Behandelt wird das Prolaktinom mit einem Dopaminagonisten oder operativ. Eine OP-Indikation ist gegeben, wenn das Sehvermögen beeinträchtigt ist, der Tumor wächst oder eine Hypophyseninsuffizienz vorliegt.
Prolaktinome, die Prolaktin sezernierenden Tumoren der Hypophyse, machen bis zu 40 % der Hypophysenadenome aus. Die Prävalenz wird auf 10 pro 100.000 Männer und 30 pro 100.000 Frauen geschätzt, mit einer Häufung bei Frauen im Alter von 25 bis 34 Jahren. Klassifiziert wird nach Größe: Mikroprolaktinome sind kleiner als 10 mm, Makroprolaktinome größer als 10 mm und Riesenprolaktinome überschreiten eine Ausdehnung von 4 cm. Direkt proportional zur Tumorgröße sind die Prolaktinspiegel: < 200 ng/ml bei Tumoren unter 1 cm, 200–1.000 ng/ml bei solchen mit 1–2 cm sowie > 1.000 ng/ml bei Tumoren, die über 2 cm groß sind. Prolaktinome entstehen aus einer monoklonalen Expansion der laktotropen Zellen der Hypophyse nach einer somatischen Mutation. Die Tumoren sind meist gutartig ohne Tendenz zur Invasion. Mikroadenome sind auf die Sella turcica begrenzt, sodass die Symptomatik durch den erhöhten Prolaktinspiegel bestimmt wird: Amenorrhoe, Libidoverlust, Galaktorrhoe und Infertilität bei Frauen bzw. erektile Dysfunktion, Libidoverlust und Infertilität bei Männern. Bei beiden Geschlechtern können Osteopenie, Angst, Depression, Fatigue und emotionale Instabilität auftreten. Makroadenome dehnen sich auch auf angrenzende Gebiete aus, sodass es zu Kompressionssymptomen wie Kopfschmerzen, Gesichtsfelddefiziten, Lähmungen der Gehirnnerven und Krämpfen kommt.
Für die Differenzialdiagnose ist eine Gesichtsfeldtestung und Überprüfung der Hypophysenfunktion essenziell. Dazu gehört die morgendliche Messung von Thyrotropin, freiem Thyroxin, freiem Trijodthyronin, luteinisierendem Hormon, follikelstimulierendem Hormon, Gesamt-Testosteron (bei Männern) bzw. Estradiol (bei prämenopausalen Frauen), Cortisol und Insulin-like growth factor 1. Andere Ursachen einer Hyperprolaktinämie sollten ausgeschlossen werden: Medikamente (v. a. Psychopharmaka), Stress und Erkrankungen wie Leber- und Niereninsuffizienz oder Hypothyreose. Zum bildgebenden Nachweis und zur Tumorcharakterisierung wird eine Magnetresonanztomografie der Sella durchgeführt.
Makroprolaktinome ohne Symptomatik können durch periodisches Labormonitoring und Bildgebung beobachtet werden („wait and scan“). Makroprolaktinome oder symptomatische Mikroadenome können zeitlich begrenzt mit einem Dopaminagonisten (beispielsweise Bromocriptin) behandelt werden, wobei der Verlauf endokrinologisch und radiologisch kontrolliert wird. Dopaminagonisten unterdrücken die Bildung und Ausschüttung von Prolaktin und die Proliferation der laktotropen Zellen, wodurch der Tumor schrumpft. Symptomlose, hormoninaktive Hypophysentumoren sollten nicht mit Dopaminagonisten therapiert werden. Wenn unklar ist, ob eine funktionelle Hyperprolaktinämie bei klinisch hormoninaktivem Adenom oder aber ein Prolaktinom vorliegt, kann versuchsweise zeitlich begrenzt mit Dopaminagonisten behandelt werden. Bei einer drohenden Beeinträchtigung des Sehvermögens sollte operativ behandelt werden. Ebenfalls operiert werden sollten Tumoren, die ein signifikantes Größenwachstum aufweisen, besonders im Hinblick auf Umgebungsstrukturen wie die Sehbahn. Als Indikation für eine Operation gilt auch der Nachweis einer relevanten Hypophyseninsuffizienz.
S2k-Leitlinie „Diagnostik und Therapie klinisch hormoninaktiver Hypophysentumoren“, AWMF 089-002
Yatavelli RKR, Bhusal K. Prolactinoma. 2020 Aug 10. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2021 Jan.