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Allgemeinmedizin

Therapie chronischer unspezifischer Rückenschmerzen

Verbesserte Schmerzkontrolle bei graded activity plus Verhaltenstherapie

Dr. med. Bianca Bach

25.1.2023

Für die biopsychosoziale Rehabilitation bei chronischen, unspezifischen Lumbalgien ist eine Verhaltenstherapie und eine zeitlich abgestufte, nicht an den Schmerzen orientierte Übungsbehandlung offenbar wirksamer, als allein an schmerzangepassten Übungs- und Schulungsgruppen teilzunehmen.

Weltweit verursachen 10–15 % der chronischen unspezifischen Rückenschmerzen (chronic nonspecific low back pain, CNLBP) drei Viertel der Behinderungen und der Wirtschaftslast. Wegen des komplexen Beitrags körperlicher, psychologischer und sozialer Faktoren sowie von Komorbiditäten werden multimodale Therapien befürwortet. Forscher aus Mostar, Bosnien-Herzegowina, haben jetzt bei 180 Erwachsenen mit seit mindestens drei Monaten bestehenden CNLBP und einer Schmerzintensität ≥ 40 mm auf einer visuellen Analogskala (VAS) zwei Interventionen mit einer Standardtherapie verglichen. Im Zuge einer randomisiert-kontrollierten Studie fanden über vier Wochen jeweils acht einstündige Sitzungen in Gruppen bis zu jeweils zehn Personen statt.

Von Schmerzintensität unabhängig üben

Ein Programm mit abgestufter Aktivität (graded activity, GA) sollten 59 Personen befolgen. Dabei wird die Intensität der Übungen zeit-, nicht schmerzabhängig schrittweise erhöht. Dies zielt darauf ab, Krankheitsverhalten zu ignorieren und positives Verhalten zu fördern. Die Patienten wurden physiotherapeutisch angeleitet, geschult und erhielten zusätzlich eine Verhaltenstherapie (VT). Ein schmerzadaptiertes Übungs- und Schulungsprogramm (supervised group-based combined exercise therapy and education, SET) absolvierten 63 Probanden. Die 58 Rückenschmerzpatienten in der Kontrollgruppe versorgte ein Mediziner mit grundlegenden schriftlichen und Bildinformationen zu richtiger Haltung und Bewegung. Primärer Endpunkt war die Schmerzreduktion. Als sekundäre Endpunkte wurden u. a. Angst vor Schmerzen und Aktivität mit dem Fear-Avoidance Beliefs Questionnaire (FABQ) und Angst und Depression mit der Hospital Anxiety and Depression Scale (HAD) erfasst. Von den Teilnehmenden waren 63,3 % Frauen, das Durchschnittsalter lag bei 49,3 Jahren. Im Mittel bestanden die Rückenschmerzen seit 12,6 Monaten.

Abgestufte Übungen wirkten nachhaltiger

Insgesamt reduzierten sich die Schmerzen von durchschnittlich 58,9, 58,5 und 60,5 mm auf der VAS in der GA-, SET- und Kontrollgruppe nach sechs Monaten auf 37,2, 43,8 und 56,2 mm. Direkt nach der Intervention war die Schmerzreduktion sowohl in der GA- als auch der SET-Gruppe signifikant größer als bei alleiniger Standardtherapie. Untereinander unterschieden sich die Interventionsgruppen dabei kaum. Nach drei und sechs Monaten schnitt die GA dann sowohl bei der Schmerzreduktion als auch bei Behinderung, Schmerzvermeidung, Haltekraft und Beweglichkeit der Wirbelsäulen-Extensoren und bei der Lebensqualität besser ab als SET und Standardtherapie. Die SET war der Standardbehandlung bei Schmerzkontrolle, Behinderung, Schmerzvermeidung und Verbesserung körperlicher Komponenten der Lebensqualität überlegen. Negative Auswirkungen wurden nicht beobachtet.

HrkaĆ A et al., BMC Muskoskelet Disord 2022; 23: 966

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