Das Cushing-Syndrom ist durch eine chronische Überexposition des Körpers gegenüber hohen Cortisolspiegeln charakterisiert. Für die Praxis ist es wichtig, die spezifischen Symptome des Cushing-Syndroms zu erkennen, um eine frühzeitige Überweisung an die Endokrinologie zu ermöglichen.
Das Cushing-Syndrom ist eine sehr seltene Stoffwechselerkrankung, die verschiedene Ursachen haben kann. Die häufigste Ursache ist die Einnahme von exogenen Glukokortikoiden, die oral, inhalativ, als Injektion oder topisch in Cremes und Salben verabreicht werden. Ein endogenes Cushing-Syndrom entsteht durch eine Hypersekretion von Cortisol. Entweder ACTH-unabhängig durch adrenalen Tumor oder ACTH-abhängig wie beim ektopischen Cushing oder Morbus Cushing. Morbus Cushing ist für 60–70 % aller Fälle verantwortlich und wird durch ein Hypophysenadenom ausgelöst. Die Erkrankung tritt bei Frauen 3- bis 4-mal häufiger auf und ist mit einer erhöhten Morbidität und Mortalität verbunden [1].
Die anhaltende Überproduktion von Cortisol hat oft verheerende Auswirkungen auf das Leben der Patientinnen und kann sich in verschiedenen Organsystemen manifestieren. Zu den charakteristischen klinischen Zeichen gehören [1]:
Darüber hinaus verursacht erhöhtes Cortisol Hyperglykämie, abnormen Proteinabbau, Immunsuppression, neurokognitive Veränderungen sowie Bluthochdruck und Hypokaliämie [2].
Ein endogenes Cushing-Syndrom ist oft unterdiagnostiziert, da die Symptome sehr unspezifisch sind. Dass Patientinnen erst bis zu 4,6 Jahren nach Auftreten der Symptome diagnostiziert werden, ist deshalb keine Seltenheit. Ein Verdacht entsteht häufig erst in der Kombination der verschiedenen Symptome und sollte dann immer endokrinologisch abgeklärt werden. Ohne adäquate Behandlung kann das Cushing-Syndrom zu einer Reihe von schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen führen, darunter [1]:
Diagnostik
Die Diagnose eines Cushing-Syndroms erfordert eine sorgfältige Anamnese, körperliche Untersuchung und laborchemische Tests [3]. Zunächst sollte die Einnahme exogener Glukokortikoide ausgeschlossen werden. Bei Patientinnen mit Adipositas, metabolischem Syndrom, polyzystischem Ovarsyndrom, unkontrolliertem Diabetes und Essstörungen wie Anorexia nervosa kann es zu einem leichten Anstieg des Plasmacortisols kommen. Biochemische Initialtests umfassen den 1-mg-Dexamethason-Suppressionstest, die Bestimmung des freien Cortisols im 24-Stunden-Urin sowie den Mitternachtsspeichel-Cortisol-Test. Zur Diagnose des Cushing-Syndroms werden 2–3 Messungen für jede Patientin empfohlen [3].
Therapie
Als Erstlinientherapie eines endogenen Cushing-Syndroms gilt die Operation der ACTH- oder Cortisol-produzierenden Tumoren. Ist eine OP nicht möglich oder erfolgreich, kann eine medikamentöse Therapie, z. B. mit Osilodrostat, gestartet werden [1]. Osilodrostat (Isturisa®) ist zugelassen zur Behandlung des endogenen Cushing-Syndroms bei Erwachsenen [4]. In der prospektiven, multizentrischen Studie LINC 4 über 48 Wochen mit 73 Patienten und Patientinnen zwischen 18 und 75 Jahren mit bestätigtem persistierenden, rezidivierenden oder De-novo-Morbus Cushing erreichten signifikant mehr Teilnehmende unter Verum ein Ansprechen als unter Placebo (primärer Endpunkt, freies Cortisol im Urin im Normbereich, in Woche 12: 77,1 % vs. 8 %, p < 0,0001) [5]. Der Cortisolspiegel blieb auf konstant niedrigem Niveau, was einen positiven Effekt auf kardiovaskuläre und metabolische Parameter hatte und zu mehr Lebensqualität führte, darunter weniger Depressionen. Die LINC-4-Extensionsstudie untersuchte Langzeit-Wirksamkeit und Sicherheit von Osilodrostat [6]. Am Ende der Extensionsphase hatten 72,4 % der Patientinnen und Patienten einen Urin-Cortisolwert im Normbereich. Osilodrostat sorgte damit für eine langfristige Kontrolle der Cortisolsekretion, die mit einer nachhaltigen Verbesserung der klinischen Anzeichen und körperlichen Manifestationen des Hypercortisolismus verbunden war [6].
Gynäkologinnen und Gynäkologen spielen eine zentrale Rolle bei der Identifizierung betroffener Patientinnen, insbesondere durch das Erkennen von Symptomkombinationen und Menstruationsstörungen. Eine schnelle Überweisung an die Endokrinologie ermöglicht eine zeitnahe Diagnostik und Therapie, die essenziell sind, um die Prognose der Patientinnen zu verbessern und schwerwiegende Komplikationen zu verhindern.
www.thisiscushing.com: Informationsportal für medizinische Fachkreise und Patient:innen, um mehr über das Cushing-Syndrom zu erfahren.
Impressum
Redaktion und Konzept: Dr. rer. nat. Reinhard Merz
MiM Verlagsgesellschaft mbH (Neu-Isenburg)
Mit freundlicher Unterstützung der Recordati Rare Diseases Germany GmbH (Ulm)
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