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Gynäkologie

Neurokinin-3-Rezeptor-Antagonisten

hormonfreie Therapie vasomotorischer Symptome

Dr. rer. nat. Reinhard Merz

14.2.2024

Für Frauen in den Wechseljahren, die unter vasomotorischen Symptomen leiden, aber keine Hormontherapie einnehmen können oder wollen, gibt es bislang nur wenige Optionen. Das wird sich jetzt ändern. Der erste Vertreter der Neurokinin-3-Rezeptor-Antagonisten wurde jetzt zugelassen.

Was ist für Frauen in den Wechseljahren die größte Belastung? Dr. med. Ludwig Baumgartner (Freising) hat da eine klare Meinung. „Vasomotorische Störungen sind der häufigste Grund für Konsultationen”, sagte er, und unterfütterte das auch mit Zahlen. Als gestandener Praktiker geht es ihm vor allem darum, bei seinen Patientinnen herauszufinden: Wie groß ist der Leidensdruck? Was schränkt die Lebensqualität am meisten ein? Und wie ist die Einstellung der jeweiligen Patientin zu den unterschiedlichen therapeutischen Optionen – inklusive einer Hormonersatztherapie. Aus diesen Informationen muss dann individuell ein für die Patientin passendes Vorgehen erstellt werden. Die Aufgabe der Frauenärztinnen und Frauenärzte sieht er in der Reduzierung von Belastungen und der Steigerung der Lebensqualität. Wörtlich sagte er: „Wir sind die Feuerwehr der Frau – und wir müssen helfen, wenn es brennt.”

Woher kommen Hitzewallungen?

Die Ätiologie von Hitzewallungen war lange unbekannt. Prof. Dr. med. Petra Stute (Bern) stellte die verschiedenen Hypothesen vor und gab einen tiefen Einblick in die Physiologie der Thermoregulation. Lange Zeit ging man davon aus, dass die Hormonspiegel direkt dafür verantwortlich sind – schließlich ist hier der Unterschied am größten. Doch viele andere Einflussfaktoren sind genauso wichtig. Durch Untersuchungen zu Veränderungen von hypothalamischen Kisspeptin-, Neurokinin-B- und Dynorphin-Neuronen (KNDy) im Tiermodell entwickelte man schließlich die Hypothese, dass auch bei postmenopausalen Frauen die KNDy-Neuronen eine Rolle im Mechanismus der Hitzewallungen spielen. Man konnte zeigen, dass die KNDy-Neuronen in die präoptischen thermoregulatorischen Bereiche projizieren, die den Neurokinin-3-Rezeptor (NK3R) exprimieren.

Die thermoneutrale Zone

In der Menopause ändert sich die Breite der thermoneutralen Zone – also jenes Bereichs, in dem weder Schwitzen noch Zittern zur Thermoregulation veranlasst werden. Neurokinin-B aktiviert die KNDy-Neuronen, Estrogen supprimiert sie. Über lange ­Phasen des Lebens sorgt ein ausgeklügelter Feedback-Mechanismus hier für Konstanz. In der Menopause führen sinkende Estrogenspiegel dann aber zu einer Hypertrophie und Hyperaktivierung der KNDy-Neuronen und lösen damit letztlich Wärmeabgabemechanismen aus. Durch die Blockade der Wirkung von Neurokinin-B am NK3R soll dieser Effekt des Estrogenschwunds verhindert werden, soweit die Theorie. Auf dieser Basis wurden Neurokinin-3-Rezeptor-Antagonisten als mögliche Alternative zur Hormontherapie von vasomotorischen Symptomen (VMS) entwickelt.

Gute und schnelle Wirksamkeit

Für den NK3R-Antagonisten Fezolinetant wurden 2023 Daten aus 2 Phase-III-Studien veröffentlicht, die die Wirksamkeit und Sicherheit dieses Ansatzes bestätigen. Die Studien SKYLIGHT-1 und -2 wurden von Gudrun Maechler (München) vorgestellt. Sie untersuchten die Wirkung des NK3R-Antagonisten an mehr als jeweils 500 Frauen im Alter zwischen 40 und 65 Jahren mit mittelstarken bis starken Beschwerden und im Schnitt mindestens 7 Hitzewallungen pro Tag in den 3 Armen Placebo, Fezolinetant 30 mg oder Fezolinetant 45 mg. Nach 12 Wochen schloss sich eine 40-wöchige Verlängerung an.

Primäre Endpunkte waren Reduktion der Häufigkeit und Intensität der VMS nach 4 und nach 12 Wochen im Vergleich zu Placebo. Sie wurden mit beiden ­Dosierungen erreicht, und die Verbesserungen in der Frequenz und Intensität von VMS waren bereits nach einer Woche signifikant – deutlich schneller als bei einer Hormonersatztherapie.

Die häufigsten berichteten Nebenwirkungen waren Durchfall und Schlaflosigkeit, sie traten in den Verumgruppen aber nicht signifikant häufiger auf als unter Placebo. Fezolinetant ist jetzt in Deutschland zugelassen und erstattungsfähig.

Einführungspressekonferenz „Fezolinetant” (Veranstalter: Astellas Pharma GmbH), München, Januar 2024

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