Der kürzlich zugelassene monoklonale Antikörper hemmt den IL-36-Signalweg, der in der Pathogenese der generalisierten pustulösen Psoriasis eine große Rolle spielt. In der Zulassungsstudie verbesserte Spesolimab effektiv das Gesamt-Hautbild und den Pustulationswert und führte zu weniger Schmerzen und mehr Lebensqualität.
Die seltene Psoriasis pustulosa generalisata (PPG) ist eine eigene Krankheitsentität mit komplexem Erscheinungsbild: es dominieren großflächige Entzündungen des Integuments mit eitrigen, konfluierenden Pusteln und Krusten, besonders an Körperstamm, Extremitäten, Händen und Füßen. Verbunden damit sind Schmerzen und Brennen, Störungen des Allgemeinbefindens, Schwellungen, Fieber und Leukozytose. 76 % der Betroffenen erleiden innerhalb eines Jahres ein Rezidiv. Daher gilt die PPG als körperlich und psychisch sehr belastend. Zu lebensbedrohlichen Verläufen kann es beim damit assoziierten Acute Respiratory Distress Syndrome oder einer Sepsis kommen.
Bislang gab es keine spezifische Therapie und der Einsatz von Biologika erfolgte off-label. „Es besteht ein hoher Medical Need, um die Schübe zu kontrollieren“, sagte PD Dr. med. Andreas Pinter (Frankfurt). Neben Arzneimitteln und Infektionen ist eine Mutation im IL-36-Rezeptorgen der häufigste Auslöser der PPG. Das Genprodukt, der IL-36-Rezeptorantagonist, blockiert die proinflammatorischen Zytokine IL-36-α, -β und -γ. Ist er nicht funktionsfähig, werden die MAPK- und NF-κB-Signalwege dauerhaft aktiviert und es kommt zur Autoinflammationsreaktion des angeborenen Immunsystems. Neutrophile Granulozyten wandern in die Haut und es bilden sich die charakteristischen eitrigen Pusteln.
Nahezu erscheinungsfreies Hautbild
Die Aktivität des IL-36-Rezeptors wird spezifisch durch Spesolimab reduziert. In der Zulassungsstudie wurden 35 Patienten im akuten Schub (Generalized-Pustular-Psoriasis-Physician-Global-Assessment[GPPGA]-Gesamt 3 oder 4; GPPGA-Pustulationswert 2, 3 oder 4) entweder einmalig mit 900 mg Spesolimab intravenös oder mit Placebo behandelt und über 12 Wochen beobachtet. Bei Nichtansprechen war eine einmalige Wiederholung der Intervention möglich. Innerhalb einer Woche hatte sich bei 54 % der Patienten der Verumgruppe der Pustulationswert auf 0 reduziert, unter Placebo bei 6 %. Das Gesamt-Hautbild hatte sich bei 43 % verbessert, versus 11% unter Placebo. Nach 12 Wochen hatten 84,4 % keine Pusteln mehr und 81,3 % der Patienten wiesen ein nahezu symptomfreies Hautbild auf (GPPA-Gesamt 0 oder 1). Bei 43 % (11 % unter Placebo) verbesserten sich die Werte der visuellen Analogskala Schmerz und des Dermatology Life Quality Index signifikant.
Unerwünschte Ereignisse traten nach einer Woche bei 66 % der Behandelten auf (56 % unter Placebo), darunter hauptsächlich Infektionen (17 % bzw. 6 %); 6 % davon waren schwerwiegend (Pyrexien). Insgesamt war die Behandlung mit anderen immunsuppressiven Therapien vergleichbar [1].
Eine schnelle Wirkung zeigte sich auch in Falle einer 64-jährigen Patientin mit starken Pusteln am ganzen Körper. Das Erythem war nach einer Woche zurückgegangen, die Pusteln waren völlig verschwunden und die Lebensqualität hatte sich bis Woche 12 zunehmend verbessert. In weiterführenden Studien wird Spesolimab in der Erhaltungstherapie und in der Prävention von GPP-Schüben untersucht.
1 Bachelez H et al. N Engl J Med 2021; 385: 2431–2440
Virtuelles Presse-Event zu Spesolimab (SpevigoÒ) „Therapie vonSchüben der generalisierten pustulösen Psoriasis (GPP)“ (Veranstalter:Boehringer Ingelheim), 23.02.2023