Diabetes, Antidiabetika und Depressionen +++ IV-Insulin gegen Hyperkaliämie +++ Übergewicht und Tod durch Prostatakrebs +++ Adhärenz bei Rückentraining +++ Metabolisches Syndrom: Erhöhtes Risiko für Magen-Darm-Krebs
Diabetes, Antidiabetika und Depressionen
Ziel vorliegender Registerstudie (116 699 Patienten mit Typ-2-Diabetes, 116 008 Personen ohne Diabetes) war die Analyse des Zusammenhangs zwischen Typ-2-Diabetes und Depressionen sowie der Einnahme von Antidiabetika. Die antidiabetische Medikation wurde kategorisiert in Insulin, Metformin, Sulfonylharnstoffe plus Glinide, Glitazone, DPP-4-Hemmer, GLP-1-Analoga, SGLT2-Hemmer und Acarbose.
Patienten mit Diabetes hatten ein höheres Risiko für Depressionen als Personen ohne Diabetes (Risikoquotient 1,14; 95%-Konfidenzintervall [KI] 1,14–1,15). Niedrige Dosen von Metformin, DPP-4-Hemmern, GLP-1-Analoga und SGLT2-Hemmern waren mit einem geringeren Depressionsrisiko verknüpft, wobei das Risiko bei Nutzern von SGLT2-Hemmern am geringsten war (Chancenverhältnis 0,55; 95%-KI 0,44–0,70). Die Einnahme von Insulin, Sulfonylharnstoffen und hochdosiertem Metformin war hingegen mit einem höheren Risiko für Depressionen assoziiert.
Fazit: Diabetiker haben ein erhöhtes Risiko für Depressionen; bei Anwendern spezifischer Antidiabetika war das Risiko geringer als bei Nutzern anderer Antidiabetika.
Kim I et al., Psychoneuroendocrinology 2022 Jun; 140: 105715
IV-Insulin gegen Hyperkaliämie
Hyperkaliämie ist eine Komplikation bei Patienten mit chronischer Nierenerkrankung oder akuter Nierenschädigung. Ein Behandlungsansatz ist die intravenöse (IV) Insulinverabreichung, um das Kalium intrazellulär zu verschieben.
Primärer Endpunkt einer Studie hierzu war die Hypoglykämie (Blutzucker < 70 mg/dl) nach Insulingabe. Zu den sekundären Endpunkten gehörten die Veränderung des Serumkaliumspiegels und das Auftreten schwerer Hypoglykämien.
Die 174 Patienten wurden in zwei Gruppen mit Insulin-Dosierungsschemata von 5 bzw. 10 Einheiten eingeteilt: Bei 8 von 87 Patienten (9,2 %) in der 5-Einheiten-Gruppe und bei 17 von 87 Patienten (19,5 %) in der 10-Einheiten-Gruppe traten Hypoglykämien auf. Es gab keinen Unterschied in der Häufigkeit schwerer Hypoglykämien oder in der Veränderung des Serumkaliumspiegels.
Fazit: Niedrige Insulindosen haben eine kaliumsenkende Wirkung und führen zu einem deutlichen Rückgang der Hypoglykämie-Episoden.
Verdier M et al., Aust Crit Care 2022 May; 35: 258–263
Übergewicht und Tod durch Prostatakrebs
Eine neue Studie zeigt die Assoziation von Adipositas mit tödlich verlaufendem Prostatakrebs. Dazu wurden bei 218 237 zu Studienbeginn krebsfreien Männern der Body-Mass-Index (BMI), der Gesamtkörperfettanteil, der Taillenumfang (WC) sowie das Verhältnis von Taille zu Hüfte (WHR) erhoben.
Während der Nachbeobachtungszeit von median 11,6 Jahren starben 661 Männer an Prostatakrebs. Die Risikoquotienten für Tod durch Prostatakrebs betrugen 1,07 pro um 5 kg/m2 erhöhten BMI; 1,00 pro 5%igen Anstieg des Gesamtkörperfettanteils; 1,06 pro 10-cm-Anstieg des WC und 1,07 pro Anstieg des WHR um 0,05.
Eine zusätzliche Metaanalyse prospektiver Studien umfasste 19 633 Todesfälle durch Prostatakrebs aufgrund erhöhten BMI, 670 aufgrund erhöhten Gesamtkörperfettanteils, 3 181 aufgrund erhöhten WC und 1 639 aufgrund erhöhten WHR; die kombinierten Risikoquotienten für die zuvor genannten Steigerungen betrugen 1,10; 1,03; 1,07 bzw. 1,06.
Fazit: Die Autoren stellten fest, dass Männer mit höherer Gesamtadipositas und zentraler Adipositas ein ähnlich hohes Sterberisiko für Prostatakrebs haben; ein gesundes Körpergewicht zu halten sei daher von besonderer Wichtigkeit.
Perez-Cornago A et al., BMC Med 2022 May 5; 20: 143
Metabolisches Syndrom: Erhöhtes Risiko für Magen-Darm-Krebs
Das metabolische Syndrom (MetS) beeinflusst das Risiko für Magen-Darm-Krebs. In früheren Studien fehlten jedoch Biomarkerdaten für die Klassifizierung des MetS. Ein Team von Gastroenterologen untersuchte die Zusammenhänge zwischen MetS und dem gastrointestinalen Krebsrisiko bei 366 016 Probanden der United Kingdom Biobank.
Während der Nachbeobachtungszeit von 7,1 Jahren traten 4 238 Fälle von gastrointestinalem Krebs auf. Das Vorliegen eines MetS zu Studienbeginn war mit einem höheren Gesamtrisiko für Magen-Darm-Krebs verbunden (Risikoquotient 1,21; 95%-KI 1,13–1,29). Das MetS war bei Frauen mit einem erhöhten Risiko für kolorektale Karzinome, Kolonkarzinome, Rektumkarzinome, hepatozelluläre Karzinome und Pankreaskarzinome assoziiert; bei Männern war das Risiko für Ösophagus-Adenokarzinome erhöht. Die Assoziationen für Darmkrebs und Bauchspeicheldrüsenkrebs unterschieden sich nicht nach dem polygenen Risikoscore (P-Heterogenität 0,70 bzw. 0,69).
Fazit: Die Studienergebnisse unterstreichen die Bedeutung einer guten metabolischen Gesundheit für die Verringerung des Krebsrisikos, und zwar unabhängig von der genetischen Veranlagung.
Clin Gastroenterol Hepatol 2022 Jun; 20: e1338–e1352
Adhärenz bei Rückentraining
Die vorliegende Studie untersuchte, ob hochintensives Intervalltraining (HIIT) und kontinuierliches Training mit moderater Intensität (MICT) bei Menschen mit unspezifischen chronischen Rückenschmerzen eine vergleichbare Adhärenz und Durchführbarkeit aufweisen. Für die randomisierte, einfach verblindete Machbarkeitsstudie wurden 45 Teilnehmer im Alter zwischen 29 und 69 Jahren rekrutiert. Die Probanden trainierten 12 Wochen lang 30 Minuten auf einem Fahrradergometer; eine Gruppe absolvierte HIIT und die andere MICT.
Die Adhärenzrate betrug 94 % in der HIIT-Gruppe gegenüber 96 % in der MICT-Gruppe. Ähnliche Ergebnisse zeigten sich bei der empfundenen Annehmlichkeit der Übungen sowie der Bereitschaft, das Training fortzusetzen. Beide Gruppen verbesserten sich in Bezug auf Schmerzen und Behinderungen.
Fazit: Es konnten keine Unterschiede hinsichtlich der Adhärenzraten festgestellt werden. HIIT ist bei unspezifischen chronischen Kreuzschmerzen ebenso gut durchführbar wie MICT.
Cerini T et al., Arch Physiother 2022 May 2; 12: 12