Die AGO Kommission Mamma empfiehlt die Therapie mit Tucatinib, Trastuzumab und Capecitabin mit ++. Der befürchtete „Stau am HER2 Rezeptorstatus“, so Prof. Dr. med. Diana Lüftner (Berlin) auf dem diesjährigen virtuellen AGO-Symposium, gebe es nicht mehr. Mit Tucatinib, einem Rezeptor-Tyrosinkinase-Inhibitor, steht für HER2-positive Patientinnen mit metastasiertem Mammakarzinom eine neue Therapieoption zur Verfügung.
Die HER2Climb-Studie hatte bereits am San Antonio Breast Cancer Meeting 2019 viel Aufmerksamkeit erlangt. Darin erhielten 612 Patientinnen mit nicht resezierbarem lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem HER2-positivem Mammakarzinom Trastuzumab und Capecitabin entweder mit Tucatinib oder mit Placebo. Im Tucatinib-Arm zeigte sich eine signifikante Verlängerung des OS (HR 0,66; p = 0,005). Nach der postneoadjuvanten T-DM1-Behandlung treten bei 10‒50% der Patientinnen Rezidive und Metastasen auf, die Hälfte davon im ZNS.
Nach T-DM1-Vorbehandlung zeigt Tucanitib vor allem bei dem „Sorgenkind“, so Prof. Dr. med. Michael Untch (Berlin), der Subgruppe der ZNS-metastasierten Mammakarziomen, gute Erfolge. Innerhalb der Gruppe der Patientinnen mit aktiven Hirnmetastasen (n=174) wurde eine signifikante Verlängerung des PFS (HR 0,36; 95%- KI 0,22–0,57; p<0,0001) und des OS (HR 0,49; 95%-KI 0,30–0,80; p=0,004) gesehen. Die Therapie mit Tucatinib sei im klinischen Alltag gut handhabbar. In der Kombination der drei Substanzen Tucatinib, Trastuzumab und Capecitabin ist ein Management der Diarrhoe und des Hand-Fuß-Syndroms notwendig. Ergänzende Daten aus der HER2Climb-Studie legen dar, dass Tucatinib die Zeit bis zur Verschlechterung der Lebensqualität signifikant verlängerte. Untch: „Tucatinib bildet die Rettungsgasse durch den Stau.“
Industriesymposium „Tucatinib++ im Kontext der aktuellen AGO Leitlinien 2021“ (Veranstalter: Seagen Germany GmbH), Kongress Gynäkologische Onkologie (AGO-Kongress), München 2021