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COVID-19

COVID-19

ESCMID-Guidelines zur klinischen Arzneimitteltherapie

Dr. rer. nat. Christine Reinecke

Die evidenzbasierten Empfehlungen der Europäischen Gesellschaft für klinische Mikrobiologie und Infektionserkrankungen sollen Krankenhausärzten helfen, Erwachsene mit COVID-19 pharmakologisch zu behandeln.

Eine lange Liste von klinischen Fragen mit dem PICO-Schema (Patient, Intervention, Vergleichstherapie, Behandlungsziel) stand am Anfang der ESCMID-Initiative. Zu jedem Parameter führten zwei Gremiums-Mitglieder eine Literatursuche durch, bei widersprüchlichen Ergebnissen wurde ein drittes Mitglied hinzugezogen. Bei allen Entscheidungen galt die einfache Mehrheit, die Abstimmung erfolgt nach der GRADE-Methodik. Ziel ist es, die Behandlung von COVID-19-Patienten mit unterschiedlich schwerem Verlauf im ambulanten, stationären und intensivmedizinischen Bereich zu unterstützen.      

Die Negativ-Empfehlungen:

• Das Gremium spricht sich stark gegen die Gabe von Hydroxychloroquin, Ivermectin, Azithromycin, Colchicin, Interferon β-1a und kovalentem Plasma aus. Die Quality of Evidence (QoE): hoch für kritische Ergebnisse, unerwünschte Ereignisse oder 28-Tage-Sterblichkeit. Auch der Einsatz intermediärer Dosen von niedermolekularem Plasma bei kritisch erkrankten Patienten mit COVID-19 wird nicht empfohlen.

• Eine ungenügende Evidenz liegt für die Verwendung von Favipiravir vor und für eine antifungische Prophylaxe. Antibiotika sollten nicht routinemäßig bei COVID-19 verordnet werden, außer bei Verdacht oder Bestätigung von bakteriellen Koinfektionen oder Sekundärinfektionen.

Die Positivempfehlungen:

• Milder Verlauf in der Klinik
Vorbehaltlich wird Remdesivir empfohlen, dosiert anfangs mit 200mg i.v., dann mit 100mg täglich für fünf Tage.

• Schwerer oder kritischer Verlauf
Stark empfohlen werden Tocilizumab (QoE: moderat für Mortalität, hoch für mechanische Ventilation) und Kortikosteroide (QoE: moderat). Das gilt nicht für ambulante Patienten mit einem nicht kritischen Verlauf. Dosierungen: Tocilizumab 8mg/kg Körpergewicht (bis maximal 800mg) als i.v. Infusion über eine Stunde. Eine zweite Dosis kann 12‒24 Stunden später gegeben werden. Dexamethason wird mit täglich 6mg oral oder i.v. für zehn Tage oder bis zur Entlassung gegeben und ist für Patienten geeignet, die Sauerstoff erhalten. Vorbehaltlich empfohlen, jedoch nicht bei einer High-Flow-Nasenkanülen- Sauerstofftherapie, wird Remdesivir. Dosierung: anfangs 200mg i.v., danach 100mg täglich für fünf Tage.

Im beschleunigten Zulassungsverfahren der EMA befinden sich die Therapieschemata mit den Anti-Spike monoklonalen Antikörpern Bamlanivimab plus Etesevimab und Casirivimab plus Imdevimab. Die Kombinationen werden vorbehaltlich bei mildem Verlauf stationär und ambulant empfohlen, Casirivimab/Imdevimab bei schwerem/kritischem Verlauf. Die Guidelines sollen laufend ein Update erfahren, sobald neue Evidenz vorliegt. Dazu trifft sich das Gremium monatlich.

Bartoletti M et al., Clin Microbiol Infect 2021 Nov 22; S1198-743X(21)00634-0, DOI 10.1016/j.cmi.2021.11.007

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