Herpes zoster gehört zu den Erkrankungen, die keiner haben will. Im starken Kontrast dazu stehen die Impfraten. Dabei lassen sich Impf-Nebenwirkungen wie Schmerzen an der Injektionsstelle, Müdigkeit und Myalgie nicht gegen die Symptome und Langzeitkomplikationen eines Herpes zoster aufrechnen.
Die Zahl der Gürtelrose-Fälle in Deutschland wird auf 400 000 insgesamt bzw. 300 000 pro Jahr bei Menschen ab 50 Jahren geschätzt. Demnach erkrankt etwa 1 von 3 Personen im Laufe ihres Lebens an Herpes zoster (HZ). Der Ausbruch ist klassisch mit Schmerzen und Hautausschlag assoziiert, die die Lebensqualität (Schlaf, allg. Aktivitäten, Stimmung, Freude am Leben, Beziehungen zu anderen etc.) stark beeinträchtigen. Darüber hinaus können Komplikationen wie eine Post-zoster-Neuralgie (PZN; Schmerzchronifizierung) mit einer Inzidenz von 5–30 %, ein Zoster ophthalmicus mit einer Inzidenz von 10–25 % sowie Hörverlust auftreten und sich das Risiko für Myokardinfarkt und Schlaganfall erhöhen.
Akute Schmerzen sind nach der Schmerz-Skala von McGill auf einem hohen Niveau ähnlich dem akuter Kopfschmerzen einzuordnen und chronische PZN-Schmerzen ähnlich dem bei Fibromyalgie. Dies führt zu erhöhter (Schmerz-)Medikation und Stress bei den Betroffenen. An die 90 % klagen über klinisch signifikante Schmerzen (≥ 3 nach dem Schlimmste-Schmerzen-Score von 0–10) und etwa zwei Drittel über starke Schmerzen ≥ 7 auf dem Score. Die genannten Fakten und die Tatsache, dass im Zuge einer PZN Lebensqualität für immer verloren geht, sprechen alternativlos für eine Impfung gegen HZ bei Menschen ab 50 Jahren und Jüngeren mit Vorerkrankungen wie Asthma, COPD, Diabetes oder rheumatoider Arthritis).
Hohe Langzeitwirksamkeit
Im Zuge von ZOE-LTFU, einer Nachbeobachtungsstudie der zulassungsrelevanten Studien ZOE-50 (mit Menschen ab 50 Jahren) und ZOE-70 (ab 70 Jahren) wurde der Langzeitschutz des rekombinanten Zoster-Impfstoffs (RZV) gegen HZ beurteilt. Dass Ältere von dieser Impfung erheblich profitieren, hob Prof. Dr. med. Tino F. Schwarz (Würzburg) gleich zu Anfang hervor. Ebenso, dass eine weitere Verlängerung beantragt ist, um 15-Jahres-Daten zu evaluieren.
Im Verlängerungszeitraum ab Jahr 6 bis einschließlich Jahr 11 ergab sich eine RZV-Wirksamkeit von 79,77 %. Betrachtet man die Wirksamkeit ab 1 Monat nach der 2. Impfung, beträgt sie 87,73 %. Stratifiziert nach Alter liegt sie bei 86,67 % (50–59 Jahre), 87,14 % (60–69) und 73,18 % (≥ 70) während der Nachbeobachtungszeit und die Gesamtwirksamkeit ab 1 Monat nach der 2. Dosis laut ZOE-50/70 bei 91,74 % (50–59), 92,57 % (60–69) und 84,33 % (≥ 70).
Die lang anhaltende Wirksamkeit lässt sich mit den 10-Jahres-Daten erklären: Zunächst erfolgt ein starker Anstieg der humoralen Immunität, die dann auf ein konstantes Niveau abnimmt und bis zum Jahr 10 nach der Impfung um das 5-Fache über den Werten vor der Impfung blieb. Wichtiger bei HZ ist aber die zelluläre Immunität, die bis zum Jahr 10 um das 6-Fache über den Werten vor der Impfung blieb.
Einer Modellierung aller Daten zufolge nehme die Wirksamkeit nach Jahr 11 nicht so schnell ab. Bleibt die Frage, wann nachgeimpft werden muss.
Digitales Pressegespräch „12 Jahre Langzeitstudie: Langanhaltend hohe Wirksamkeit der Herpes-zoster-Impfung“ (Veranstalter: GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG), April 2024