Neue Subgruppen-Daten der TRAVERSE-Studie zeigen, dass das Risiko, ein Prostatakarzinom unter einer Testosterontherapie zu entwickeln, nachweislich nicht erhöht ist. Auch neue Langzeitdaten aus zwei Registerstudien beschäftigen sich mit der Prostatasicherheit.
Neue Sicherheitsdaten zur Prostata bei einer Testosterontherapie (TTh) liefert jetzt die multizentrische, randomisierte, doppelblinde und placebokontrollierte Phase-IV-Studie TRAVERSE (Testosterone Replacement Therapy for Assessment of Long-term Vascular Events and Efficacy Response in Hypogonadal Men) [1]. Diese schloss 5 246 hypogonadale Männer im Alter zwischen 45 und 80 Jahren mit erniedrigten Serum-Testosteronwerten und mit mindestens einem Hypogonadismus-Symptom ein. Zudem mussten kardiovaskuläre Vorerkrankungen bzw. ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko vorliegen. Männer mit PSA-Erhöhung (prostataspezifisches Antigen) und schweren LUTS-Beschwerden (International Prostate Symptom Score [IPSS] > 19) wurden aus der Studie ausgeschlossen. Die Patienten wurden 1 : 1 randomisiert und wendeten entweder täglich ein 1,62%iges Testosteron-Gel oder ein Placebo-Gel an. Den primären Endpunkt zur Prostatasicherheit stellte die Inzidenz von hochgradigem Prostatakarzinom (PCa) dar. Zu den sekundären Endpunkten zählten die Inzidenz von PCa, akutem Harnverhalt, invasiven chirurgischen Eingriffen an der Prostata, Prostatabiopsien und neu angesetzten Prostata-Medikamenten [1].
Insgesamt wurden die Daten von 5 204 Männern analysiert. Die Behandlungsdauer betrug im Schnitt 21,8 Monate in der T-Gel-Gruppe und 21,6 Monate in der Placebo-Gruppe. Während der mittleren Nachbeobachtungszeit von 33 Monaten war die Inzidenz von hochgradigen PCa in beiden Gruppen vergleichbar (5 von 2 596 [0,19 %] in der T-Gel-Gruppe gegenüber 3 von 2 602 [0,12 %] in der Placebo-Gruppe; Hazard Ratio [HR] 1,62; 95%-KI 0,39–6,77; p = 0,51. Die Inzidenz von PCa jeglichen Grades, akutem Harnverhalt, invasiven chirurgischen Eingriffen, Prostatabiopsien und neu angesetzten Prostata-Medikamenten unterschied sich ebenfalls nicht signifikant. Auch die Veränderung des IPSS unterschied sich nicht zwischen den Gruppen; einzig die PSA-Konzentration stieg in der T-Gel-Gruppe bis zum 12. Behandlungsmonat stärker an, in den Monaten danach glichen sich die Werte der beiden Gruppen jedoch wieder an.
Gleichzeitig zeigte sich in der Studie die Wirksamkeit der transdermalen TTh: Nach 12 Monaten betrug der mediane Anstieg des Gesamttestosteronspiegels gegenüber den Ausgangswerten in der T-Gel-Gruppe + 5,1 nmol/l, verglichen mit einem nahezu konstanten Spiegel in der Placebo-Gruppe (medianer Anstieg + 0,5 nmol/l) [2].
LUTS-Beschwerden sind stark mit dem Alter assoziiert und können in Speicher-, Entleerungs- und Post-Miktions-Symptome unterteilt werden [3]. Testosteronmangel und LUTS treten bei älteren Männern häufig gemeinsam auf, allerdings konnte bislang kein kausaler Zusammenhang gezeigt werden. Nun wurden 2 Registerstudien mit jeweils einer bis zu 12-jährigen Beobachtungszeit publiziert, die zeigen, dass eine langfristige TTh bei hypogonadalen Männern, die gleichzeitig an LUTS leiden, zu einer kontinuierlichen Verbesserung der LUTS führt [4,5]. In einer Studie mit 321 Probanden sank der IPSS im Zeitverlauf der Behandlung signifikant (Baseline 10,1 ± 5,0 vs. 5,38 ± 2,17 im letzten Jahr der Beobachtung; p < 0,0001). Im Gegensatz zu oft geäußerten Sicherheitsbedenken in Bezug auf die Harnfunktion verringerte sich in der Studie das Restharnvolumen durch die Langzeit-TTh sogar [4].
Kontinuierliche Verbesserung der LUTS
In einer weiteren Studie mit 1 176 hypogonadalen Männern, die eine TTh erhielten, wurden die Veränderungen des IPSS anhand der IPSS-Kategorien untersucht [5]. Hier wurden ebenfalls signifikante Unterschiede zwischen den mit Testosteron behandelten und den unbehandelten Männern (Kontrollgruppe) beobachtet.
In der TTh-Gruppe nahm der LUTS-Schweregrad der Patienten im Studienverlauf ab, in der Kontrollgruppe nahm er hingegen zu. Zudem wurden Patienten in der TTh-Gruppe signifikant seltener α- Blocker und 5α-Reduktase-Hemmer verschrieben. Ihr Anteil lag in der TTh-Gruppe für beide Medikamente bei fast null (0,1 %), während in der Kontrollgruppe 7,9 % der Männer einen α-Blocker bzw. 8,8 % der Männer einen 5α-Reduktase-Hemmer verschrieben bekamen [5].