Topisches Pimecrolimus kann bereits bei Säuglingen ab drei Monaten angewendet werden. Die Indikationsstellung für eine Systemtherapie wird durch die in der aktualisierten Leitlinie „Neurodermitis“ ergänzten Checklisten erleichtert. Und in der Erhaltungstherapie ist Tralokinumab niedrig dosiert nach ärztlichem Ermessen zugelassen.
Eine Filaggrin-Mutation äußere sich beim drei Monate alten Säugling durch trockene Haut am Rumpf und an den Streckseiten, berichtete Prof. Dr. med. Thomas Werfel (Hannover). Ob solche Gendefekte in der Hautbarriere für die Erstmanifestation der atopischen Dermatitis (AD) entscheidend sind und ob eine frühe topische Stärkung die Manifestationsrate senken kann, wird noch untersucht. Behandelt man eine schwere AD beim Säugling allerdings konsequent, kann sich das präventiv auf spätere Sensibilisierungen oder Atemwegserkrankungen auswirken. Gemäß der aktualisierten S3-Leitlinie „Allergieprävention“ sind bei manifester AD Interventionen zu erwägen, um die Exposition und Sensibilisierung gegenüber Hausstaubmilbenallergenen zu verringern. Für den Umgang mit Luftschadstoffen gilt: Die aktive und passive Exposition gegenüber Tabakrauch erhöht das Allergierisiko und ist deshalb zu vermeiden. Das gilt auch für Stickoxide, Ozon und Feinstaub mit einer Partikelgröße unter 2,5 μm, die das Risiko für Asthma erhöhen. Bei klinisch relevanten Sensibilisierungen gegen Milben, Katzenhaare oder saisonale Allergene mit respiratorischer Symptomatik kann die allergenspezifische Immuntherapie (AIT) auch bei der AD eingesetzt werden, nicht jedoch bei alleiniger Neurodermitis. Für die Beratung wichtig: Baden und Duschen sind nicht schädlich, weder in Bezug auf den Schweregrad noch die Symptome der Erkrankung, wie eine Metaanalyse zeigte [1]. Abhängig vom Schweregrad besteht bei der Atopie ein um ca. 50 % erhöhtes Risiko für eine Herpes-simplex-Infektion. Kinder mit AD und Erwachsene mit schwerer AD haben zudem ein erhöhtes Risiko für eine Zytomegalie-Infektion. Neben der Assoziation mit psychischen und Autoimmunerkrankungen ergaben epidemiologische Studien bei der Atopie eine signifikant höhere Prävalenz für Infertilität.
Neues in der Therapie
In der Basistherapie eignen sich Lotion, Creme, Gel oder Salbe bei Kindern und Kleinkindern gleichermaßen. Antiinflammatorisch wird topisch mit Klasse-II-Steroiden oder Calcineurin-Inhibitoren behandelt, wobei Pimecrolimus seit 2022 für Säuglinge ab drei Monaten zugelassen ist. Empfehlenswert ist eine proaktive Intervalltherapie 1- bis 2-mal wöchentlich über mehrere Monate. Der Leitlinie „Systemtherapie bei Neurodermitis 2022“ hängen angepasste Checklisten für Kinder und Jugendliche an; ausschließliches Kriterium bei Kindern ist eine schwere AD. Für Dupilumab wird die Zulassungserweiterung für Kinder unter sechs Jahren erwartet. In der relevanten Studie hatten in Kombination mit Hydrocortison über 16 Wochen signifikant mehr Kinder einen IGA von 0–1 sowie EASI-75. Tralokinumab zeigte eine verbesserte Wirkung in der Langzeittherapie (32 Wochen bzw. 2 Jahre); bei partieller Response kann es alle 14 Tage und länger als 16 Wochen eingesetzt werden. In der Erhaltungstherapie und nach Ermessen des Arztes sind 300 mg Tralokinumab alle 4 Wochen zugelassen. dcr
1 Hua T et al., Arch Dermatol Res 2021; 313: 729–735
Vortrag „Atopie und Ekzemerkrankungen“, 16. Dermatologie-Update-Seminar, Berlin/hybrid, November 2022