlagen) bewährt. An der Schulter ist die Zentrierung der Schulter entscheidend – meist steht die Schulter zu weit nach vorn bei „hängenden Schultern“ im Alltag und Büro. Das Training von M. pectoralis und M. infraspinatus/teres zieht dabei den Oberarmkopf wieder nach unten und in die Gelenkpfanne – der subacromiale Raum wird etwas erweitert.

2. Medikamentöse Therapie

Hier eignen sich orale Medikamente zur Entzündungs- und Schmerzreduktion sowie Präparate mit den Knorpelbausteinen Glucosamin und Chondroitin. Das individuelle Ansprechverhalten ist dabei sehr verschieden und eine regelmäßige Kontrolle der eingenommenen Medikation (mit häufigen Nebenwirkungen) durch die betreuenden Ärzte ist ratsam. Intra- und periartikuläre Injektionen mit Hyaluronsäure (s. Kasten) werden teilweise mit Glucocorticoiden, aber auch mit Komplexpräparaten pflanzlicher Wirkstoffe, wie etwa Ringelblume, Kamille, Hamamelis, Purpur-Sonnenhut etc. oder kanadische Blutwurzel, echte Arnika, Giftsumach etc., kombiniert. Auch die Injektion von Plasmapräparaten und Stammzellen findet zunehmende Verbreitung.

3. Orthopädietechnik

Neben physiotherapeutischen Übungen und der medikamentösen Therapie lassen sich auch durch orthopädische Hilfsmittel zufriedenstellende Effekte bei einer Arthrose erzielen. Bandagen zur Gelenkstabilisation und -entlastung finden bei Gonarthrosen Verwendung. Individuell angepasste Einlagen helfen die Belastungen des Alltags zu kompensieren und durch einseitige Erhöhungen lassen sich auch Achsfehlstellungen, wie z. B. zunehmende O-Bein-Stellungen, ausgleichen.


Sportart bei Arthrose anpassen

Eine Arthrose ist eine schleichend sich verschlechternde Erkrankung und so ist die Wahl einer angepassten Sportart sehr wichtig. Sportarten mit abrupten Krafteinwirkungen auf die Gelenke sollten eher vermieden werden, zugunsten von Aktivitäten mit fließenden Bewegungen, z. B. Schwimmen, Radfahren oder Gymnastik. Die gleichmäßige Belastung wirkt sich positiv auf die Gelenke aus, der Knorpel wird besser mit Nährstoffen versorgt und das Gelenk „geschmiert“. Die gelenkumgreifende Muskulatur muss regelmäßig beübt und gekräftigt werden, eine ausreichende Stabilität verhindert Scherkräfte und dadurch zusätzlichen Knorpelschaden. So ist z. B. die gezielte Kontrolle von Bewegungsabläufen, eine gute Stabilisation der Scapula und ein gezieltes Krafttraining nicht nur Erfolgsfaktoren einer Leistung, sondern beugen auch effektiv einer Sekundärarthrose an der Schulter vor.

Fazit

Für Prävention und Therapie einer Arthrose an Schulter/Knie gibt es einige Optionen. Gerade regelmäßige runde Bewegungen und ein Programm zur Stabilisation helfen, die großen Gelenke mobil sowie aktiv zu halten und so den schmerzhaften Folgen einer zunehmenden Arthrose vorzubeugen.

Der Autor

Christian Schuster
Bachelor of Science Sportwissenschaft
Orthopädiezentrum Theresie Dres. Schneider, Obersteiner & Kollegen
80339 München

praxis@oz-theresie.de

Der Autor

Dr. phil. Thore-B. Haag
Trainingswissenschaft und -Diagnostik
Leitung Sporttherapie
Orthopädiezentrum Theresie
Dres. Schneider, Obersteiner & Kollegen
80339 München

praxis@oz-theresie.de

Der Autor

Dr. med. Christian Schneider
Privatärztliche Gemeinschaftspraxis Orthopädiezentrum Theresie
Dres. Schneider und Obersteiner
80339 München

praxis@oz-theresie.de
www.oz-theresie.de

Literatur bei den Autoren

Bildnachweis: Vectorcreator (iStockphoto); privat

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